Hallo,
ich habe 1 1/2 jahre mit ALS Kranken zusammen gearbeitet. In einer sehr teueren ambulanten Pflege mit 12h Schichten. Ich war bei Pat. wo die ALS schon weiter fortgeschritten war. (Beatmung über Tracheostoma, PEG)
Eine genaue Therapie dieser Krankheit gibt es nicht. In einigen wenigen Testverfahren, vor allem Amerika, aber auch Deutschland gibt es wenige Medikamtente in Studienleitung.
Zu Beginn der Amyothorpischen Lateralsklerose steht die Muskelschwäche. Zu Beginn sehr peripher, die Finger lassen nach. So schreitet sie fort der Arm wird schwer, er "schläft ein". Der Körper wird schwer, die anderen Finger werden auch schwächer, der Fuß schleift,...
Gleichgewichtsstoerungen, Benommenheit, schlaffe Glieder, kribbeln, gezieltes greifen wird unmoeglich, die Kraft bleibt weg, Schlielich kann man nichtmehr tragen, braucht viele Ruhepausen, der Koerper macht nichtmehr das was er soll. Von Zeit zu Zeit weniger. Nach und nach wird Essen und Schlucken schwer, das Atmen strengt an. Husten wird zur Aufgabe. Also im Allgemeinen ein Befall der quergestreiften, willkuerlichen Muskulatur.
Die Diagnosestellung findet meist nach langem Rätselraten über Liqurpunktion statt. (Ich glaube sogar bei einem akuten Schub oder kurz danach)
Die Muskeldystrophie entsteht als Nebenerscheinung der Muskellähmung die ich mehr mit der schlaffen Lähmung hin erlebt habe.
Je nachdem schreitet die Krankheit bei jedem Patienten unterschiedlich schnell fort. Ich betreute Patienten zwischen 2 - 5 Jahren bei Diagnosestellung, die daran verstarben.
Und jedesmal geht diese Erkrankung von periphär zu zentral. Also von der Fingerspitze bis direkt ins Herz.
Somit stirbt der Patient an einem Herzstillstand, nicht am Ersticken, er wird ja über das Beatmungsgerät versorgt, (das man erst abschalten darf, wenn der Arzt den Todeszeitpunkt festgelegt hat)
dies kann wirklich das Schmerzhafteste für die Familie sein.
Als Pflegekraft darfst du niemals die Maschiene abschalten, das hat Konsequenzen von Berufsverbot bis hin zum Gefaengnis, weil es in Deutschland als Todschlag gilt.
Der Herzschlag ist das allerletzte Lebenszeichen eines Patienten. Reglos liegt er da und kann nicht einmal mehr den Augapfel bewegen. Aber er ist bei vollem Bewusstsein, eine Mischung aus Wundstarrkampf also volles Bewusstsein und Komapatient, Reglosigkeit. Da kann man nur hoffen das eine Herzerkrankung vorliegt, sonst kann es ewig weiterschlagen, ist ja die glatte Muskulatur die unwillkuerlich schlaegt, die willkuerliche funktioniert schon lange nichtmehr zu diesem Zeitpunkt.
Oft genug habe ich aber das multiple Organversagen als Todesursache Nr. 1 mitbekommen, das eine logische Mitkonsequenz traegt.
Allerdings kommt es auch auf die Patienten an. Sind sie sich der Erkrankung vollends bewusst, wissen das durch den Einsatz der Beatmungsmaschiene und PEG überlebenswichtig wird.
Es gibt diejenigen die sagen, ich bin mir bewusst, vollends abhängig zu sein, ein Pfegebett benötige und an Maschinen gefesselt werde.
Ein Patient erging es so.
Aber er hatte eine großartige Familie um sich, er konnte bei ihnen sein, er hatte Rund um die Uhr Versorgung durch eine Krankenschwester. Das war natürlich Privatpflege, keine Krankenkasse würde so etwas zahlen.
5 Jahre hat er ab dem Tracheostoma und PEG durchgehalten, das war auch gut so, rein vom körperlichen top. Zum Schluss konnte er seinen Körper noch ein bisschen selber wackeln und die Augen aufmachen. Mehr aber nichtmehr. Er war ans Bett gefesselt. Nein nicht ganz. Diese private 24h Pflege erlaubte ihn, lebendig zu bleiben. Sein Körper ohne jegliche "Strapatzen" wie Kontrakturen, Dekubitus, oder sonstigen Läsioen. täglich 2 mal mobilisiert in Rollstuhl/ WC Stuhl via Lifter) bis eine Woche vor seinem Tod. Dies alles war auch nur durch zusätzliches Programm (KG, Physiotherapie) möglich.
Bis zum Schluss waren viele Besucher bei ihm. Seine Enkelkinder (von 26 Jahren, also nicht schlecht für ne 22Jährige Krankenschwester
) und viele mehr.
Er ist in Begleitung seiner Familie gestorben, so wie er es wollte & wie es der Familie gut gehtan hat.
Genau das hat es dem Patienten am Leben erhalten, kein Pflege- oder Altenheim, sondern seine gewohnte häusliche Umgebung. Leider kostet diese Pflege zu ermöglichen ca. 2 500 € im Monat.
Ich hatte aber auch schon Patienten, innerhalb von einem Jahr nach Diagnosestellung und noch garnicht richtig den Ernst der Lage begriffen haben und Schwub waren sie ein Pflegefall
, konnten nichtmehr begreifen, entscheiden, was mit ihnen geschieht.
Bei einer Pat war das so.
Da dauerte leider die Pflegebett Zeit länger als die von Diagnose zu Tracheostoma. Somit war die arme Frau vollends bei bewusstsein und konnte sich über ein Jahr nur über Augen- und Körperkontakt verständigen. (weinen, schwitzen, Herzrassen, frieren, entspannter Blick) nonverbal war unsere Kommunikation.
An die Beatmungsmaschiene wollen oder nicht ist ein ganz anderes Thema, ich habe erkannt, das wirklich jeder die Entscheidung für sich treffen muss, bei einer Diagnose wo diese unumgänglich wird. Etisch vertretbar auch was zwischenmenschliche Kontakte angeht. Und in der Entscheidung
definitiv die Unterstuetzung und Beratung durch mehrere Menschen (Arzt, Beratungsstellen) erhalten sollen.
Ich kannte auch einen Menschen, der in die Schweiz aufgrund der ALS gegangen ist, als definitiv für ihn der beste Zeitpunkt war.
Fest steht: je jünger ein Mensch, desto langsamer schreitet sie fort
(hat ja auch schon jemand erzählt, vergessen wer
)
Mit der Diagnose kann somit auch durchaus alt werden.
Relevanz spielen auch Nebendiagnosen, die Klassiker (Herz, Diabetes, Blut, usw) die zum zügigeren Verlauf der ALS verhelfen.
Ich kenne diese Erkrankung als genetisch Vererbbar an die 2. Generation. also der Enkel.
Solange eine gute Schmerzversorgung stattfindet, kann die Krankheit aushaltbar sein. Dies wird durch Morphium ermoeglicht.
Wichtig ist vor allem in der Sterbephase eine ausreichende Analgesie vorzunehmen, also eine Schmerzstillung. Es sediert den Patienten so dass er nicht bei vollem Bewusstsein sterben muss, sondern den Tod eher friedlich erlebt.
Der Zeitpunkt ist ab wann man mit einer ausreichenden Schmerzstillung und somit mit der Sedierung des Menschen anfaengt bis zum Schluss ist er bei Bewusstsein und kann noch kommunizieren somit bestimmen, Abschied nehmen,...
na gut, hoffe ich konnte weiterhelfen, dann wuensch ich was
eva