Moin zusammen,
wollte euch mal schildern, wie es frau so ergehen kann, wenn sie nach 5 Jahren berufsfremdem Arbeiten (und 9 Jahre nachdem sie zum letzten Mal auf einer Station gearbeitet hat) als Arbeitsamtspraktikantin auf einer chirurgischen Station arbeitet und wie sie wahrgenommen wird:
Habe jetzt knapp zwei Wochen chirurgisch (Allgemein- und Gefäßchirurgie) gearbeitet. Es war irre viel zu tun, aber ich hatte echt Spaß und war sehr motiviert. Donnerstag hatte ich ein Gespräch mit PDL und Stationsleitung. Letztere war erst seit Mittwoch wieder da, sie hatte vorher Urlaub. Die PDL leitete das Gespräch damit ein, dass sie sagte, sie wolle ihr Urteil von der Einschätzung der Station abhängig machen und deshalb solle die Stationsleitung selbst etwas dazu sagen.
Diese sagte dann, sie habe mit einigen KollegInnen gesprochen, fachlich sei ich sehr gut, nahezu einwandfrei, aber menschlich gäbe es ein Problem. Ich sei arrogant und überheblich, respektlos, wäre unverschämt aufgetreten, auch das Wort frech sei gefallen.
Im ersten Augenblick war ich wie vor den Kopf gestoßen, fing an zu schwitzen und zu zittern, musste schlucken und mir stiegen natürlich auch die Tränen in die Augen. Das hatte ich nicht erwartet. Mit meinen KollegInnen bin ich immer super klar gekommen. Ich fragte nach Beispielen. Die konnte mir die Stationsleitung nicht nennen. Ich hab gesagt, dass ich völlig schockiert wäre, die anderthalb Wochen eher positiv gesehen hätte und dass ich ja gar nicht so viele Berührungspunkte mit den Kollegen hatte, in denen ich überhaupt hätte frech sein können, weil wir uns alle nur die Hacken abgerannt hätten. Und dass ich nun sehr an meiner Menschenkenntnis zweifle, da ich nicht den allerkleinsten Hauch einer Unstimmigkeit bemerkt hätte.
Die Stationsleitung relativierte die Aussagen ihrer Kollegen, insofern sie meinte, sie selbst hätte nichts Derartiges bisher bemerkt, sie hätte dies allerdings sagen müssen, da diese Bemerkungen übereinstimmend von mehreren gekommen seien.
Die PDL meinte, sie hätte mich eigentlich sofort einstellen wollen, könnte dies aber leider nun nicht aufgrund dieser Kritik. Sie sehe das differenziert, aufgrund des Stresses seien die Kollegen etwas dünnhäutig und diese Zwitterposition Schwester-Praktikantin wäre auch nicht alltäglich. Es könne schon sein, dass einige da Schwierigkeiten hätten. Sie wolle mir eine 2. Chance geben, mich ab Montag auf der Kardiologie einsetzen und bis Montag beurlauben.
An dieser Stelle habe ich überlegt, was ich eigentlich will. Klar ist, ich brauche den Job nicht um jeden Preis, zumal ich deutlich weniger verdienen werde, als ich jetzt Arbeitslosengeld bekomme. Ich habe allerdings auch gemerkt, dass mir das richtig Spaß gemacht hat, der Umgang mit den Patienten, den Stress zu meistern, etc.
Ich sagte, auch wenn ich jetzt nur 8 Tage auf dieser Station gearbeitet hätte, wäre ich zu 100 % loyal und würde mich mitverantwortlich für das Team und die Station fühlen und da ich um die schlechte Besetzung am Wochenende wisse, würde ich anbieten, bis Sonntag weiterzuarbeiten.
Ihr hättet eine Stecknadel fallen hören können, Totenstille!
Die Stationsleitung meinte, sie wäre sehr dankbar für das Angebot, könne das aber nicht entscheiden. Die PDL hat natürlich ja gesagt. Wer sagt dazu schon nein... Hat dann noch hinzugefügt, dass sie sich um alles kümmern werde und danke, danke, danke.
Später hat mich die Stationsleitung dann gefragt, wie es mir ginge. Hab gesagt, wäre jetzt ok, im Gespräch wäre es mir aber sehr schlecht gegangen, weil ich wirklich nichts, aber auch gar nichts, von diesen Aversionen gemerkt hätte. Sie meinte, sie wäre auch schon mal in der gleichen Situation gewesen und könne mich gut verstehen.
Gestern war der Dienst total easy. Ich war zwar unsicher, weil meine größte Kritikerin auch Dienst hatte, das legte sich aber schnell.
Kurz vor Dienstschluss hat mich die PDL zur Kardiologie rüberbestellt. Ahhh, eine superschöne neue Station, Monitoringplätze und sie haben STANDARDS. Ich freu mich schon richtig.
UND JETZT KOMMT DER BRINGER:
Ich komme zurück zur Chirurgie, die Übergabe war gerade beendet, ich musste auch noch etwas beisteuern. KEINER hat mir zugehört. Die Stationsleitung musste mehrfach die KollegInnen ermahnen, mit dem Schwätzen aufzuhören, damit ich die Infos loswerden konnte. Dann sagte sie den KollegInnen, dass ich ab Montag woanders arbeiten werde. Alle waren total geschockt, denn 3 KollegInnen sind krank. Betretenes Schweigen.
Dann sagte eine Kollegin in die Stille: "Schade, ich hab gern mit dir gearbeitet und du hast ja auch ein wirkliches Talent für die Chirurgie." Vielleicht hätte die Stationsleitung diese Kollegin mal fragen sollen...
Kurz danach zog noch eine Kollegin über eine andere her, in Gegenwart aller anderen. DAS nenne ich respektlos.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie‘s weiter geht. Mal sehen, ob ich Gift für das ostfriesische Krankenpflegegemüt bin, oder ob es eine stationsinterne Sache war.
Musste mir das mal von der Seele schreiben. Danke für's zuhören (? durchlesen!?!).
LG
deichschwester
wollte euch mal schildern, wie es frau so ergehen kann, wenn sie nach 5 Jahren berufsfremdem Arbeiten (und 9 Jahre nachdem sie zum letzten Mal auf einer Station gearbeitet hat) als Arbeitsamtspraktikantin auf einer chirurgischen Station arbeitet und wie sie wahrgenommen wird:
Habe jetzt knapp zwei Wochen chirurgisch (Allgemein- und Gefäßchirurgie) gearbeitet. Es war irre viel zu tun, aber ich hatte echt Spaß und war sehr motiviert. Donnerstag hatte ich ein Gespräch mit PDL und Stationsleitung. Letztere war erst seit Mittwoch wieder da, sie hatte vorher Urlaub. Die PDL leitete das Gespräch damit ein, dass sie sagte, sie wolle ihr Urteil von der Einschätzung der Station abhängig machen und deshalb solle die Stationsleitung selbst etwas dazu sagen.
Diese sagte dann, sie habe mit einigen KollegInnen gesprochen, fachlich sei ich sehr gut, nahezu einwandfrei, aber menschlich gäbe es ein Problem. Ich sei arrogant und überheblich, respektlos, wäre unverschämt aufgetreten, auch das Wort frech sei gefallen.
Im ersten Augenblick war ich wie vor den Kopf gestoßen, fing an zu schwitzen und zu zittern, musste schlucken und mir stiegen natürlich auch die Tränen in die Augen. Das hatte ich nicht erwartet. Mit meinen KollegInnen bin ich immer super klar gekommen. Ich fragte nach Beispielen. Die konnte mir die Stationsleitung nicht nennen. Ich hab gesagt, dass ich völlig schockiert wäre, die anderthalb Wochen eher positiv gesehen hätte und dass ich ja gar nicht so viele Berührungspunkte mit den Kollegen hatte, in denen ich überhaupt hätte frech sein können, weil wir uns alle nur die Hacken abgerannt hätten. Und dass ich nun sehr an meiner Menschenkenntnis zweifle, da ich nicht den allerkleinsten Hauch einer Unstimmigkeit bemerkt hätte.
Die Stationsleitung relativierte die Aussagen ihrer Kollegen, insofern sie meinte, sie selbst hätte nichts Derartiges bisher bemerkt, sie hätte dies allerdings sagen müssen, da diese Bemerkungen übereinstimmend von mehreren gekommen seien.
Die PDL meinte, sie hätte mich eigentlich sofort einstellen wollen, könnte dies aber leider nun nicht aufgrund dieser Kritik. Sie sehe das differenziert, aufgrund des Stresses seien die Kollegen etwas dünnhäutig und diese Zwitterposition Schwester-Praktikantin wäre auch nicht alltäglich. Es könne schon sein, dass einige da Schwierigkeiten hätten. Sie wolle mir eine 2. Chance geben, mich ab Montag auf der Kardiologie einsetzen und bis Montag beurlauben.
An dieser Stelle habe ich überlegt, was ich eigentlich will. Klar ist, ich brauche den Job nicht um jeden Preis, zumal ich deutlich weniger verdienen werde, als ich jetzt Arbeitslosengeld bekomme. Ich habe allerdings auch gemerkt, dass mir das richtig Spaß gemacht hat, der Umgang mit den Patienten, den Stress zu meistern, etc.
Ich sagte, auch wenn ich jetzt nur 8 Tage auf dieser Station gearbeitet hätte, wäre ich zu 100 % loyal und würde mich mitverantwortlich für das Team und die Station fühlen und da ich um die schlechte Besetzung am Wochenende wisse, würde ich anbieten, bis Sonntag weiterzuarbeiten.
Ihr hättet eine Stecknadel fallen hören können, Totenstille!
Die Stationsleitung meinte, sie wäre sehr dankbar für das Angebot, könne das aber nicht entscheiden. Die PDL hat natürlich ja gesagt. Wer sagt dazu schon nein... Hat dann noch hinzugefügt, dass sie sich um alles kümmern werde und danke, danke, danke.
Später hat mich die Stationsleitung dann gefragt, wie es mir ginge. Hab gesagt, wäre jetzt ok, im Gespräch wäre es mir aber sehr schlecht gegangen, weil ich wirklich nichts, aber auch gar nichts, von diesen Aversionen gemerkt hätte. Sie meinte, sie wäre auch schon mal in der gleichen Situation gewesen und könne mich gut verstehen.
Gestern war der Dienst total easy. Ich war zwar unsicher, weil meine größte Kritikerin auch Dienst hatte, das legte sich aber schnell.
Kurz vor Dienstschluss hat mich die PDL zur Kardiologie rüberbestellt. Ahhh, eine superschöne neue Station, Monitoringplätze und sie haben STANDARDS. Ich freu mich schon richtig.
UND JETZT KOMMT DER BRINGER:
Ich komme zurück zur Chirurgie, die Übergabe war gerade beendet, ich musste auch noch etwas beisteuern. KEINER hat mir zugehört. Die Stationsleitung musste mehrfach die KollegInnen ermahnen, mit dem Schwätzen aufzuhören, damit ich die Infos loswerden konnte. Dann sagte sie den KollegInnen, dass ich ab Montag woanders arbeiten werde. Alle waren total geschockt, denn 3 KollegInnen sind krank. Betretenes Schweigen.
Dann sagte eine Kollegin in die Stille: "Schade, ich hab gern mit dir gearbeitet und du hast ja auch ein wirkliches Talent für die Chirurgie." Vielleicht hätte die Stationsleitung diese Kollegin mal fragen sollen...
Kurz danach zog noch eine Kollegin über eine andere her, in Gegenwart aller anderen. DAS nenne ich respektlos.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie‘s weiter geht. Mal sehen, ob ich Gift für das ostfriesische Krankenpflegegemüt bin, oder ob es eine stationsinterne Sache war.
Musste mir das mal von der Seele schreiben. Danke für's zuhören (? durchlesen!?!).
LG
deichschwester