An das Krankenpflegepersonal

Rabenzahn

Poweruser
Registriert
15.02.2002
Beiträge
933
Ort
Kassel
Beruf
AN-Pfleger
Akt. Einsatzbereich
in Rente
Ich liege still in meinem Bett und zähl' die Stunden die hineilen.
Mit meinen Augen habe ich versucht, die Dunkelheit um mich zu teilen.

Noch spüre ich den Herzens Schlag und hör' das Rasseln meines Atems.
Ich weiß von diesem neuen Tag, hab ich nichts Gutes zu erwarten.

Ich liege still in meinem Bett und zähl' die Stunden die hineilen.
Die Einsamkeit die mich umgibt, möchte gern ich mit ein' m Menschen teilen.

Jedoch mir fehlt die Kraft dazu, laut nach Jemanden zu schrei' n.
Selbst Angesichts des nahen Tod' s, bin ich mit mir allein.

Ich liege still in meinem Bett und zähl' die Stunden die hineilen.
Bald habe ich den Kampf verloren, um jeden Preis im Leben zu verweilen.

Durchs Fenster naht bereits der Tag, als Gut und Bös' noch um mich werben.
So lieg' ich da und ring' nach Luft. Noch immer nicht bereit zum Sterben.

Doch wenn es unvermeidlich scheint, möchte einen Wunsch ich sagen.
Lasst mich bevor der Tag anbricht, aus diesem Zimmer tragen.

Bringt mich auf eine jener Wiesen, wo Blumen blüh´ n und Bäume steh´ n.
Im Morgenrot die Augen schließen, vom Tau bedeckt hinüber geh' n.

Verfasser

KPL

Hast Du jetzt ein wenig Zeit für mich ?
 
....habe keine Worte und schweige im Stillen.....

danke für die Zeilen....

u.st.
 
hallo, sehr traurig das gedicht, bringt einen erstmal zum nachdenken.
gruß sepsi-hexi
 
Ich sehe leider viele Menschen sterben und habe auch oft das Gefühl, mich nicht genügend für sie einzusetzen.
Dieses Gedicht stimmt mich traurig und nachdenklich....und läßt mich meine Prioritäten überdenken.

Emmy
 
Sehr sehr traurig und es macht mich sehr betroffen.

Auch, wenn so so oft nicht das Personal daran Schuld ist, dass für nichts und niemand die Zeit übrig ist, die man gerne schenken möchte.
 
Traurig aber leider harte Realität.

..........Mit tränen in den Augen nehrme ich dieses stillschweigend hin ..........

Sehr treffend beschrieben, Danke
 
Ich glaub', das hier passt auch ganz gut hier hin und hoffe, daß es noch nicht da war... sorry, falls doch... bin ja noch neu... ;-)


Der Ausgang

Seit gestern hat sich die Welt schlagartig verkleinert.
Was ist geschehen?
Dein Leben lang hast Du geschuftet, Haus gebaut, Kinder groß gezogen.
Jetzt haben Dich diese Kinder daher gebracht.
Du glaubst zumindest, daß es Deine Kinder sind...
in letzter Zeit waren sie so fremd,
so weit weg von Dir.
Was ist geschehen?
Die Welt mißt ab heute zwei auf vier Meter
und ist grün getüncht.
Über'm Fensterkreuz ein untröstlicher Himmel.

Mein Gott, wie sie über Dich reden.
Sie glauben doch tatsächlich, daß Du nichts mehr mitkriegst.
Dabei brennt jedes, jedes ihrer Worte wie flüssiger Schwefel in Deiner Seele.
Du verstehst nicht, willst reden,
versuchst, die Hand zu heben,
aber sie sehen es nicht... oder wollen sie es nicht sehen?
Und wenden sich von Dir ab...

Draußen hörst Du die gedämpfte Debatte
... Pflegeheim, Testament, Pflegekasse... Wieviel?
"Zuviel, keine Zeit."
Dann sich entfernende Schritte, eine Tür fällt ins Schloß.
Hier im Gitterbett wird Dir alles klar!
Weiß gekleidete Menschen kommen,
sie kennen Dich nicht, aber nennen Dich "Opa",
tätscheln Dir die Wange,
streicheln Dich wie einen alten Hund, der für Treue belohnt wird.

Betten...
Sie wälzen Dich von links nach rechts.
Du protestierst und sie lachen.
Eine kalte Flüssigkeit brandet über Deinen heissen Rücken,
dann ein Stakkato schmerzhafter Schläge, die Du nicht einsiehst.
"Tief durchatmen!" hörst Du von fern
und Du atmest flach... Du wirst gemacht.

In der Nacht kommen Träume zu Dir herein,
kriechen unter Deine Decke.
Da ist plötzlich ein Garten, Beete, Bäume, Vogelnester...
alles so greifbar nah und Du greifst zu.
Ein Klirren weckt Dich.
Du hast eine Flasche umgestossen.
Dein Bett ist zerwühlt, Du schwitzt.
Lichtblitz! Grelle!

Jemand tut etwas an Dir.
Plötzlich kannst Du Dich nicht mehr bewegen.
Arme und Beine sind fest.
Du bist entsetzt und ratlos
und Du verlierst Dich mehr und mehr.
Auch das Atmen wird ein Problem,
ein übler Schlick liegt über Deinen Lippen.
Du erstickst...

Absaugen...
Ein langes Etwas aus Plastik
schiebt sich schmerzhaft in Deine Nase,
rennt ein paar Mal wütend gegen die Schleimhäute
und findet endlich sienen Weg in Dich.
Du erbrichst und alles ist noch schlimmer.

Du betest, daß es vorbei geht.
Dein Flüstern weht zur Tür.
Auf dem Flur laute Geräusche des Lebens.
störend jetzt... jetzt...

Nachtschwester:
"Ausgerechnet jetzt noch schnell,
mein Gott, hätte der sich nicht noch 'ne halbe Stunde Zeit lassen können?
Mit dem hatte ich nichts als Ärger..."

Exitus: 5.30.
Bleibt: ein grauer Müllbeutel...
dahinein: Seifenbüchse... Zahnbürste... Prothese...
Geld... Brille... Telefonnummer... Andere Dinge...
Reste eben.

Angehörige, die fragen:
"Hat er lange leiden müssen?"
Die schnelle Antwort: "Ich glaube nicht."

Geschehen: Heute... gestern... morgen... überall.

(Verfasser: Thomas Hilfenhaus)
 
:cry1:
...erschütternd......und leider treffend!


Lillebrit
 
Wo ich das so lese läuft mir eine Gänsehaut über Arme und Rücken...

Schoene Zeilen mit so viel Ausdruck...




@derMiesmacher

Heftiger Tobak... aber leider immer noch ein Teil der Realität..

*seufzt*
 
schliesse mich allen an, schrecklich aber sehr wahr. gaensehaut.....:cry1:

leider haut in unseren familien irgendetwas nicht mehr hin,......finde wir koennten uns etwas bei unseren auslaendischen mitbuergern abgucken.denke das ein sterbener patient vieleicht doch die laienpflege vorzieht...? ....anderes thema
 
:(

....das gibt einem mal wieder zu denken......

....hoffentlich vergißt man es bis morgen nicht wieder....
 
Hallo alle zusammen.
Als ich vor ca 5 Jahren meinen Einsatz im ambulanten Pflegedienst hatte, entdeckte ich im Aufenthaltsraum folgendes Gedicht. Es hat mir so eine Gänsehaut verschafft , dass ich es mir gleich abschrieb und seitdem in meiner Geldbörse steckt.

Unterwegs

Denkst Du manchmal an das Ende,
an die Kälte und die Nacht
und der Anblick weißer Hände,
hat er Dir schon Angst gemacht?

Viele von uns sind gegangen,
Sterne sterben mit der Zeit,
immer wieder anzufangen
bist Du dazu noch bereit?

Such Dir einen neuen Namen,
frag Dich wie Du wirklich heißt
und woher die Träume kamen,
die Du morgen nicht mehr weißt.

Unterwegs auf fremden Straßen
muss man manchmal traurig sein.
Wo wir einst zusammen saßen
kehren morgen andere ein.
:(
 
Traurig, traurig... aber leider auch oft sehr realitätsnah.... lässt einen wirklich ins Grübeln kommen...:cry:
 
Kann mich auch nur anschließen, traurig, aber häufig die Realität.
Gruß
 
Das ist wirklich traurig und gibt einem zu Denken, beim Lesen sind mir die Tränen gelaufen.
Thomas Hilfenhaus der Verfasser von der Ausgang war mein Kursleiter, er hat uns im Untericht so manches Gedicht vorgelesen, nur dieses kannt ich jetzt noch nicht.
 

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