Hallo Janine,
ja, an meine Abschlussprüfung kann ich mich noch sehr lebendig erinnern, auch wenn es nun schon ein paar Jahre her ist. Irgendwie kam alles ganz anders als erwartet. Ich habe die praktische Prüfung auf einer großen Internistischen Station abgelegt. Ich hatte eine richtig gute Mentorin, welche mich auf die Prüfung vorbereitet hat. Gut gerüstet war ich auch durch mehrere Einsätze in der ITS und Anästhesie, das fachliche war eher weniger mein Problem. Doch ich bin jemand sehr ruhiges, der auch eine wahnsinnige Angst vor Prüfungen hat. So kam ich wenige Wochen vor meiner Prüfung auf die Innere. Meine Mentorin erkannte recht schnell die „Schwachstellen“ und so machten wir uns gemeinsam ans Werk.
Die praktische Prüfung fand bei uns an zwei Tagen statt. Ruhig und zuversichtlich kam ich am ersten Tag zum Schreiben der Pflegeplanung. Als ich erfuhr, dass ich zwei Zweibettzimmer zu betreuen hatte fiel mir schon ein großer Stein vom Herzen. Der erste Tag lief wirklich recht gut, am Abend war ich sogar noch bei Freunden zu einem netten Abend.
Doch oh Schreck am nächsten Morgen. Ich war bei zeitig genug da, kontrollierte das eine oder andere noch einmal. (Bettenwagen ....) Der Nachtdienst war recht aufgeregt und beschäftigt – was konnte das wohl bedeuten? Einer meiner zu betreuenden Patientinnen ging es plötzlich sehr schlecht, obwohl sie eigentlich bald in eine Rehaeinrichtung verlegt werden sollte. Und da rollte auch schon die Prüfungskommission an. Zu Beginn ein paar Fragen über den Ablauf und dann ging’s so richtig los. Im ersten Zimmer lief alles glatt, die Patienten waren sehr selbständig, Puls, Blutdruck, hier eine Injektion, da betten, Staubwischen und ab raus. Doch im Nachbarzimmer war es derweil sehr gruselig. Bei öffnen der Tür mahnt die Stimme einer Physiotherapeuten wir können da jetzt nicht rein da sie gerade eine Patientin beübt und diese momentan entkleidet sei. Was nun meine ganze Planung war über den Haufen und eigentlich hatte ich auch der Physiotherapie Bescheid gesagt, dass an diesem Morgen hier eine Prüfung stattfindet!.... Nun war sie wieder da, diese verfluchte Angst und die ganze Meute im Nacken. Ein Kompromiss lies sich finden, daweile bereitete ich das Infusionsprogramm vor, was einiges „Mischen und Panschen“ erforderte und da fand ich auch erst mal halt weil hier konnte man ja jede Menge Fachliches erzählen . Doch irgendwann war ich damit fertig und meinem „Katastrophenzimmer“ ging es nicht besser und dem Zeitplan leider auch nicht. Hier stand noch die Grundpflege an doch der Patientin ging es einfach richtig schlecht - Kreislaufprobleme, Angst ...., ich hätte ihr einfach nur das Gesicht gewaschen und aus, doch durch das Übergeben und ... war das Waschen und Bettbeziehen auf jeden Fall erforderlich. Und es stank, die Patientin wollte das Fenster auf, was aber beim Waschen schlecht geht, somit war meine scheinbare Selbstsicherheit entgültig dahin. Gerade war das Bett frisch bezogen, da kam der nächste Schwall, wieder musste ich das Bett beziehen und - oh je - ich lies die schmutzige Wäsche fallen und engagierte alle - auch die Prüfer. Das war wirklich gar keine gute Idee. Na ja inzwischen wartete die Visite auf mich ..... Noch mal Blutabnehmen, eine kurze Dokumentation und die Visite ausarbeiten. Verbandwechsel– egal was ich auch tat, ich war nahe am weinen und innerlich zitterte ich mächtig.
Irgendwann war dann endlich alles vorbei. Das war das „Ergebnis“ von einer Prüfung, wo alle im vorhinein dachten, ich würde da locker mit eins abscheiden. Mir kam es so vor, als ob ich durchgefallen wäre, doch mein Blickwinkel entsprach nicht mehr ganz dem Realen.
Heute schauen ich und meine Kommilitoninnen auf diesen Tag recht schmunzelnd zurück. Doch ich denke, man sollte auch mal darüber sprechen was ist, wenn es dem Patienten schlecht geht oder andere unvorhersehbare Zwischenfällen während einer Prüfung eintreten, so dass man in diesen Situationen etwas mehr Routine hat. Damals hätte ich mir gewünscht, dass sich das Prüfungsteam auf die wirklich nötigsten Personen reduziert und nicht Mentor, Prüfer, Hospitantin und OS mir mit folgten.
Im Alltag erlebt man ja immer wieder kleinere aber größere Zwischenfälle im halben Chaos, wenn man alle Hände voll zu tun hat und auch noch das Telefon klingelt; irgendwie kriegt man das dann doch immer auf die Reihe, es gibt da kein Pflichtprogramm an das man sich halten muss und keine ganze Meute die hinterherläuft und einfach nur zuschaut, sondern da geht es dann eindeutig nach wirklicher Notwendigkeit und Priorität.
viele Grüsse
Ibod