aus "America Journal of Nursing" New Orleans

carmen

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22.07.2002
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HÖREN SIE MIR ZU, SCHWESTER

Ich war hungrig und konnte nicht ohne Hilfe essen.
Sie stellten mein Tablett außer Reichweite auf einen Betttisch.
Dann diskutierten Sie in einer Pflegebesprechung über die Erfordernisse meiner Ernährung.

Ich war durstig und hilflos.
Sie aber vergaßen dafür zu sorgen, daß meine Wasserkaraffe frisch gefüllt wurde. Später vermerkten Sie im Bericht, daß ich zu trinken abgelehnt hätte.

Ich war einsam und fürchtete mich.
Sie aber ließen mich allein, weil ich so kooperativ war und niemals um etwas bat.

Ich war in finanziellen Schwierigkeiten;und Sie diskutierten die theoretischen Grundlagen meiner Erkrankung. Und doch sehen Sie mich eigentlich gar nicht.

Man glaubte, ich liege im Sterben, und da Sie meinten, ich könnte nichts mehr hören, sagten Sie, Sie hofften, ich würde nicht sterben, bevor Sie ihr Tagwerk beendet hätten, da Sie vor Ihrer Verabredung am Abend noch zum Schönheitssalon müßten.

Sie scheinen so gut ausgebildet, so redegewandt und so überaus sauber in Ihrer flecken- und faltenlosen Tracht. Und wenn ich spreche, scheinen Sie hinzuhören, aber Sie hören mich nicht!

Helfen Sie mir, sorgen Sie sich um das, was mir geschieht.
Ich bin so müde, so einsam und fürchte mich so sehr.
Sprechen Sie zu mir - seien Sie mir nah - nehmen Sie meine Hand.
Lassen Sie das, was mir geschieht, auch Ihr Anliegen sein.

Bitte, Schwester, hören Sie mir zu.
 
Hi Gaby,

habe dieses Buch seit einiger Zeit in meinem Bücherschrank und finde es ebenfalls ganz toll geschrieben.
Den Bericht, welchen ich gestern Nacht ins Forum setzte, habe ich noch von meiner Ausbildungszeit und war damals schon tief berührt vom Inhalt und der Aussagekraft. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Ein super Wochenende

Carmen
 

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