Schmerzlindernder Verband?

Mari1981

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18.02.2010
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131
Beruf
Kranken und Gesundheitspflegerin
Akt. Einsatzbereich
amb.Pflege
Hallo!
Wir haben einen Pat. (amb.Pflege) mit Hodenkrebs.
Die Wunde nässt, ist teilweise blutig. Der Patient wird
von uns so versorgt das wir so wenig wie möglich machen,
damit er keine Schmerzen hat. Er bekommt schon viel
Morphium aber trotzdem hat er manchmal beim Verbandswechsel
Schmerzen. Der Verband besteht einfach nur aus Gaze und Mullkom-
pressen und das wars. Wir machen die Gaze mit einer Plastikpinzette
drauf auf die Wunde und versuchen dabei möglichst nicht die Wunde
zu berühren, weil der Pat. einfach nur Schmerzen hat bei jeder
Bewegung. Ich hatte überlegt ob man nicht anderes Wundmaterial
nehmen könnte was ihm wenigstens bisschen die Schmerzen nimmt,
dachte da an Hydrogel oder sowas, dass soll doch schmerzlindernd sein.
Und bei dieser Wunde gehts ja nicht darum, sie zu verkleinern, denn das
ist nicht möglich.
Wäre sehr froh über vieeeeele gute Tipps!! Fürchte zwar da gibts
nicht viel, da wie gesagt eh schon ne Menge Morphium zur Schmerz-
linderung dienen soll...
 
Gaze? welche? verklebt diese evtl. ein wenig mit der Wunde oder lässt sie sich immer gut ablösen? Verkleben die Kompressen? ich habe mit Urgotüll bei solchen Sachen sehr gute Erfahrungen gemacht da diese überhaupt nicht ankleben was bei einer einfachen Salbenkompresse doch ab und an mal passiert...

mfg Akhran
 
Warum sollte Hydrogel analgetisch wirksam sein?
Es gibt von Coloplast Wundauflagen, welche kontinuiertlich Ibuprofen abgeben, allerdings sind diese für Euren Pat. eher ungeeignet.
Warum sprecht ihr nicht mal mit dem Doc des Pat. über eine Bedarfsmedikation für VW?
 
Hallo!

@Akhran: Ne, die Gaze verkleben nicht, der Verband lässt sich ganz
leicht lösen! Ist Urgotüll denn schmerzlindernd? Sorry, aber ich kenn
mich noch nicht so aus, mit den ganzen Wundmaterialien.
Hab jetzt erst seit kurzem wieder angefangen zu arbeiten nach
längerer Pause.

@Nomis: Ich müsste mal die PDL fragen was mit dem Arzt des
Pat. abgesprochen wurde, dass weiß ich gar nicht ob da schon
drüber geredet wurde. Ich meine es gelesen zu haben das Hydrogel
eine schmerzlindernde Wirkung hat.
 
Also suchst du eigentlich einen Verband der Schmerzmittel abgibt........ist mir nicht bekannt!

was es noch gibt wäre Emla Salbe zur Betäubung aber die ist soweit ich weiß nicht für dauerhaft auf nem Verband gedacht sondern zur Betäubung vor Debridements....
 
Hallo

Ich kenn mich bei CAs nicht aus! Ist schwer sich die Wunde vorzustellen. (Loklisation, Grösse, Färbung, Geruch, Umgebung, Grund, Verlauf, SZ - Qual und Quant etc.) Ist auch nicht ganz klar, ob das Ablösen des alten - oder das Auftragen des neuen Verbandes mehr Schmerzen produziert.
So ganz allgemein wurden bei uns folgende Hilfsmittel verwendet:

- Sz-Reserve: Mir scheint, wie schon von Nomis gesagt, wichtig zu sein, eine Bedarfmedikation für VW abzuklären. Bei uns gabs bei sehr empfindlichen Pat meist Fentanyl i.v. oder s.c. 30min vorher.
- Eine analgetische Wirkung von Hydrogel ist mir auch neu, kann da nur Prontosan empfeheln, das kühlend, desinfizierend und analgetisch wirkt.
- Verwenden von Fettgazen, die sich leicht auflegen und ablösen lassen macht Sinn. (hast ja aber gesagt dass sei kein Problem...)
- Als Lokalanästhetika während dem Verbandswechsel ist auch Lidocain sehr wirksam. (Einwirkzeit von etwas 10min, einfach drübergiessen falls die Wunde offen ist, wirkt bei VAC - Wechsel und Dekubiti Wunder)
- Emlaphase?

Gruss

Jolly
 
Hallo!

@all: Ich habe das jetzt mal angesprochen und es gibts nichts mehr
was man da machen kann, damit der besagte Patient keine Schmerzen
hat. Er hat ja Morphium als Dauermedikation und bekommt immer etwa
ne halbe Std. vor VW Effentora, da ist ja auch Fentanyl drin.
Die Wunde sieht echt übel aus....wie beschreib ich das.
Der Penis ist nur noch ein Stummel, die ganze Wunde also Hoden,
Penis und das ganze Plattenepithel sind nur am suppen, also
alles offen, ganz viel Wundsekret, teilweise blutig und Richtung
Bauch und an den Leisten ist auch schon Nekrose, also sowas hab
ich noch nie gesehen. Echt schlimm!!
Ist ein Hoden Ca und Plattenepithel Ca dazu kommen dann mehrere
Dekubiti am Steiß(wir lagern dem Pat. nur wenig wie möglich weil
jede Bewegung mit schmerzen verbunden ist).
Er selber möchte nur noch erlöst werden....
Danke für eure Vorschläge!
 
Klingt nach einer palliativen Situation, verbundenen mit einer suboptimalen Schmerzeinstellung. Der Patient hat ja nicht nur beim Verbandswechsel, sondern bei jeder Bewegung Schmerzen. Das könnte ein Schmerztherapeut möglicherweise noch ändern.

Wo wohnt der Patient? Wenn Du hier: Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. auf "Adressen" klickst, findest Du möglicherweise kompetente Ansprechpartner in Eurer Nähe.
 
Ich kann dazu nur sagen: Morphium hoch!! ... :-/
 
Ich kann dazu nur sagen: Morphium hoch!! ... :-/
Sowas überlass ich dann doch lieber den Ärzten. Könnte auch sein, dass lediglich die Begleitmedikation angepasst werden muss. "Nur" Morphin ist auch nicht das Gelbe vom Ei. :mryellow:
 
@ claudia,

warum nicht????
 
Sowas überlass ich dann doch lieber den Ärzten. Könnte auch sein, dass lediglich die Begleitmedikation angepasst werden muss. "Nur" Morphin ist auch nicht das Gelbe vom Ei. :mryellow:
Ích meinte auch nicht, dass DU das machen sollst...

Was hast du denn gegen "nur Morphin"?
 
Weil Schmerzen und damit auch Schmerztherapie von weit mehr Faktoren abhängig sind als von der rein physischen Komponente. Falls dies nicht bei der Therapie berücksichtigt wird, ist sie aussichtslos.

WHO-Schmerzschema Stufe 3 (da ist der Patient ja längst) empfiehlt starke Opoide in Kombination mit Nichtopioden und Begleitmedikation. Seit ich seit drei Jahren enger als zuvor mit Anästhesisten arbeiten, wird mir das immer mehr bewusst. Die haben da noch mehr Tricks drauf als die Onkologen.

Nicht falsch verstehen: Die Zeiten, in denen man mit Morphin knauserte, sind glücklicherweise vorbei. Aber "Morphin hoch" allein ist kein Allheilmittel. Bei manchen Schmerzen ist Morphin sogar vollkommen untauglich.
 
Sowas überlass ich dann doch lieber den Ärzten. Könnte auch sein, dass lediglich die Begleitmedikation angepasst werden muss. "Nur" Morphin ist auch nicht das Gelbe vom Ei. :mryellow:

Wieso willst das den Ärzten überlassen. Denke, dass es gerade unsere Aufgabe als Pflegende ist, Beobachtungen wie eine zu geringe Schmerzmedikation den Ärzten mitzuteilen und auch dafür zu sorgen, dass eine Anpassung stattfindet.
 
Wieso willst das den Ärzten überlassen. Denke, dass es gerade unsere Aufgabe als Pflegende ist, Beobachtungen wie eine zu geringe Schmerzmedikation den Ärzten mitzuteilen und auch dafür zu sorgen, dass eine Anpassung stattfindet.

Da stimme ich Dir zu. Nur können und dürfen allein die Ärzte die Medikamente anordnen. Selbst mit meiner Palliative Care Weiterbildung traue ich mir da nicht zu, Vorschläge zur Medikation zu machen.

Wenn mir einer eine Morphin-Pumpe verordnet mit der Option, die Basalrate bei Bedarf stufenweise zu erhöhen, gehe ich auch selbstständig mit dem Morphin hoch, das ist aber was anderes.
 
Ixh stelle mal wieder fest, man weiß eigentlich viel zu wenig über die Palliativpflege und eine sufiziente Schmerztherapie in der Onkologie. Das einzigste, was ich bis jetzt gelernt habe: mit meinem Fachwissen aus der postop. Akutschmerztherapie komme ich in der Onkologie nicht weit. Selbst bei chronischen Schmerzen kommt man mit dem Wissen schnell an seine Grenzen.

Elisabeth

PS Ein guter Anästhesist muss noch kein guter Schmerztherapeut sein und schon gar kein guter Palliativmediziner. Dazu gehört mehr. Nicht umsonst gibst da ja mittlerweile eine Facharztsausbildung.
 
PS Ein guter Anästhesist muss noch kein guter Schmerztherapeut sein und schon gar kein guter Palliativmediziner. Dazu gehört mehr. Nicht umsonst gibst da ja mittlerweile eine Facharztsausbildung.

Das ist richtig. Wobei Schmerztherapeut und Palliativmediziner nicht das Gleiche ist. Einen Rheumatiker z. B. würde ich zum Schmerztherapeuten schicken, wenn es nötig ist, zum Palliativmediziner wohl eher nicht.

Bei Maris Patient ist die Palliativmedizin gefragt, ganz klar. Aber: Auch die bekommt nicht jeden Patient zu 100% schmerzfrei. Nur sollte man wenigstens den Versuch wagen.
 
. Aber: Auch die bekommt nicht jeden Patient zu 100% schmerzfrei.

Dieses zu akzeptieren, ist glaub ich das schwerste überhaupt. Ich habe im Rahmen meiner Pflegekonsile mal so einen Pat. kennengelernt und muss sagen, da bin ich mehr als an meine Grenzen gekommen. Schmerzfrei ist ja eh nicht das Ziel, sondern Schmerzlinderung. Aber selbst das war bei dem Pat. nicht möglich.

Elisabeth
 
Ja, das kann für alle Beteiligten sehr belastend sein. Problematisch sind zum einen manchmal die physische Komponenten, dann (wenn ich recht weiß), wenn die Nervenbahnen direkt involviert sind. Das ist verflixt schwer einzustellen. Das zweite ist der psychische Schmerzanteil. An den kommen wir mit Medikamenten gar nicht ran.

Anästhesisten, die auch für die Schmerztherapie zuständig sind - ist in vielen Kliniken so - haben da wirklich Tricks drauf wie Dr. House. Ich hatte sieben Jahre mit Onkologen zusammengearbeiten und nie einen Ketamin-Perfusor gesehen (nur so als Beispiel. Kommt bei uns zwar auch nicht häufig vor, kann aber eine Möglichkeit sein, um erstmal alle anderen Analgetika abzusetzen und - nach drei Tagen Perfusor - neu einzusteigen, mit freigewordenen Rezeptoren und ohne "Altlasten" von der vorherigen Medikation).
 
Ich habe im letzten Jahr eine Fortbildung einer Firma mitgemacht, die Wundauflagen, Hydrogel usw. herstellt.
Die Referentin erzählte uns, dass Sie auf eine Carzinomwunde Hydrogel mit Morphin gegeben hat,- natürlich in Absprache mit Arzt und Apotheker,- den Umständen entsprechend angeblich erfolgreich.
Selbstverständlich kenne ich die Einwände- ich gebs hier einfach nur mal weiter
 

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