Bereitschaftsdienst und der Tod eines guten Freundes

Angel78

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74
Alter
44
Ort
Niedersachsen
Beruf
Pflegedienstleitung ambulant
Akt. Einsatzbereich
Ambulanter Pflegedienst
Funktion
Pflegedienstleitung
Hallo Leute,

mir schwirt seit einiger Zeit ein Gedanke durch den Kopf. Mir ist folgendes passiert, ich arbeite in der Anästhesie und hatte Wochenendbereitschafsdienst. Da wurde uns angekündigt das gleich ein Mann mittlere Alters, Zustand nach Verkehrsunfall, Polytrauma eingeliefert werden sollte, ich ging mit dem Diensthabenen Anästhesisten nach unten zur Entgegennahme, es sollte ein CT gemacht werden und danach sollte Pat. auf die ITS verlegt werden. Pat hatte keine Papiere dabei, daher war der Name noch nicht bekannt. Wir sind im CT angekommen Asystolie, wir beiginnen mit der Rea, nach einer Stunde wieder Sinus, Arzt bricht das CT ab und sagen wir sollen gleich auf die ITS, als wir dann im Fahrstuhl waren, gab mir die Schwester aus der Notaufnahme seine Adresse und seinen Namen mit. Er war ein Freund von mir, doch ich habe ihn nicht erkannt, zumal war er auch Pfleger und hat mit mir im OP gearbeitet, wir sind hoch auf ITS und dort hatte er abermals Asystolie und ist dann auch verstorben. Er war mit meiner Freundin zusammen die nebenan im Schwesterwohnheim lebte und schon auf ihn wartete, ich bin dann rüber und habe ihr gesagt was passiert ist, ebenso habe ich es meinen Arbeitskolleginnen vom OP erzählt.

Hier nun meine Frage: Ist euch schonmal sowas ähnliches passiert? Und wenn ja wie geht ihr damit um?
 
das tut mir so leid

Hallo ! :wavey:

Erstmal tut mir das total leid, was dir passiert ist! :troesten:

Jedoch kann es nun mal passieren, dass auch Freunde in das Kh eingeliefert werden in dem man arbeitet. :weissnix:
Ich habe mich u.a auch deswegen nicht für das direkt nächste KH von mir aus entschieden.
Ich bin ein sensibler Mensch und komme mit den Schicksalen von anderen eher klar als wenn es mich persönlich betrifft.

Ich war auch froh, denn mein Opa kam letztens ins Kh (ihm geht es wieder gut, er ist wieder raus) und wenn ich dann zufällig auf der Station gewesen wäre usw hätte ich sicher daran zu knacken gehabt.

Da ich aber mehrere Stellen zur Auswahl hatte, habe ich mich für KH was ein paar Kilometer weiter weg ist entschieden.
Ab 01.10 werde ich dann sehen, ob es die richtige Entscheidung war. :fidee:

Dir möchte ich noch sagen, dass du den Kopf nicht hängen lassen sollst. ich weiß, dass ist ein Schock usw, aber du kannst es nicht ändern und so was kann jeden treffen...das gehört wohl leider auch zum Leben dazu.
ich hoffe du kommst darüber hinweg und denkst jetzt nicht ans aufhören, weil du nix tun konntet usw.

Liebe Grüße Sonnenblume :flowerpower:
 
Hi Angel78,
so eine Situation ist richtig ****e!
Ich mache auch BD´s und bin bei der Erstversorung im Schockraum dabei.
Meine Kumpels und ich fahren Motorrad. Jedes mal wenn es heißt: Polytrauma Motorrad, hoffe ich, daß es kein Kumpel von mir ist!
Zum Glück hatte ich die Situation nicht, ich weiß auch nicht wie ich reagieren würde, denn der psych. Druck ist enorm hoch, wenn man seine Leute oder Bekannte auf dem Tisch liegen sieht.

Ich war bei der Notsektio meiner Frau mit im Saal und hatte Tachykardien und eine Systole um die 200, obwohl ich schon vorher selbst Narkosen bei Notsektion mitgemacht habe.
Es ist halt immer was anderes wenn es einen selber betrifft.

Wenn man jemanden hat, mit dem man über solche Situationen reden kann und der gut zuhören kann .... !
Dazu kann so ein Forum dienen bzw. der Partner, bester Freund usw.

LG Tobias
 
Ich kann das gut nachvollziehen...und nur der gedanke daran läßt meine vergangenheit mich wieder einholen.....
nur damals war es mein freund. und ich im 4.monat schwanger....ein autounfall auf dem weg nach haus..wo er nie angekommen ist, sondern in der klinik damals wo ich arbeitete......es war und ist die hölle.....
mein tip: sprich mit vertrauten leuten darüber , sonst läßt es dich nie los.....
ich wünsch dir alles gute...
 
Ein ähnlicher Fall beschäftigt auch mich, und der Verwandte verstarb eine Woche nach Rea bei mir im Nachtdienst, nach Organexplantation. Und was mich immer etwas beruhigt ist mein Wissen, dass ich alles in meiner Macht stehende als letzten "Gefallen"für ihn tun konnte. Auch der Familie tat es gut zu wissen, dass nicht nur Fremde um ihn waren.
Rede drüber, es wird besser werden.:up:
 
Es ist immer schwer Angehörige oder Freunde auf Station liegen zu haben oder wenn sie dann noch dort versterben. Das weiß ich leider aus eigender Erfahrung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass einen Reden doch sehr erleichtert. Wenn man nicht drüber reden kann könnte man auch Briefe oder Gedichte schreiben/ neue Hobby`s suchen oder alte Hobby`s vertiefen. Ich denke jeder geht anders mit dieser Syturation um, deshalb gibt es leider kein Rezept für die Verarbeitung solcher Syturationen.
Wenn man merkt, dass man alleine nicht damit fertig wird, solte man sich Psychologische Hilfe holen.(das kann bis zu Depression führen)

Lindarina
 
Danke

Hallo Leute,

Ich möchte euch danken für die aufmunternden Worte. Es ist allein schon gut zu wissen, das es auch andere Leute gibt, die auch schon mal sowas erlebt haben. Ich find es schön das es dieses Forum gibt und das man hier nicht nur Gedanken austauschen kann.

Ciao Angel
 

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