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[29.10.2004]
Bachelor und Master: Folgen für die Fachhochschulen
Fachhochschule Dortmund
Mehr als 250 Teilnehmende aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung diskutierten im Oktober auf der von der Fachhochschule Dortmund ausgerichteten Tagung "Gleichwertig aber andersartig - Konsequenzen des Bologna-Prozesses für Fachhochschulen" über strukturelle Fragen und Folgen des Reformprozesses. Der sogenannte Bologna-Prozess zielt auf die Errichtung eines europäischen Hochschulraums und beinhaltet unter anderem die Schaffung vergleichbarer Abschlüsse - Bachelor und Master - bis 2010. Im Mittelpunkt der Tagung, die durch die Hochschulrektorenkonferenz finanziell unterstützt wurde, standen spezielle Fragen und Probleme von Fachhochschulen.
Wie ein roter Faden zog sich beispielsweise die Frage nach der Zukunft des Praxissemesters sowie der Regelstudiendauer für Bachelorstudiengänge durch die Tagung. Für die Vertreter aus anderen Bundesländern größtenteils unverständlich war die Haltung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW, das das "Praxissemester als systemwidriges Element" bezeichnet und die Regelstudiendauer für Bachelorstudiengänge auf sechs Semester festschreiben will. Professor Eberhard Menzel, Rektor der Fachhochschule Dortmund: "NRW bemüht sich um eine Vorreiterrolle im Bologna-Prozess, doch das Ministerium begibt sich mit diesen Positionen in die völlige Isolation. Das Land schöpft nicht den flexiblen Rahmen aus, den das Hochschulrahmengesetz und die KMK-Strukturvorgaben lassen, sondern setzt auf ministerielle Vorgaben, die im Widerspruch zu den politischen Zielen Hochschulautonomie, Profilbildung und Wettbewerb stehen. Mein Fazit ist daher: Wir sollten uns in diesen Fragen alleine von curricularen und kapazitiven Überlegungen leiten lassen, die in der Akkreditierung auf ihre Plausibilität hin überprüft werden."
Die Einführung von Masterangeboten ist für Fachhochschulen besonders attraktiv, wobei dies die Frage nach einer klugen Aufteilung von Kapazitäten aufwirft. Eine Festlegung von Quoten durch die KMK schloss Roland Thierfelder, Leiter der Abteilung Hochschulen, Forschung und Kunst, aus. In NRW wird sich auf Landesebene eine Arbeitsgruppe mit diesem Thema befassen. Weiterbildende Masterprogramme wurden für Fachhochschulen als profilstärkend identifiziert. Sie könnten die Reputation einer Hochschule in besonderer Weise erhöhen und eine zusätzliche Bereicherung für die Lehre darstellen; sie seien aber häufig aus finanzieller Sicht nur bedingt attraktiv.
Eine weitere Leitfrage der Tagung rankte sich um die Konvergenz beider Hochschularten durch die Einführung des gestuften Studiensystems. Professor Erhard Mielenhausen, Vizepräsident der HRK und Sprecher der Mitgliedergruppe Fachhochschulen, wies darauf hin, dass der "entscheidende Widerspruch im Festhalten am differenzierten Hochschulsystem mit der Forderung nach hochschulartenspezifischer Profilierung von Universitäten und Fachhochschulen auf der einen Seite sowie der faktischen Auflösung dieses Modells bei den Studienangeboten im Zuge der stärkeren Orientierung des gesamten Hochschulsystems auf den Wettbewerb zwischen einzelnen, individuell agierenden Hochschulen besteht". Wedig von Heyden, Generalsekretär des Wissenschaftsrates zog aus dem Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach mehr Profilbildung und dem Erfordernis, die Durchlässigkeit des Systems zu stärken, die Schlussfolgerung, dass dies zu einer systembedingten Abschottung der Hochschularten voneinander führe.
Praxisbeispiele der Fachhochschulen Münster, Mannheim und Karlsruhe im Bereich der Lehrerbildung und der Doktorandenausbildung haben mittlerweile gezeigt, dass auch die Universitäten die hervorragende Entwicklung der Fachhochschulen in bestimmten Kompetenzfeldern in Forschung und Lehre erkannt haben und wissen, dass sich eine Kooperation mit ihnen lohnt.
Die Wirtschaft beantwort die Frage des zukünftigen Verhältnisses von Fachhochschulen und Universitäten pragmatisch. Dr. Christoph Anz von der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) vertrat die Auffassung: "Für die Unternehmen ist es nicht erheblich, an welcher Hochschulart ein Abschluss erworben wurde, sondern welche Qualität und welches Profil eine Hochschulausbildung bedeutet." Zwar bestehe noch Aufklärungsbedarf in der Wirtschaft, doch die neuen Abschlüsse seien bereits viel bekannter und akzeptierter, als oft beklagt werde. Aufgabe der Hochschulen wird es indes auch sein, für ihre Programme überzeugendes Marketing zu betreiben.
Quelle: www.uni-protokolle.de
Bachelor und Master: Folgen für die Fachhochschulen
Fachhochschule Dortmund
Mehr als 250 Teilnehmende aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung diskutierten im Oktober auf der von der Fachhochschule Dortmund ausgerichteten Tagung "Gleichwertig aber andersartig - Konsequenzen des Bologna-Prozesses für Fachhochschulen" über strukturelle Fragen und Folgen des Reformprozesses. Der sogenannte Bologna-Prozess zielt auf die Errichtung eines europäischen Hochschulraums und beinhaltet unter anderem die Schaffung vergleichbarer Abschlüsse - Bachelor und Master - bis 2010. Im Mittelpunkt der Tagung, die durch die Hochschulrektorenkonferenz finanziell unterstützt wurde, standen spezielle Fragen und Probleme von Fachhochschulen.
Wie ein roter Faden zog sich beispielsweise die Frage nach der Zukunft des Praxissemesters sowie der Regelstudiendauer für Bachelorstudiengänge durch die Tagung. Für die Vertreter aus anderen Bundesländern größtenteils unverständlich war die Haltung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW, das das "Praxissemester als systemwidriges Element" bezeichnet und die Regelstudiendauer für Bachelorstudiengänge auf sechs Semester festschreiben will. Professor Eberhard Menzel, Rektor der Fachhochschule Dortmund: "NRW bemüht sich um eine Vorreiterrolle im Bologna-Prozess, doch das Ministerium begibt sich mit diesen Positionen in die völlige Isolation. Das Land schöpft nicht den flexiblen Rahmen aus, den das Hochschulrahmengesetz und die KMK-Strukturvorgaben lassen, sondern setzt auf ministerielle Vorgaben, die im Widerspruch zu den politischen Zielen Hochschulautonomie, Profilbildung und Wettbewerb stehen. Mein Fazit ist daher: Wir sollten uns in diesen Fragen alleine von curricularen und kapazitiven Überlegungen leiten lassen, die in der Akkreditierung auf ihre Plausibilität hin überprüft werden."
Die Einführung von Masterangeboten ist für Fachhochschulen besonders attraktiv, wobei dies die Frage nach einer klugen Aufteilung von Kapazitäten aufwirft. Eine Festlegung von Quoten durch die KMK schloss Roland Thierfelder, Leiter der Abteilung Hochschulen, Forschung und Kunst, aus. In NRW wird sich auf Landesebene eine Arbeitsgruppe mit diesem Thema befassen. Weiterbildende Masterprogramme wurden für Fachhochschulen als profilstärkend identifiziert. Sie könnten die Reputation einer Hochschule in besonderer Weise erhöhen und eine zusätzliche Bereicherung für die Lehre darstellen; sie seien aber häufig aus finanzieller Sicht nur bedingt attraktiv.
Eine weitere Leitfrage der Tagung rankte sich um die Konvergenz beider Hochschularten durch die Einführung des gestuften Studiensystems. Professor Erhard Mielenhausen, Vizepräsident der HRK und Sprecher der Mitgliedergruppe Fachhochschulen, wies darauf hin, dass der "entscheidende Widerspruch im Festhalten am differenzierten Hochschulsystem mit der Forderung nach hochschulartenspezifischer Profilierung von Universitäten und Fachhochschulen auf der einen Seite sowie der faktischen Auflösung dieses Modells bei den Studienangeboten im Zuge der stärkeren Orientierung des gesamten Hochschulsystems auf den Wettbewerb zwischen einzelnen, individuell agierenden Hochschulen besteht". Wedig von Heyden, Generalsekretär des Wissenschaftsrates zog aus dem Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach mehr Profilbildung und dem Erfordernis, die Durchlässigkeit des Systems zu stärken, die Schlussfolgerung, dass dies zu einer systembedingten Abschottung der Hochschularten voneinander führe.
Praxisbeispiele der Fachhochschulen Münster, Mannheim und Karlsruhe im Bereich der Lehrerbildung und der Doktorandenausbildung haben mittlerweile gezeigt, dass auch die Universitäten die hervorragende Entwicklung der Fachhochschulen in bestimmten Kompetenzfeldern in Forschung und Lehre erkannt haben und wissen, dass sich eine Kooperation mit ihnen lohnt.
Die Wirtschaft beantwort die Frage des zukünftigen Verhältnisses von Fachhochschulen und Universitäten pragmatisch. Dr. Christoph Anz von der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) vertrat die Auffassung: "Für die Unternehmen ist es nicht erheblich, an welcher Hochschulart ein Abschluss erworben wurde, sondern welche Qualität und welches Profil eine Hochschulausbildung bedeutet." Zwar bestehe noch Aufklärungsbedarf in der Wirtschaft, doch die neuen Abschlüsse seien bereits viel bekannter und akzeptierter, als oft beklagt werde. Aufgabe der Hochschulen wird es indes auch sein, für ihre Programme überzeugendes Marketing zu betreiben.
Quelle: www.uni-protokolle.de