Anwesenheit bei der körperlichen Untersuchung

B

Brady

Gast
Hallo zusammen,

habe mal eine Frage. Wenn bei uns der Arzt (Psychiatrie) einen Patienten körperlich untersucht, verlangt er das Zugegensein einer 2ten Person, was dann einer vom Pflegepersonal ist.

Wie schaut es bei euch aus? Wie ist die rechtliche Situation? Kann mir da jemand was nennen? Uns wird immer erklärt zum Schutz des Arztes, wegen eventueller unbegründeter Behauptung von Übergriffen....seites des Patienten.
Stimmt das so? Wie wird es bei euch gehandhabt?

Natürlich ist es oft für einen Patienten unangenehm wenn eine 2te Person dabei ist, zumal sie dann auch nicht immer gleichgeschlechtlich ist.
Manchmal aber auch, beruhigt es den Patienten die Pflegeperson bei sich zu haben die er schon besser kennt.

Wobei es bei uns in der Psychiatrie-Psychotherapie weniger üblich ist den Patienten nackt zu sehen.

Dann ist es da auch oft ein Planungsproblem, wenn jemand einfach von der Pflege abgerufen wird und dort bei der Untersuchung teilnimmt....bzw. beisitzt. Was auch zu Irritationen führt....jemand sitzt so dabei......Es entsteht natürlich auch der Eindruck der Arzthelferin....
Aber das ist jetzt nicht meine Frage....

Liebe Grüße Brady
 
Mein Vater (Dermatologe) mußte auch immer beim Lasern einen Anstandswauwau mit in die Kammer nehmen. Mit eben der Begründung mit Übergriffen...
 
1. Man kann das ganze ja auch andersherum sehen: Als Schutz für den Pat.!
Wer sagt denn, dass ein Arzt nicht den Pat. belästigt, bedrängt o.ä.? Oder vielleicht belästigt ja ein Pat. eine junge, hübsche Assistenz- Ärztin bzw. diese behauptet das.
Ich finde diese Regelung vernünftig, und zwar für alle Beteiligten.
Daraus ergibt sich dann 2.
Schaffung einer Situation, die für den Pat. minimal belastend ist und seine Intimsphäre maximal schützt. Wo sich für mich die Frage aufdrängt: Wieso ist es nicht möglich, eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft bereit zu stellen? (kein Vorwurf, nur Interesse!)
Mangel an dementsprechenden Personal?

Rechtlich wird die Anwesenheit imo nicht vorgeschrieben sein, aber im Zweifelsfalle ist man dann eben abgesichert.
Und es stellt sich die Frage: muss das jemand vom Pflegepersonal sein? Theoretisch sicherlich nicht, aber gibt es Alternativen? z.B. ein zweiter Arzt.
Und grundsätzlich: warum muss sich ein psychiatrischer Pat. komplett entkleiden? (ich hab allerdings keine Ahnung von Psychiatrie!)
Gruß
Philipp
 
In der Somatik wird nicht selten berichtet, dass Pflegekräfte von Aufklärungsgesprächen ausgeschlossen werden- bei der Diagnostik müssen sie aber anwesend sein.
Ergo gehts wohl nur um die Persönlichkeitsrechte - und ich wage mal zu behaupten, es geht meistens mehr um die des Docs als um die des Pat.. Hinzu kommt, dass man als Doc einen Handlanger (Schreiber u.ä.) zur Hand hat.

Elisabeth
 
Schutz des Pat. oder des Arztes ok, die Gründe sind ja im Prinzip eindeutig.

Leider verwechseln die Docs das dann meist, oder versuchens immer wieder, gerade bei neuen/jungen Kollegen und ehe man sich versieht ist man der Lakai...

Glaube mich zu erinnern, dass so ein Thema mal in Examensfragen aufgetaucht ist, meine das war bezogen auf Gyn., warum da bei einer Untersuchung eine Pflegekraft dabei sein sollte... Begründung war neben Beruhigung der Patientin unter anderem auch die rechtlich Absicherung des Arztes - als Zeuge praktisch.
Was ich aber bei uns auf der Gyn gesehen habe, ähnelde allerdings eher der Aufgabe eines Handlangers (Notizen, Anrufe, Saubermachen etc.) Hätte nur noch der Kaffeebringdienst gefehlt :mryellow:
 
Hallo Brady,

bei uns ist es mittlerweile üblich, dass noch jemand mit dabei ist.
Grund war, dass eine Patientin angab, dass ihr ein Arzt während einer körperlichen Untersuchung zu nahe kam.
Es gab grossen Ärger, der Arzt wurde geküngit.

Seit der Zeit ist immer eine Anstandsdame bei den Untersuchungen dabei.

Liebe Grüsse
Narde
 
Und grundsätzlich: warum muss sich ein psychiatrischer Pat. komplett entkleiden? (ich hab allerdings keine Ahnung von Psychiatrie!)
Hallo Philipp Tessin,

Psychiatrische Patienten werden alle bei uns körperlich-neurologisch
untersucht damit:

1. keine körperliche Ursachen vorliegen die diese Erkrankung auslösen
können.

2. nichts bei psychosomatischen Beschwerden/Schmerzen der
Patienten übersehen wird.

3. da viele Patienten aus dem Krankheitsbild heraus jahrelang nicht mehr
einen Arzt aufgesucht haben, z.B. bei sozialer Phobie, bei Depression,
oder bei Persönlichkeitsstörungen, usw.

4. oder Borderlinepatienten die sich an vielen Körperstellen schneiden. Wo
es oft da zutage kommt....dass es sich um einen Borderliner handelt.

5. dokumentiert ist was der Ausgangspunkt ist, damit Symptome oder Erkrankungen
die eventuell später dazukommen eingeordnet werden können.

Bei Interesse habe ich noch das Formblatt zur körperlichen Untersuchung hier reingestellt. Damit man mal schauen kann, was in der Psychiatrie so untersucht wird *g*.


Liebe Grüße Brady
 

Anhänge

  • Körperliche Untersuchung.pdf
    1,2 MB · Aufrufe: 19
Hallo Brady,

auch bei uns ist bei der körperlichen Untersuchung von Patientinnen eine weibliche Pflegende mit anwesend.
Ich arbeite mit suchtkranken Menschen und oft steckt hinter der Sucht von Frauen eine Missbrauchsgeschichte.

Wir möchten durch die Anwesenheit einer Frau die betroffenen Frauen schützen und ihnen schon in der Aufnahme signalisieren, dass wir ihre Grenzen und Körperlichkeit respektieren.
Diese Grenzen haben sie häufig nicht mehr wahrgenommen, sich demütigen lassen und auch prostituiert.

Ich empfinde meine Anwesenheit in der Aufnahme als Beziehungsangebot und symbolischen Schutz.
Für mich empfände ich es übrigens auch angenehmer...

Zeitlich planen wir es dementsprechend mit ein, bekommen so einen Grossteil der Anamnese mit und sparen dadurch Zeit.

Lieben Gruss
 
Hallo!


Bei uns wir die körperliche Untersuchung auch immer begleitet...


Bei männlichen Pat. begleiten Männer und eben andersrum ...

Wenn z.B. kein Mann zur Verfügung steht bei uns auf Stat., wird auf einer anderen gefragt oder auf den folgenden Dienst gewartet....


Ich hab von vielen Pat. schon die Rückmeldung erhalten, das sie sich sicherer gefühlt haben, denn meist ist das auch so, das die begleitende Kraft auch die aufnehmende Kraft ist, so das der Pat. einen schon kennt.

Allerdings nehmen es nicht alle Ärzte bei uns das so genau mit dem begleiten und sind oft auch verwirrt, wenn ich frage ob ich mit soll.....


Lieben Gruss :mryellow:
 
Die Argumente, als Arzthelferin missbraucht zu werden, besteht ja bei jeder Tätigkeit, die mit einem Arzt/ einer Ärztin zusammen ausgeführt werden. Deswegen hatte ich die ganz bewusst nicht angeführt, weil das eher ein allgemeines Problem ist.
Ansonsten finde ich, anhand der Beiträge, ist eine Anwesenheit einer Zweitperson schon sinnvoll.
Philipp
 
Stimmt.
Der Einwand bezog sich eher auf Magic Ms Posting.
Entschuldigung für meine Undeutlichkeit. ;)
Philipp
 

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