Alkoholentzug

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Lambdanaht

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05.04.2006
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Baden-Württemberg
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Krankenpfleger
Hallo,

mich würde interessieren, ob auf Euren internistischen Stationen Alkoholentzug angeboten/ durchgeführt wird und wenn ja mit welchen Medikamenten ihr das macht.
 
hatten mal eine patientin, die kam allerdings nicht zum entzug, sondern wegen hämatinerbrechen - wir haben ihr distraneurin und haldol gegeben, damit sie nicht entzügig wird... mehr weiß ich jetzt leider auch nicht.
 
hallo. also im UKE machen die nen C2-Entzug mit Oxazepam.
Distra ist mittlerweile denke ich out.
LG
 
Wir bekommen ab und zu Pat. zum "ausnüchtern". Denen wird, vom Aufnahmearzt, noch schnell noch was Gastroenterlogisches angedichtet, sehr beliebt sind natürlich abdom. Schmerzen und Übelkeit und schon haben sie einen Grund zu uns zukommen und machen dem Aufnahmearzt keinen weiteren Kummer, z.B. Verlegung in eine Fachklinik. Bei uns bekommen sie, damit sie net entzügig werden Distraneurin.
 
Nen leichten Entzug, Standart mit Distra.

Wieso ist das obsolet? Interessiert mich!!
 
Hallo,

bei uns wird ziemlich unterschiedlich entzogen, je nach Vorliebe der Station oder Abteilung.
Sehr häufig: Clonidin/Paracefan[r] auch in Kombination mit Diazepam und/oder Tavor[r]
Häufig: Diazepam

Selten Distraneurin[r] entweder als Tablette/Saft oder auch intravenös.

Warum kein Distra? weil es auch ziemlich verschleimt, deshalb wird bei uns nur noch selten benutzt.

Also wie ihr seht ein Haus und viele Möglichkeiten.
Erfolge? eigentlich mit allem mehr oder weniger gut.

Schöne Ostern
Narde
 
Moin,

bei uns im Intensivbereich ENTGIFTEN ( wer jemanden in ein paar Tagen entzieht, ist ein Wunderheiler ) wir meist mit Clonidin und Tranxilium-Boli. Gelegentlich auch, bei starker Agitiertheit mit Propofol-Unterstützung.
Distra eigentlich nie...und auch hier kenne ich nur die i.v. Gabe - eben wegen der Hypersalivation ( die durchaus früher das ein oder andere Mal ein Intubationsgrund war ) - als obsolet.

Auf den Stationen nach wie vor mit Distra-Saft - der Schleim hält sich p.o. in Grenzen

Cys
 
Hallo zusammen,

danke für die vielen Beiträge. War über die Aussage bezüglich von Distraneurin doch sehr erstaunt.
Ich arbeite auf einer Akutstation im Suchtbereich. Wir haben jährlich zwischen 700- 750 Aufnahmen, wovon ca. 550 Aufnahmen Alkoholiker sind, der Rest sind polyvalentabhängige Patienten.

Der Standard in unserem Haus zum Entziehen bei Alkohol ist Distra.

Allerdings geben wir immer Kapseln, ganz selten flüssig, aber nie i.v.
Habe auch noch nie erlebt, dass von Kps. oder Saft ein Patient verschleimt ist (soweit ich weiß passiert das nur bei i.v.-Gabe - bin aber nicht sicher). Geben Distra allerdings erst ab 150 mmHg systolisch, in Ausnahmefällen auch schon ab 130 mmHg. Sind Patienten bekannt (haben teilweise Pat. die zum 30. Mal bei uns sind) und wir wissen, dass ein "heftiger" Entzug zu erwarten ist, dann haben wir ein sog. Distraschema, welches in die Kurve geklebt wird. (2-2-2-2). Zusätzlich geben wir noch Distra nach Bedarf.

Können wir wg. der Vitalparameter kein Distra geben, so haben wir in der Bedarfsarznei Diazepam zum Entziehen.

Des weiteren haben wir noch gegen Symptome wie Übelkeit usw. eine Bedarsliste, auf der verschiedene Medis draufstehen.
 
Bei uns wird auch mit Distra entgiftet, auf ITS mit Clonidin und Benzodiazepinen.
Ich persönlich halte von Entgiftungen in "normalen" somatischen Häusern überhaupt nichts. Da meiner Erfahrung nach die anschließende Therapie gerne mal ausgelassen wird bzw. die Entgiftung nicht "qualifiziert" stattfindet.
Viele Therapieeinrichtungen erwarten auch eine "qualifizierte" Entgiftung durch Kliniken mit Suchtstationen.
Meine Frau arbeitet in der Suchtberatung, und neben der örtlichen Psychiatrie arbeiten die nur mit einem einzigen KH in der Nähe zusammen. Die haben dort zwei reine Entgiftungsstationen, eine offene und eine geschlossene. Alles andere hat deren Erfahrung nach wenig Aussicht auf langfristigen Erfolg.
Gruß,
Philipp
 
Hallo,

"Entgiftung" wird bei uns im Normalfall mit Distra Kapseln durchgeführt.
Als typische Co-Medikation: Doxepin, Clonidin.
Bei pulmonalen Risikopatienten (Asthmatikern, COPDlern etc.) wird mit Diazepam gearbeitet.

Es gibt eine gute Zusammenarbeit mit der Suchtabteilung der hiesigen Psychiatrie (auch Tagesklinik), sowie Langzeiteinrichtungen. Somit geht zumindest die Vermittlung in die Anschlussbehandlung meist recht gut.

Grüsse,

Gerrit
 
Philipp Tessin schrieb:
Ich persönlich halte von Entgiftungen in "normalen" somatischen Häusern überhaupt nichts. Da meiner Erfahrung nach die anschließende Therapie gerne mal ausgelassen wird bzw. die Entgiftung nicht "qualifiziert" stattfindet.

...

Alles andere hat deren Erfahrung nach wenig Aussicht auf langfristigen Erfolg.
Auch nach einem Entzug auf einer Suchtstation wird meiner Erfahrung nach die anschließende Therapie oft ausgelassen. Viele der Patienten die zu uns kommen sind "fremdmotiviert" und machen halt die drei Wochen Entgiftung und gehen nach der Entlassung wieder nach Hause. Haben zwar durch den Aufenthalt Kontakt zum ambulanten Suchthilfesystem gehabt, gehen aber hinterher nicht mehr hin.
Eigentlich sind es eher wenige Patienten, die länger als zwei, drei Monate nach der Entgiftung bei uns trocken bleiben.

Schade eigentlich, wenn man bedenkt was eine Entgiftung die Krankenkasse kostet. Machmal sinkt dann auch die Motivation beim Pflegepersonal, wenn der ein oder andere zum x-ten Male kommt. Muss man schon aufpassen, dass man fair ggüber dem Patienten bleibt.
 
Hallo ihr Lieben..

bei uns gibt es schon lange kein Distra mehr, zumindest in Kapselform.
Wir hatten bis vor kurzem nur noch den Saft.

Seitdem haben wir Tranxillium, was Pat. aber auch erst bekommen dürfen, wenn der Promillespiegel kleiner 0,5 ist.
Alles,was noch drüber ist, bekommt kein Tranxillium.

Aktuell hatten wir einen Pat. der letztes Jahr schon bei uns war mit einer C2-Intox von über 5 Promille.
Da hat er Tranx. bekommen, währenddessen er nun Diazepam bekommt.

Catapressan/Clonidin kommt ebenfalls zum Einsatz.

Ausserdem bekommen unsere Alkoholiker immer dazu: Betabion und Pantozol (was zwar nicht gegen den Entzug ist, aber gegen Magenbeschwerden/Stressulcera und natürlich für die Vorbeugung v. Vit.-B1-Mangelzuständen).

LG,Nicole
 
sisterNic schrieb:
bei uns gibt es schon lange kein Distra mehr, zumindest in Kapselform.
Wir hatten bis vor kurzem nur noch den Saft.
Hat das einen bestimmten Grund, das ihr kein Distra mehr gebt, oder ordnet Euer Arzt lieber Tranxillium an?

sisterNic schrieb:
Seitdem haben wir Tranxillium, was Pat. aber auch erst bekommen dürfen, wenn der Promillespiegel kleiner 0,5 ist.
Alles,was noch drüber ist, bekommt kein Tranxillium.
Was gebt ihr, wenn die Patienten entzügig werden und noch >0,5 Promille sind? Diazepam? Clonidin?

B1 und Pantozol wird bei uns auch oft als Prophylaxe eingesetzt.

Bei Patienten mit bekannten Krampfanfällen oder bei Patienten die exzessiv getrunken haben wird noch Carbamazepin als (absteigendes) Schema
oder gewichtsadaptiert angesetzt

.
 
Hallo,

stimmt, Carbamazepin gibt's auch noch bei bekannten "Entzugskrämpflern".
Pantozol, naja, welcher Mensch der sich nur noch von Alkohol ernährt hat keine Gastritis :)
B1 ist interessant wenn das mit der Aufnahme nicht mehr klappt oder sogar schon PNP da sind. Machen wir auch.

Das mit dem "keine Therapie unter 0,5%o" sehe ich mal recht kritisch, gerade wenn Entzugskrämpfe bekannt sind. Mir sind schon einige Patienten untergekommen die völlig normal wirkend mit 4 Promille kamen und bei 2,5 angekommen schwitzend und zitternd wie Espenlaub dastanden. Ich glaub' die brauchen auch schon vor 0,5 %o was...

Grüsse,

Gerrit
 
Lambdanaht schrieb:
Auch nach einem Entzug auf einer Suchtstation wird meiner Erfahrung nach die anschließende Therapie oft ausgelassen.
Das hätte ich jetzt nicht gedacht.
Lambdanaht schrieb:
Viele der Patienten die zu uns kommen sind "fremdmotiviert" und machen halt die drei Wochen Entgiftung und gehen nach der Entlassung wieder nach Hause. Haben zwar durch den Aufenthalt Kontakt zum ambulanten Suchthilfesystem gehabt, gehen aber hinterher nicht mehr hin.
Eigentlich sind es eher wenige Patienten, die länger als zwei, drei Monate nach der Entgiftung bei uns trocken bleiben.
Studien haben gezeigt, dass auch die sogenannten Fremdmotivierten (Druck durch Angehörige, Therapie statt Strafe u.ä.) die gleichen Erfolgschancen haben, wie diejenigen, die freiwillig und hochmotiviert kommen. Hätte ich so nicht erwartet.

Philipp
 
Hallo,

bei uns (Interne Aufnahmestation in einem Haus der Maximalversorgung) bekommen alle C²-ler die entzügig ( und das sind viele Patienten/ Monat) werden, Diazepam 10mg p.o. bei Bedarf bis zu alle 2 Stunden und dies unabhänig vom C²-Spiegel. Ich gebe zu: Unsere Monitorüerwachung beruhigt uns dabei schon, aber ich habe bei Diazepam noch nie Komplikationen erlebt.
Bei Distra hingegen bis hin zur Intubation!

Bei extrem Entzügigen (HF trotz Diazepam über 140/min) kommt zusätzlich noch Clonidin s.c. zum Einsatz. Auch hier habe ich noch keine Komplikationen erlebt.

Wir sind in der glücklichen Lage eine Fachabteilung für Alkoholentzug des Bezrks bei uns auf dem Gelände zu haben, die die Patienten auch im alkoholisierten Zustand zur Entgiftung und Therapie übernehmen, so Betten frei und die Bereitschaft des Patienten dazu vorhanden ist.

Ich hoffe, das ich weiterhelfen konnte!

Schönen Tag, viele Grüße
Werner
 
Philipp Tessin schrieb:
Studien haben gezeigt, dass auch die sogenannten Fremdmotivierten (Druck durch Angehörige, Therapie statt Strafe u.ä.) die gleichen Erfolgschancen haben, wie diejenigen, die freiwillig und hochmotiviert kommen. Hätte ich so nicht erwartet.
Kann auch sein, dass es an der niedrigen Erfolgsquote der "freiweilligen und hochmotivierten" Patienten liegt, oder? Kannst du die Erfolgsquote benennen?

Hast Du einen Link bzw. eine Quelle zu der Studie?

Werner Rathgeber schrieb:
bei uns (Interne Aufnahmestation in einem Haus der Maximalversorgung) bekommen alle C²-ler die entzügig ( und das sind viele Patienten/ Monat) werden, Diazepam 10mg p.o. bei Bedarf bis zu alle 2 Stunden und dies unabhänig vom C²-Spiegel. Ich gebe zu: Unsere Monitorüerwachung beruhigt uns dabei schon, aber ich habe bei Diazepam noch nie Komplikationen erlebt.
Bei Distra hingegen bis hin zur Intubation!
Habt ihr Distra p.o. oder i.v. gegeben?
 
Lambdanaht schrieb:
Kann auch sein, dass es an der niedrigen Erfolgsquote der "freiweilligen und hochmotivierten" Patienten liegt, oder? Kannst du die Erfolgsquote benennen?

Hast Du einen Link bzw. eine Quelle zu der Studie?
Ich mach mich mal schlau. Hab die Zahlen von meiner Frau, die in der Suchtberatung arbeitet.
Wenn ich mehr weiß, melde ich mich.
Philipp
 
Hallo!!

Bei uns wird in der Regel Tranxillium verschrieben. Distra wird eher weniger verordnet. Auf Station können die Pat. den körperlichen Entzug machen, müssen dann aber in spezielle Suchtkliniken für die weitere Therapie.

Viele Grüße weissi :wink:
 
Hallo,

also ich kenne das so, das man eigentlich nur bei starken Entzugssymptomen Distra gibt und nu bei Delir Clonidin in Verbindung mit Tranxilium. So wurde das auch auf der Alkoholentzugsstation in der Psychatrie, auf der ich mal gearbeitet habe, gemacht.

Grüsse Franko:wink:
 
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