Antiemboliestrümpfe / Antithrombosestrümpfe

dagmar

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28.02.2002
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Hallo zusammen,
also irgendwie gerät unser Beruf aus den Fugen. Ich glaub das alles irgendwie nicht! Uns wird das Denken, die Selbständigkeit und die Verantwortung genommen. Alles unter dem Aspekt: "Wenn was passiert, dann kommst du vor den Kadi"!
Es geht um folgendes:
Bei uns bekommt jeder Pat. sofort Monoembolex bzw. Clexane. Der Arzt schreibt das bei Unfällen auf den Ambulanzbogen.
Bei einbestellten Pat. geben wir es automatisch der Arzt zeichnet dann ab.
Nun ist bei uns im Haus eine junge Pat. verstorben (hohes Embolierisiko usw.)hatte. Festgestellt wurde, daß ihre Antiemboliestrümpfe 1 Nummer zu groß waren.
Die Angehörigen hatten das ausgesagt, da die Schwester dies bei anziehen erwähnt hatte. Ob´s stimmt weiß ich nicht, denn das wurde im Haus erzählt.
Jetzt gibt es Diskussionen ob der Arzt nicht diese Stümpfe anordnen soll, sonst sollen sie von uns nicht gegeben werden!
Nach diesem Vorfall verfahren wir so : Pat. wird jetzt erst der Fußpuls gemessen . Das war früher nicht der Fall. Wir haben ATS angepaßt mit Maßband und nach art. Erkrankungen , Polyneuropathien und Hauterkrankungen gefragt.
Dürfen wir jetzt keine ATS mehr selbständig anziehen?
Jeder macht Fehler und jeder muß sein Tun selbst verantworten!
Habe ich Examen gemacht um Bettpfannen zu leeren oder die Toiletten zu reinigen (das grobe müssen die Reinigungskräfte ja nicht mehr putzen, dafür gibt´s ja uns!!!).
Vor allem glaub ich, daß der Arzt vielleicht dann öfters das verordnen der ATS vergißt! Wenn der Pat. schnell in den OP muß ist das Risiko ohne ATS höher!
Wie ist das bei euch?
VG
Dagmar
 
Hallo!
Ich habe noch nie mitbekommen, dass der Arzt die ATS anordnet.
Auf der Chirurgie und Gyn. bekommen die Pat. eh spätestens am Morgen vor der OP ihre Strümpfe, besteht ein erhöhtes Thromboserisiko, natürlich gleich wenn sie aufgenommen wurden. Auf den anderen Stat. entscheidet das Pflegepersonal, wer Thrombosegefährdet ist und somit Strümpfe bekommt. Irgendwie läuft das doch auch schon ganz automatisch, du siehst einen Pat und kannst beurteilen. Spätestens beim Aufnahmegespräch wird ja klar, ob Pat. gefährdet ist, z.B. bei Frauen -> Pille+Rauchen...!
Bei uns wird auch mit Maßband abgemessen.
Vielleicht setzt auch mal ein Arzt die Strümpfe an, aber das wäre glaube ich die Ausnahme, eigentlich läuft das so wie oben beschrieben.
Tisi
 
Hallo Tisi,
bei uns ordnet der Arzt auch noch nicht die ATS an.
Aber es ist jetzt vereinzelt in Erwägung gezogen worden. Wir messen ja jetzt bereits schon den Fußpuls vor anlegen. Ob das sinnvoll ist bezweifle ich.
Dieser Todesfall hat ein Stein ins rollen gebracht!! Natürlich ist es schrecklich! Aber ob die Pat. wegen falscher ATS-Größe gestorben ist????
Ein Verantwortlicher wird immer gesucht und meist auch gefunden!!
Nun stellt sich die Frage bei uns, bevor wir Fußpuls messen und der vielleicht (wie bei vielen) kaum meßbar ist, finden wir teilweise auch, daß es einfacher wäre, wenn der Arzt die ATS angibt und "Voruntersuchungen" zur ATS-Anlage startet.
Ob wir irgendwann vielleicht nur mit ärztl Anwesenheit Tee geben können???
Wir hatten doch schon eine Diskussion wegen Patientenbeförderung. Das finde ich wesentlich schwerwiegender als die Entscheidung über ATS.
LG
Dagmar
 
Hallo ihr Lieben!

ATS müssen vom Arzt angeordnet werden,es sei denn es gibt ein hausinternen Standard diesbezüglich!
Ist so ein Standard bei euch vorhanden,ist das rechtlich abgesichert.Ansonsten ist es leider so,daß ATS zu Therapiemaßnahmen gehören und deswegen vom Arzt angeordnet werden müssen!
So war zumindest der Stand 2001 (mündl. Examensfrage aus eigener Erfahrung).

Liebe Grüsse,
Silvana
 
Hallo!

Bei uns werden die Strümpfe vom Arzt angeordnet, genauso wie Heparin etc. Die Ärzte geben die Größe nicht vor (die müssen wir doch selbst ausmessen :wink: ), wenn sie nicht richtig ausgemessen wurden oder nicht angezogen wurden sind wir dran... Ist ja schließlich ne Anordnung! Frage mich während meiner Ausbildnug auch desöfteren warum wir alles wissen müssen, obwohl wir doch nix dürfen... Nur wenn der Arzt sein Kürzel dahintersetzt! :cry:
 
Hallo Silvana,

wozu so ein Forum gut ist!! Ich wußte nicht, daß ATS jetzt Arztangabe ist!!
Ich danke dir sehr für deine Info!
Dann gibt es für uns Schwestern und Pfleger eigentlich keine Diskussion mehr ob oder ob nicht!

Werde mich mal über eine eventuelle hausinterne Abmachung erkundigen und die Tatsache an meine Kollegen weitergeben.
Nochmals Danke.

LG
Dagmar
 
Was ich bei Deiner Schilderung nicht verstehe, Dagmar, ist warum die Pflegekraft, einer Patientin ATS anzieht, die zu groß sind ??

Wir haben einen Thromboserisikostandard, der vom Pflegeteam ausgefüllt wird, wenn das Thromboserisiko (mittels Punktesystem) ermittelt wurde, gibt es einen Standard zur Thrombosevermeidung, worin als Maßnahme auch die ATS vorkommen.
 
Hallo an alle !

Die Beiträge zeigen mal wieder deutlich, dass in vielen Krankenhäusern leider ATS noch immer genauso dazugehören wie Patienten.

ATS sind ganz klar eine Therapie und deshalb ist die Anordnung des Arztes notwendig. Pflegepersonal, welches ohne ärztliche Anordnung ATS einsetzt macht sich strafbar. Das aufgeführte Beispiel "Heparin" ist hier sehr gut.

Warum verpasst ihr denn den Patienten nicht gleich auch einen Kompressionsverband ohne vorher abzuklären ob evtl. Kontraindikationen vorliegen ??????

ALLE durchzuführenden Maßnahmen sind in einer Pflegeplanung zu hinterlegen und ATS dürfen darin natürlich nur aufgeführt sein, wenn ein entsprechendes Risiko bei den Patienten besteht.

Das aufgeführte Beispiel Frau+Pille+Rauerin = ATS ist wirklich erschreckend.

Gruß

Karl-Heinz
 
Hallo,

warum die Pat. ATS bekommen hat die eine Nummer zu groß waren?? Keine Ahnung, verstehe ich auch nicht. Es geschah, wie gesagt im Haus, ob´s so richtig ist kann ich nicht genau sagen. Nur die Schwester hat jetzt Schwierigkeiten.
Es passiert, hin und wieder, daß die Pat. die "engen Strümpfe" nicht mögen da die Pat. leicht schwitzen.Bei manchen sind sie auch schwer über den Spann zu bekommen. Vielleicht war das ein Grund, für die Schwester eine Nummer größer zu wählen??!!?
Wie Elisabeth Dinse schon richtig erwähnt hat sind diese Klasse der ATS nur für bettlägrige Pat.!
Die Pat. war schon operiert und unter ärztlicher Aufsicht. Außerdem bekommt bei uns jeder Pat. ATS! Der Arzt gibt das nicht extra an, daß ist eine sogenannte Routine im Haus durch die Chefärzte. Es liegt, soviel ich weiß, nichts schriftliches vor.
Nur , Karl-Heinz Ritter, klingt die Äußerung wie ein Vorwurf gegenüber uns Pflegenden.
Wir verpassen keinem Pat. irgend etwas. Wir führen Anordnungen aus!
Das heißt aber nicht, dass wir unser Gehirn ausschalten und nicht mehr mitdenken. Es gibt Pat. die dürfen keine ATS haben.
Das stellen wir meist vor den Ärzten fest und erbitten dann eine schriftliche Anordnung.
Ich lerne nunmehr aus diesen Berichten, dass wir auch solche Dinge wie ATS verordnen lassen müssen. Schriftlich.
Ich bezweifle, dass die meisten Kollegen über die ATS Verordnungspflicht Bescheid wissen.

LG
Dagmar
 
Sehr geehrte Frau Dinse ,

auch "Laien" können sich auf gewissen Gebieten fortbilden.

Mein Beitrag war dafür gedacht das Pflegepersonal auf die notwendige Verordnung von therapeutischen Maßnahmen hinzuweisen. Aus den ersten Beiträgen geht leider hervor, dass in den betreffenden Häusern bzw. Stationen ATS als Regelausstattung zum Patienten gehören.

Auf den von Ihnen aufgeführten Links sind z.B. Kontraindikationen aufgeführt. Hierzu zählen so Sachen wie Venenentzündungen der tiefen Beinvenen usw.

Ob Kontraindikationen vorliegen kann nach meiner Meinung nur vom Arzt festgestellt werden. Also kann auch nur ein Arzt die Anwendung von ATS verordnen.

Im vorlaufenden Text von Dagmar steht nochmals ausdrücklich

"Außerdem bekommt bei uns jeder Patient ATS "

und

"Schriftlich liegt nichts vor "

Diese Vorgehensweise ist nach meiner Meinung nicht o.k.

Sie zeigen nur einmal wieder deutlich, dass wohl kaum patientenbezogene Pflegeplanungen erstellt werden, die diesen Namen wirklich verdienen. Die Vielzahl möglicher Kontraindikationen gehört bei der Erstellung der Pflegeplanung berücksichtigt. Dann muß bei einigen Patienten notgedrungen unter den Maßnahmen " KEINE ATS " aufgeführt werden.

Gruß

Karl-Heinz
 
Werter Herr Ritter,

ihre Beiträge lassen nicht unbedingt den Schluß zu, daß sie über eine fachliche Qualifikation verfügen. Aber ich bin gern bereit mich von ihnen aufklären zu lassen.
Welche Wege der Thromboseprophylaxe würden sie alternativ empfehlen, wenn keine ATS getragen werden können?
Gibt es in der Pflege (Deutschland) überhaupt Räume, die nicht vom Arzt kontrolliert werden müssen?
Was glaubn sie,lernt man zum Thema Thromboseprophylaxe in der Grundausbildung? Es geht nicht darum was man später noch weiß!

Elisabeth
 
Hallo Karl-Heinz Ritter,

ich möchte nochmals auf die Aussage zurückkommen,
dass bei uns jeder Pat. ATS bekommt.
Dies ist ungeschriebener Standard (Arztanweisung) bei uns im Haus genauso wie die Heparingabe und der anderen 4 Thromboseprophylaxen.
Die Hauptursachen (Virchow-Trias) sind
bei uns auf der Unfallchirurgie im höchsten Maß gegeben.

Fast jeder Pat. hat eine Schiene, eine Schonhaltung, traumatische Verletzungen sowieso und fast jeder wird operiert.
Also müssen die ATS jedem Pat. gegeben werden, außer es ist kontraindiziert! Geben wir sie nicht , setzen wir den Pat. einer Gefahr aus.
Eine Kontraindikation können auch wir feststellen!!! Wenn wir diese festellen, informieren wir den Arzt. Nicht jede Kontraindikation ist in einer Unfallchirg. Ambulanz , wenn der Pat. Schmerzmittel bekommen hat, feststellbar,( z.B. Polyneuropathie oder art. Erkrankungen usw.)
Es geht ja hier nicht nur um Pflegeplanung!
Generell werden die ATS ebenso eingetragen wie keine ATS.

Es ging mir persönlich darum, dass hier versucht wird einer Schwester die Schuld an einer Lungenembolie zu geben. Die Pat. hatte ein erhöhtes Risiko und ich glaube nicht , dass allein der zu große Strumpf dies ausgelöst hat.
Natürlich halten wir uns an ärztl Anweisungen aber jeder macht Fehler.Wir haben genauso wie jeder Doktor die Pflicht zum Wohl des Pat. zu handeln.
D.h. für mich, auch evtl. Anordnungen zu hinterfragen bzw. bei Nicht-Anordnung nachzuhaken.

Wieso ist die Vorgehensweise nicht o.k.???

VG
Dagmar
 
Hallo Dagmar

Bei uns in der Unfallchirurgie wird seit ca. 2 Jahren gänzlich auf die ATS verzichtet. Eine Thrombose gab es bis dato noch nicht.

Das die Thrombose einzig und allein auf den zu großen Strumpf zurück zu führen ist, kann ich mir nicht vorstellen.
Wie sah die Gerinnung aus? AT3, Protein C, Protein S Werte im Normbereich? Wird in der Regel nicht in der Routine bestimmt. Wäre also möglich, das dort ein Problem lag.
Welche Nebenerkrankungen waren bekannt? z.B. Angiopathien.
Ist der Ausschluß von heparininduzierten Antikörpern gesichert? Kennzeichen können sein, das die Thrombos signifikant gesunken sind infolge der Thrombenbildung.
Ist gesichert, das die Frau ihre Pille nicht weiter genommen hat?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

wie bereits erwähnt habe ich keine Ahnung von der Vorgeschichte der Pat. geschweige von der Therapie o. ä. ! Vorfall ereignete sich auf einer anderen Station.
Aber, wie du bereits erwähnt hast, sind ja Blutwerte und andere Faktoren maßgeblich beteiligt an so einer Embolie!
Deshalb bin ich ja entsetzt, daß die ärztl. Behandlung/Maßnahme/Therapie zunächst einmal nicht angezweifelt wurde, sondern gleich die Aussage mit dem Strumpf "die Runde" gemacht hat.
Vollkommen neu ist für mich, daß ihr keine ATS gebt.
Bei einer Fortbildung über Heparinisierung wurde uns erzählt, daß die Heparingabe in Kombination mit ATS ein hohes Maß an Sicherheit bezüglich einer Thrombose gibt.
VG
Dagmar
 
Hallo Dagmar

Jeder Vertreter ist immer überzeugt von seiner Methode. ;)

So weit mir bekannt ist, gibt es keine Studie, die eindeutig nachweist, das die ATS und zwar nur der passende ATS das optimalste Mittel der Wahl zur Thromboseprophylaxe neben Heparin ist. Und zum Heparin muß man einfach wissen, daß es bei ungünstigen Umständen (HIT) selbst zur Thrombenbildung führen kann.

Es gibt also keine 100% Garantie, wie überall im Leben.

Hat das Geschehen für deine Kollegin rechtliche Folgen gehabt?

Elisabeth
 
Tag Elisabeth,

Werde mich die nächsten Tage mal genauer erkundigen, wie die Dinge stehen. Gebe Info sobald ich etwas genaueres weiß.

LG

Dagmar
 
Hallo Ihr,

also ich muß jetzt doch mal fragen:

ich hab ja vor kurzem eine OP gehabt. An der Nase. Auch unter Vollnarkose. Die Strümpfe hatte ich nur während der OP und dann noch ca 4 Stunden danach an, dann wurden sie mir wieder ausgezogen.
Ich habe auch keine "Trombose-Spritzen" bekommen was mich irgedwie bissel gewundert hat. Ich meine ich war nicht böse drumm ich hasse diese Piekserei an mir selber aber trotzdem fand ich es ein wenig seltsam.

Nach was für Kriterien geht man denn da? Ich meine wann bekommt man die Spritzen wann nicht? ich dachte die bekommt man immer?


Grüße
Mäuschen
 
Grüß dich Mäuschen,

es ist nicht in jeder Klinik gleich.
Wie Elisabeth schon erwähnt, wird bei ihr in der Klinik gänzlich auf AES verzichtet.
Bei uns bekommt jeder Pat. Monoembolex. Das Monoembolex wird auf dem Aufnahmeprotokoll durch den Arzt angeordnet.
Zusätzlich erhält bei uns jeder Pat. AES ( Antiemboliestrümpfe manchmal auch ATS Antithrombosestrümpfe genannt). Es gibt jetzt ein paar Ärzte die das auch auf das Aufnahmeprotokoll schreiben.
Ansonsten ist das bei uns durch die Chefärzte verordnet. Aber dies nur mündlich und das seit Jahren.
Die Strümpfe und das Monoembolex wird bis zum Entlassungstag verabreicht. Außer bei Radiusfrakturen und wenn Pat. gezielt nachfragen, wird es früher abgesetzt.
VG
Dagmar
 
HUHU,

bei uns auf Stat. sind ATS prinzipell verpöhnt.
Fast alle Pat. bekommen Clexane s.c. gespritzt und da erübrigt sich die Last für die Pat., dass wir ihnen ATS verpassen.

Carmen
 
Hallo Carmen,

Hochrisikopat. bekommen bei uns auch Clexane aber zusätzlich noch die AES.
Als ich auf der Röntgen-Therapie (Bestrahlungs- u. Chemotherapiestation) gearbeitet habe, hatten die Pat. auch keine AES aber Heparin.
Wenn diese Strümpfe nicht viel nützen und nur den Umsatz der Firmen steigern (Elisabeth erwähnte dies und ich kann mir vorstellen, dass dies auch so ist) frage ich mich, warum die Kliniken diese AES noch geben, bezahlen, anwenden!?
So ein Paar ist teuer und das waschen kostet auch viel Geld. Nach 10 x waschen werden sie weggeworfen.
Dem Pflegepersonal macht es viel Mühe, da das anziehen manchmal ein Kraftakt ist.
Die Pat. mögen sie meist auch nicht, schon gar nicht im Sommer.
Ich habe schon auf Station gesagt, dass viele Kliniken keine mehr verwenden, aber irgendwie wird das überhört und ich glaube es interessiert keinen.

VG
Dagmar