Als examinierte Krankenschwester & Praktikantin gleichzeitig im Krankenhaus tätig

deichschwester

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13.01.2006
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Rheiderland
Moin zusammen,
wollte euch mal schildern, wie es frau so ergehen kann, wenn sie nach 5 Jahren berufsfremdem Arbeiten (und 9 Jahre nachdem sie zum letzten Mal auf einer Station gearbeitet hat) als Arbeitsamtspraktikantin auf einer chirurgischen Station arbeitet und wie sie wahrgenommen wird:

Habe jetzt knapp zwei Wochen chirurgisch (Allgemein- und Gefäßchirurgie) gearbeitet. Es war irre viel zu tun, aber ich hatte echt Spaß und war sehr motiviert. Donnerstag hatte ich ein Gespräch mit PDL und Stationsleitung. Letztere war erst seit Mittwoch wieder da, sie hatte vorher Urlaub. Die PDL leitete das Gespräch damit ein, dass sie sagte, sie wolle ihr Urteil von der Einschätzung der Station abhängig machen und deshalb solle die Stationsleitung selbst etwas dazu sagen.
Diese sagte dann, sie habe mit einigen KollegInnen gesprochen, fachlich sei ich sehr gut, nahezu einwandfrei, aber menschlich gäbe es ein Problem. Ich sei arrogant und überheblich, respektlos, wäre unverschämt aufgetreten, auch das Wort frech sei gefallen.

Im ersten Augenblick war ich wie vor den Kopf gestoßen, fing an zu schwitzen und zu zittern, musste schlucken und mir stiegen natürlich auch die Tränen in die Augen. Das hatte ich nicht erwartet. Mit meinen KollegInnen bin ich immer super klar gekommen. Ich fragte nach Beispielen. Die konnte mir die Stationsleitung nicht nennen. Ich hab gesagt, dass ich völlig schockiert wäre, die anderthalb Wochen eher positiv gesehen hätte und dass ich ja gar nicht so viele Berührungspunkte mit den Kollegen hatte, in denen ich überhaupt hätte frech sein können, weil wir uns alle nur die Hacken abgerannt hätten. Und dass ich nun sehr an meiner Menschenkenntnis zweifle, da ich nicht den allerkleinsten Hauch einer Unstimmigkeit bemerkt hätte.

Die Stationsleitung relativierte die Aussagen ihrer Kollegen, insofern sie meinte, sie selbst hätte nichts Derartiges bisher bemerkt, sie hätte dies allerdings sagen müssen, da diese Bemerkungen übereinstimmend von mehreren gekommen seien.

Die PDL meinte, sie hätte mich eigentlich sofort einstellen wollen, könnte dies aber leider nun nicht aufgrund dieser Kritik. Sie sehe das differenziert, aufgrund des Stresses seien die Kollegen etwas dünnhäutig und diese Zwitterposition Schwester-Praktikantin wäre auch nicht alltäglich. Es könne schon sein, dass einige da Schwierigkeiten hätten. Sie wolle mir eine 2. Chance geben, mich ab Montag auf der Kardiologie einsetzen und bis Montag beurlauben.

An dieser Stelle habe ich überlegt, was ich eigentlich will. Klar ist, ich brauche den Job nicht um jeden Preis, zumal ich deutlich weniger verdienen werde, als ich jetzt Arbeitslosengeld bekomme. Ich habe allerdings auch gemerkt, dass mir das richtig Spaß gemacht hat, der Umgang mit den Patienten, den Stress zu meistern, etc.

Ich sagte, auch wenn ich jetzt nur 8 Tage auf dieser Station gearbeitet hätte, wäre ich zu 100 % loyal und würde mich mitverantwortlich für das Team und die Station fühlen und da ich um die schlechte Besetzung am Wochenende wisse, würde ich anbieten, bis Sonntag weiterzuarbeiten.
Ihr hättet eine Stecknadel fallen hören können, Totenstille!
Die Stationsleitung meinte, sie wäre sehr dankbar für das Angebot, könne das aber nicht entscheiden. Die PDL hat natürlich ja gesagt. Wer sagt dazu schon nein... Hat dann noch hinzugefügt, dass sie sich um alles kümmern werde und danke, danke, danke.

Später hat mich die Stationsleitung dann gefragt, wie es mir ginge. Hab gesagt, wäre jetzt ok, im Gespräch wäre es mir aber sehr schlecht gegangen, weil ich wirklich nichts, aber auch gar nichts, von diesen Aversionen gemerkt hätte. Sie meinte, sie wäre auch schon mal in der gleichen Situation gewesen und könne mich gut verstehen.
Gestern war der Dienst total easy. Ich war zwar unsicher, weil meine größte Kritikerin auch Dienst hatte, das legte sich aber schnell.
Kurz vor Dienstschluss hat mich die PDL zur Kardiologie rüberbestellt. Ahhh, eine superschöne neue Station, Monitoringplätze und sie haben STANDARDS. Ich freu mich schon richtig.

UND JETZT KOMMT DER BRINGER:
Ich komme zurück zur Chirurgie, die Übergabe war gerade beendet, ich musste auch noch etwas beisteuern. KEINER hat mir zugehört. Die Stationsleitung musste mehrfach die KollegInnen ermahnen, mit dem Schwätzen aufzuhören, damit ich die Infos loswerden konnte. Dann sagte sie den KollegInnen, dass ich ab Montag woanders arbeiten werde. Alle waren total geschockt, denn 3 KollegInnen sind krank. Betretenes Schweigen.
Dann sagte eine Kollegin in die Stille: "Schade, ich hab gern mit dir gearbeitet und du hast ja auch ein wirkliches Talent für die Chirurgie." Vielleicht hätte die Stationsleitung diese Kollegin mal fragen sollen...
Kurz danach zog noch eine Kollegin über eine andere her, in Gegenwart aller anderen. DAS nenne ich respektlos.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie‘s weiter geht. Mal sehen, ob ich Gift für das ostfriesische Krankenpflegegemüt bin, oder ob es eine stationsinterne Sache war.

Musste mir das mal von der Seele schreiben. Danke für's zuhören (? durchlesen!?!).

LG
deichschwester
 
Hallo und Kopf hoch!
Ich wünsche Dir viel Glück am Montag.
Wahrscheinlich liegt es wirklich nur an der Station...wenn sie schon so lästern, wie Du schreibst.
Schade finde ich aber, das die Stationsleitung ihre "Pappenheimer" nicht kennt und nicht auf deren Meinung verzichtet!!!! Oder einfach wirklich versucht möglichst ALLE zu fragen! Ich meine, dass so ein Urteil schwer wiegt ist ja wohl klar!
Also da kann ich die Stationsleitung wirklich nicht verstehen!

Viel Glück für Montag!

Sylvia
 
Hallo deichschwester,

ich habe mal den Beitrag in das Forum "Tätigkeitsberichte" verschoben. Ich denke, es gehört auch ganz gut hier rein.
 
fachlich sei ich sehr gut, nahezu einwandfrei,

Liegt hier eventuell das Problem? Es ist nicht einfach für manche Kollegen festzustellen, dass sie mit ihren Kenntnissen nicht auf der Höhe der Zeit sind. Und dann kommt da eine Praktikantin... die Position ist gefährdet.

Zum Gespräch selber fällt mir nur eins ein: was ist das für eine Leitung? Igendwie hört sich das für mich nach einem abgekarteten Spiel an. Ist die oben beschriebene Problematik eventuell auch bei der Leitung zu sichten? Warum sonst wird im Vorfeld kein Wort darüber verloren?

Pflegemanagement ein bestürzendes Kapitel Pflegerealität in vielen?/ manchen?/ ??? Einrichtungen. Wo gehen die engagierten Kollegen nach ihrem Studium hin? In den Einrichtungen scheinen nicht viele zu bleiben.


Elisabeth
 
Hallo Deichschwester,

ich bin ebenfalls seit 1999 nicht mehr in der Pflege tätig gewesen und würde nun auch gerne wieder einsteigen nach sechs Jahren im kaufmännischen Bereich. Am liebsten in einem Krankenhaus. Vielleicht kannst Du mir helfen wie man das am besten macht. Ich möchte gerne wieder mit Menschen arbeiten, habe allerdings keine Berufserfahrung in der Pflege, da ich direkt nach meinem Examen eine andere Ausbildung gemacht habe. Momentan bin ich arbeitslos und suche ohne Hilfe des Arbeitsamtes den Wiedereinstieg:boxen: . Hast Du Dich einfach in einem Krankenhaus schriftlich beworben, wenn ja was hast Du geschrieben?

Danke für Deine Hilfe.
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Es ist nicht einfach für manche Kollegen festzustellen, dass sie mit ihren Kenntnissen nicht auf der Höhe der Zeit sind. Und dann kommt da eine Praktikantin... die Position ist gefährdet.
Moin Elisabeth,
mag sein, aber ich kann das nach 10 Diensten noch nicht beurteilen, zumal ich täglich mit anderen KollegInnen gearbeitet habe. Ich erlaube mir nach so kurzer Zeit kein Urteil, das wäre nicht fair. Die oben beschriebene Erfahrung habe ich aber auch schon mal gemacht.

Elisabeth Dinse schrieb:
Igendwie hört sich das für mich nach einem abgekarteten Spiel an. Ist die oben beschriebene Problematik eventuell auch bei der Leitung zu sichten? Warum sonst wird im Vorfeld kein Wort darüber verloren?
Der Tag des Gesprächs war mein erster Dienst mit ihr, sie war vorher im Urlaub. Das Gespräch hat sie sehr souverän geführt.

Elisabeth Dinse schrieb:
Wo gehen die engagierten Kollegen nach ihrem Studium hin? In den Einrichtungen scheinen nicht viele zu bleiben.
Gute Frage. Als ich wusste, dass ich wieder in die Pflege gehen werde, habe ich angefangen hier tgl. mitzulesen. Mir war Angst und Bange vor all den Neuerungen. Dann komme ich auf die Station und da gibt es nicht nur 5-Bett-Zimmer und das klassische Bad für alle auf'm Flur, sondern auch noch all die "no go"s: Tee für die Magernsonde, Beta so weit das Auge reicht, Schmerztherapie?-Was-ist-das?, "lass die RRs, das kann der Schüler machen", und, und, und. Ich fühlte mich nicht 9, sondern 19 Jahre zurückversetzt. Vom Organisatorischen ganz zu schweigen.

LG
deichschwester
 
uli27 schrieb:
Momentan bin ich arbeitslos und suche ohne Hilfe des Arbeitsamtes den Wiedereinstieg. Hast Du Dich einfach in einem Krankenhaus schriftlich beworben, wenn ja was hast Du geschrieben?

Moin uli27,
habe an alle Krankenhäuser der Umgebung (das sind hier genau 5) Initiativbewerbungen geschrieben. Zeugnisse, Lebenslauf, Berufsprofil, Deckblatt mit Foto und Anschrift in eine Protzmappe gepackt, kurzes Bewerbungsschreiben draufgelegt und eingetütet.
Ich habe vorher mit meiner Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt besprochen, wie lange ein Praktikum dauern und ob ich es im Schreiben erwähnen darf. Ihre Info war: 2 Wochen anbieten. Kann auf 4 Wochen verlängert werden, wenn eine Option auf einen Arbeitsvertrag besteht (damit frau nicht ausgebeutet wird. Im Anschreiben stand dann also, dass ein zweiwöchiges Praktikum möglich und auch von mir gewünscht ist, weil ich so lange berufsfremd gearbeitet habe. Ich habe auch noch erwähnt, dass ich mir auch ein befristet Arbeitsverhältnis vorstellen kann (ich dachte, Hauptsache erst mal den Fuß in der Tür haben).
Muss vielleicht noch erwähnen, dass ich mich mehr oder weniger als Springerin angeboten habe. Und dass ich voll flexibel bin, egal ob Teilzeit, oder Vollzeit.

Das Krankenhaus hat vor kurzem erst 15 Stellen gestrichen und tatsächlich entsprechend Mitarbeiter entlassen. Ich rutsche da (hoffentlich) nur rein, weil eine Mitarbeiterin schwanger ist und ein Beschäftigungsverbot bekommen hat.

Ich habe nach drei Tagen einen Anruf bekommen und 7 Tage später mit dem Praktikum begonnen. Ansonsten hagelte es drei Absagen und ein Krankenhaus hat sich bis heute nicht gemeldet.

Schick mir doch eine PN mit deiner Mailadresse, dann schick ich dir die Unterlagen, die dich interessieren zur Ansicht, wenn du magst.

LG
deichschwester
 
Kleiner Nachtrag

Moin zusammen,
heute gibt es Positives zu berichten. Nach weiteren 10 Tagen Praktikumsfortsetzung in der Kardiologie ist es amtlich, ich bekomme ab dem 1.3. einen Arbeitsvertrag. Juhu!

Ich werde eine Kollegin vorübergehend ersetzen, für die aufgrund einer Zwillingsschwangerschaft ein Beschäftigungsverbot verhängt wurde. Die KollegInnen dort, finden nicht, dass ich immer so aussehe, als würde ich es persönlich nehmen, wenn man mir etwas sagt (das war das Abschlussfeedback in der Chirurgie) und falls doch, ist es ihnen wohl egal wie ich aus der Wäsche gucke.
Die Station ist gut organisiert, die Strukturen stimmen und die Arbeitsabläufe sind optimiert. Sobald klar war, dass ich bleibe, wurde ich zu div. Einweisungen angemeldet (z.B. ORBIS). UND es herrscht ein gutes Arbeitsklima. Was will ich also mehr...

Ich freu mich richtig
deichschwester
 

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