Beurteilungskriterien für Krankenpflegeschüler

Ute

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04.02.2002
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1.736
Ort
Hannover
Beruf
Krankenschwester, Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege (FLP)
Akt. Einsatzbereich
Zur Zeit in der Elternzeit
Funktion
Study nurse
Wie könnten Beurteilungskriterien für Krankenpflegeschüler aussehen?

Fachliche Kompetenz?
 
Hallo Ute!

Der Beurteilungsbogen in unserem Haus sieht vor, dass der Mentor in einer sogenannten Qualitätsleiste in fünf Abstufungen Kreuze setzen soll. Das heisst: ++, +, 0, -, --. Die 0 entspricht dabei dem Ausbildungsstand des Schülers bzw. angemessenem Verhalten, ++ oder + Abweichungen in die positive, - oder-- Abweichungen in die negative Richtung. (Soll nicht den Schulnoten entsprechen)

Beurteilt werden 12 Kriterien (auch der Inhalt der Klammern steht dauf):
1. Interesse am Beruf und am Arbeitsgeschehen auf Station
2. Arbeitsbereitschaft (z.B. Pünktlichkeit, Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit)
3. Verhalten zu Mitarbeitern, Vorgesetzten und Mitschülern
4. Arbeitsgestaltung (Organisation, Planung der Pflege bzw. die Integration in die Arbeitsabläufe)
5. a) Durchführung bzw. Fachkompetenz in der allgemeinen Pflege
5. b) Durchführung bzw. Fachkompetenz in der speziellen Pflege
6. Beziehungsebene zu den Patienten (Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Wahrung der Intimsphäre)
7. Beachtung hygienischer Grundregeln (z.B. Dienstkleidung, Schmuck, Händedesinfektion, Umgang mit Wäsche, Einhalten steriler Prinzipien)
8. Umgang mit dem Dokumentationssystem und Weitergabe wichtiger Beobachtungen und Informationen
9. Vermögen auf unvorhersehbare Situationen zu reagieren
10. Umsetzung medizinischer Anordnungen (z.B. Visitenausarbeitung)
11. Wirtschaftlichkeit in Materialverbrauch und Arbeitstempo
12. Erledigung von Aufräum- und Routinearbeiten

Unter diesen "Überschriften" kann der Mentor Beispiele nennen oder etwas konkret beurteilen.

Am Ende des Bogens gibt es folgende Spalten:
- Stärken des Schülers
- Schwächen des Schülers
- Fördervorschläge/Lernziele
- Kommentar/Gesamteinschätzung

Darüber hinaus haben wir auf Station bestimmte Formlierungen aufgeschrieben, die auf den jeweiligen Schüler individuell angepasst werden. Es hat ein bisschen Arbeitszeugnischarakter.
Interessierst du dich dafür auch?


Grüße von Trine
 
Hi Trine!

Mich würde das sehr interessieren!

+lg, david
 
Hallo Trine,

ich habe auch Interesse daran.

Gruss aus Kassel
 
Hallo Trine,

würde mich auch sehr interessieren.
Beurteilungen schreiben ist nicht immer leicht, vor allem, wenn das Ergebnis nicht gut sondern eher nur ausreichend oder befriedigend ist.
 
Okay, setzt euch bequem hin, nehmt euch einen Kaffee und los geht's:
Die + und - Zeichen sind analog unserer oben beschriebenen Qualitätsleiste

1.) Interesse am Beruf und Arbeitsgeschehen auf Station
++ am Beruf und Arbeitsgeschehen sehr interessiert, sehr motiviert
bzw.
++ sehr großes Interesse am Fachgebiet xy
+ am Beruf und Arbeitsgeschehen sehr interessiert
0 am Beruf und Arbeitsgeschehen interessiert
- wenig Interesse am Beruf und Arbeitsgeschehen
-- gleichgültige Haltung zum Beruf und Arbeitsgeschehen

2.) Arbeitsbereitschaft (z.B. Pünktlichkeit, Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit)
++ stets pünktlich, sehr hohe Einsatzbereitschaft, ausgesprochen zuverlässig und gewissenhaft
+ stets pünktlich, hohe Einsatzbereitschaft, zuverlässig
0 pünktlich, angemessene Einsatzbereitschaft, zuverlässig
- manchmal unpünktliches Erscheinen, wenig Einsatzbereitschaft -
-- unpünktlich, kaum Einsatzbereitschaft, unzuverlässig

3.) Verhalten zu Mitarbeitern, Vorgesetzten und Mitschülern
++ stets korrekt/höflich/freundlich/hilfbereit/gradlinig/sachlich/sehr
kollegial
+ stets korrekt, zuvorkommend, freundlich
0 korrekt
- meist korrekt, launenhaftes Verhalten
-- unangebrachte Wortwahl

4.) Arbeitsgestaltung (Organisation, Planung der Pflege bzw. Aufgaben und die Integration in die Arbeitsabläufe)
++ reibungslose Integration in die Arbeitsabläufe, gestaltet die Pflege
eigenständig und gut strukturiert
+ integriert sich in die Arbeitsabläufe, kann die Pflege und weitere
Aufgaben gut organisieren
0 braucht etwas Zeit, um sich in die Arbeitsabläufe und die Pflege zu integrieren
- hatte mit der Integration in die Arbeitsabläufe (Pflege, Organisation Schwierigkeiten
-- konnte sich nicht in die Arbeitsabläufe einfinden, die Pflege machte unorganiserten und ungeplanten Eindruck

5a.) Durchführung der allgemeinen Pflege
++ für den Ausbildungsstand ausgezeichnet bzw. über den Ausbildungsstand hinausgehende Kenntnisse und Fertigkeiten
+ für den Ausbildungsstand voll angemessen
bzw. oder ergänzend
+ zeigte ein hohes Maß an Kreativität zur Ressourcenförderung der Pat.
0 für den Ausbildungsstand angemessen
- Pat. waren z.T. nicht ausreichend versorgt, da die Maßnahmen z.T. unvollständig (oder ungeplant) waren
-- es zeigten sich deutliche Mängel bei der allgemeinen Pflege
bzw.
-- ein Hindernis waren Lücken im theoretischen Hintergrundwissen

5b.) Durchführung der speziellen Pflege
++ die Durchführung von ...... wird sicher und einwandfrei beherrscht
+ konnte Erlerntes gut umsetzen
0 dem Ausbildungsstand angemessen
- die Durchführung wirkte unsicher, oft durch mangelndes Hintergrundwissen
-- es zeigten sich deutliche Defizite, die dem Ausbildungsstand nicht entsprechen

6.) Beziehungsebene zu den Patienten (Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Wahrung der Intimspähre)
(der Punkt kann meist gut beurteilt werden, daher keine Stufen)
++ achtet sehr genau auf die Wahrung der Intimphäre
++ zeigt ein ausgesprochen hohes Maß an Einfühlungsvermögen
++ nimmt mühelos Kontakt mit Pat. auf
++ sehr gut im Beziehungsaufbau, -gestaltung
++ sehr gutes Nähe-Distanz-Verhältnis

7.) Beachtung hygienischer Grundregeln (z.B. Dienstkleidung, Schmuck, Händedesinfekion, Umgang mit Wäsche, Einhalten steriler Prinzipien)
++ achtet sehr genau und sicher auf die allgemeine Hygiene
+ beherrscht die hygienisches Grundregeln
0 kennt die hygienischen Grundregeln
- kann die hygienischen Grundregeln nicht immer sicher anwenden
-- achtet kaum auf die hygienischen Grundregeln

8.) Umgang mit dem Dokumentationssystem und Weitergabe wichtiger Beobachtungen und Informationen
++ Dokumentation sicher, korrekt, vollständig, selbständig
+ Dokumentation korrekt, vollständig
0 benötigt bei der Dokumentation noch Hilfen
- die durchgeführten Tätigkeiten wurden oft nicht dokumentiert
-- die Dokumentation wurde völlig außer acht gelassen
++ gibt jede Auffälligkeit und Information sofort weiter
+ gibt Auffälligkeiten und Informationen weiter
0 gibt Auffälligkeiten und Informationen meist weiter
- leider wurden Auffälligkeiten und Informationen nicht immer weitergegeben
-- gab Auffälligkeiten und Informationen nicht weiter

9.) Vermögen auf unvorhersehbare Situationen zu reagieren
(beachte: nicht nur Reanimationen, sondern auch eine Änderung im Pflegeplan/Pflegeablauf: z.b. Schüler will Pat. bis acht gewaschen haben, er erkennt, dass es dem Pat. schlecht geht und weicht von seinem Plan ab und veranlasst weitere Maßnahmen bzw. informiert weitere Personen)
++ kann in unvorhersehbaren Situationen improvisieren
bzw.
++ kann auf Veränderungen bei Pat. individuell un adäquat reagierten
+ zeigt bei solchen Situationen noch leichte Nervosität, Reaktion aber korrekt
0 dem Ausbildungsstand angemessen
- ist sich in vielen Situationen noch unsicher, kann nicht auf solche Situationen reagieren (z.B. wegen fehlender Kenntnisse)
-- ist mit Abweichungen vom Normalfall überfordert

10.) Umsetzung medizinischer Anordungen (z.B. Visitenausarbeitung)
++ mitdenkend, kompetent, sicher
+ benötigt bei seltenen Anordnungen Hilfestellung, fragt bei Unsicherheiten sofort nach
0 benötigt noch Hilfestellung beim Ausführen von Anordnungen, dem Ausbildungsstand entsprechend
- konnte viele (einfache) Anordnungen nicht korrekt umsetzen
-- der Lernerfolg war dem Ausbildungsstand nicht angemessen

11.) Wirtschaftlichkeit im Materialverbrauch und Arbeitstempo
++ nimmt sich bei geringem Arbeitsaufkommen viel Zeit für einzelne Pat.
+ passt Arbeitstempo dem Arbeitsaufkommen an
0 kann Arbeitstempo dem Arbeitsaufkommen anpassen
- versuchte Arbeitstempo dem Arbeitsaufkommen anpassen
-- konnte sich bei schwankendem Arbeitsaufkommen nicht anpassen
++ zeigt sehr große Umsicht bei Materialverbrauch
bzw.
++ setzt vorhandene Materialien umsichtig und sinnvoll ein
+ setzt Materialien sinnvoll ein
0 setzt Materialien meist sinnvoll ein
- setzte oftmals Materialien nicht entsprechend der benötigten Menge ein
-- geht zu großzügig mit den Materialien um

12.) Erledigung von Aufräum- und Routinearbeiten
++ stets selbständig und ohne Aufforderung
+ selbständig
0 meist selbständig
- nach Aufforderung
-- übersieht die täglichen Aufräum- und Routinearbeiten



So, es wird bei den Beurteilungen aber nicht nur fleißig abgepinnt, sondern jeder Punkt individuell gewürzt und falls möglich und erforderlich (besonders bei Minus-Beurteilung) mit Beispielen versehen.


Punkt Stärken des Schülers: z.B. Kritikfähigkeit, Kontakt zu Pat.
Punkt Schwächen des Schülers: z.B. nicht kritikfähig, oberflächlich
Punkt Fördervorschläge/Lernziele: Dinge, die wiederholt werden müssen
Punkt: Kommentar/Gesamteinschätzung: kleine Zusammenfassung und ein bisschen blabla: alles Gute, viel Erfolg, komm bald wieder etc.

Alles klar?
 
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Reaktionen: Peterine
Hallo,

vielen Dank für Deine Mühe, damit kann ich sehr viel anfangen !!!

DANKE
ute
 
Hi!

Ich danke auch. Habe zur Zeit eine Schülerin, mit der wir nicht ganz klarkommen, weil sie sang- und klanglos irgendwie durchschwimmt ohne viel am ganzen Betrieb teilzunehmen. Die Arbeiten macht sie allerdings gewissenhaft und korrekt. Trotzdem fehlt da etwas entscheidendes ist sich das Team einig.
Unser Beurteilungsbogen deckt die ganzen "Soft-Skills" aber nicht wirklich ab.

Ich hab ihr jetzt Trines Beurteilungsbogen vorgelegt, damit sie sich anhand der Punkte selbst mal einschätzt (nachdem sie sonst nicht allzu viel von sich hergibt). Das war glaub ich für alle Seiten extrem hilfreich.

+lg, david
 
Beurteilungskriterien

Hallo danke für den Beitrag er hat auch mir weitergeholfen.
Ich bin ja erst neu als Mentorin und tue mich auch schwer in Formulierungsangelegenheiten.
Gibt es evt. noch mehr Anregungen /links ?
Ich hab mich im Net mal durchgesucht aber nix brauchbares gefunden.
und ich will doch die "Pröbchen" gut formulieren:wink1:
Wir haben einen Gesprächsleitfaden vom Haus bekommen.
Darin sind Punkte wie:
Arbeitstempo
manuelle Geschicklichkeit
Organisationsfähigkeit
Ordnung
Qualität
einstellung zum Beruf/zur arbeit
Ausdauer-Belastbarkeit
Konzentration Merkfähigkeit
Verantwortungsbewußtsein
persönliches erscheinungsbild
Teamfähigkeit....
Ich suche sozusagen die konkrete Beschreibung der Abstufungen der Merkmale
also sehr gut bis schlecht .
einige Anregungen konnte ich mir ja schon entnehmen,aber sorry mein Interesse ist noch nicht gesättigt.hoffe auf Verständniss und Ideen:thinker:
 
@ Nolia:
Google mal mit "Arbeitszeugnis".
Mit etwas Suchen hab ich die Abstufungen da auf ner Seite auch gefunden, ist allerdings schon ne Weile her - weiß deshalb auch nicht mehr den Namen der Seite.:knockin:

LG, Aki
 
Hallo zusammen!

Ich schreibe zur Zeit an einer Diplomarbeit im Bereich Pflegedienste und bräuchte evtl. eure Hilfe.
Wie bzw. an welchen Größen könnte man denn die fachliche Kompetenz einer Pflegekraft messen? Was sind denn da wichtige Punkte? Die Beurteilungskriterien weiter oben sind schon mal ein erster guter Gedanke gewesen, sind aber noch zu sehr auf eine allgemeine Beurteilung ausgelegt ...

Danke für eure Mithilfe!

Gruß,
Tom
 
Fachliche Kompetenz besteht ja meiner Meinung nach aus Wissen und dem daraus entstehendem Handeln! Und jetzt meine Frage! Wie willst Du Wissen und Handlung messbar machen! Meine einzige Idee wäre da eine Art Klausur für Pflegekräfte! Aber wie die ausfallen wird kannst Du Dir ja vorstellen! ;-)

Ergebnis: FACHLICHE KOMPETENZ IST NICHT MESSBAR


MfG Oliwaes
 
Ob ich Fachwissen habe oder nicht, ist nicht festzustellen? Da bin ich aber anderer Ansicht...
 
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Ob ich Fachwissen habe oder nicht, ist nicht festzustellen? Da bin ich aber anderer Ansicht...

Vollkomen richt! Das kann man feststellen! Aber nicht messbar machen! Wie willst Du Fachwissen in einem gemessenen Wert angeben?
 
Ähnlich wie beim Intelligenztest (also in Relation zum Durchschnitt)?

Man vergleicht doch unbewusst sowieso. Die Schüler mit den Vorgängern auf dem gleichen Ausbildungsstand, die langjährigen Kollegen mit den Neuzugängen....

Jetzt das ganze in eine groß angelegte Prüfung und wir haben die Messlatte.

Wär ein ganz interessantes Forschungsobjekt. Gab's im kleineren Rahmen übrigens schon. Als Palliative Care Quiz. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8708208


 
Ich sehe schon Claudi, wir reden hier ziemlich aneinander vorbei. es stimmt alles was Du schreibst! Dennoch ist Fachwissen nicht MESSBAR. Das heißt man kann es nicht in einer messbaren Einheit angeben. Es sei denn, Du weißt da was! :cheerlead:
 
Ehe wir hier Dipfeles-******erei betreiben (das System zensiert meine Mundart, meint: ehe wir allzu kleinlich werden): Ob und in welchem Umfang Fachwissen oder Fachkompetenz vorhanden ist, ist anhand verschiedener Kriterien beurteilbar und auch vergleichbar. Mehr ist, denke ich, auch nicht nötig.
 
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Hallo Trine,
ganz lieben Dank für deinen Beitrag :daumen:. In dem Thema bin ich eher unerfahren und da hat mir dein Beitrag mit den Formulierungshilfen wirklich mehrfach sehr geholfen.
 
Trine, die 2007 zuletzt online war. :cheerlead:
 

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