News Studienmöglichkeit für Pflegekräfte: "Arztassistent"

flexi

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Krankenpfleger
Entlastung für die Mediziner
Neu An deR uni In einer Serie stellen wir neue Studiengänge vor. Heute: Der Bachelorstudiengang Arztassistenz an der DHBW Karlsruhe.
Von Katja Eggers Wer mit einem Schnupfen seinen Hausarzt aufsucht oder wegen einer kleinen Operation ins Krankenhaus muss, könnte dort schon bald von einem Arztassistenten behandelt werden. Denn die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Karlsruhe bietet zum Studienjahr 2010/11 den bundesweit einmaligen Bachelorstudiengang „Arztassistent/ Physical Assistant“ an. Mit der neuen akademischen Ausbildung trägt die DHBW dem erhöhten Bedarf an qualifizierten Gesundheitsleistungen und der immer kleineren Zahl von Ärzten Rechnung. Die Assistenten übernehmen Aufgaben, die an der Schnittstelle von Arzt und Pflegepersonal liegen. In Absprache mit den behandelnden Medizinern erarbeiten sie beispielsweise Anamnesen, stellen Behandlungspläne auf und assistieren bei Operationen. Das Studium enthält pflegerische und medizinische Elemente und schließt mit dem Bachelor ab. In den Theoriephasen stehen unter anderem klinische Medizin, Hygiene und Bakteriologie sowie Arzneimittelkunde auf dem Stundenplan. Inhalte der Praxisphasen sind etwa Anamnese, Notfallstation und Orthopädie. Zulassungsvoraussetzungen für den neuen Studiengang sind eine Pflegeausbildung, ein Ausbildungsvertrag mit einer Klinik und die Fachhochschulreife. Ansprechpartner ist Georg Richter unter Telefon (07 21) 97 35-8 00. DHBW Karlsruhe
Quelle: 12.12.2009 / Nachrichten / HAZ - Hannoversche Allgemeine
 
Ich bin zutiefst schockiert, dass du das hier so unkommentiert stehen läßt!

Pflege ist ein akademisches Fach und steht neben(!) den Mediziniern und nicht darunter. Aus gutem Grund sind die meisten Pflegestudiengänge an Medizinischen Fakultäten verortet.

Die Bezeichnung "Arztassitenz" ist ist grauenvoll. Dieser Beruf ist absolut unnötig.

Arztassitenz ist ein Element der Pflege, genauso wie Mediziner auch der Pflege assistieren. Es benötigt keinen weiteren Beruf, um die eigentliche Pflege noch weiter zu degradieren!

Dieser Studiengang untergräbt alle Professionalisierungsbestrebungen der Pflege, die Akademisierung und die Verkammerung!
 
Hier folgt der DBfK der Definition des International Council of Nurses (ICN) in Genf:
„Eine Pflegespezialistin (Nurse Practitioner/Advanced Practice Nurse) ist eine
Gesundheits- und Krankenpfleger/in, die über Expertenwissen, komplexe
Entscheidungsfindungsfähigkeiten und klinische Kompetenzen für eine erweiterte
Praxis verfügt.
Die Charakteristik der Kompetenzen wird vom Kontext und/oder den Bedingungen
des jeweiligen Landes gestaltet, in dem sie für die Praxis zugelassen ist. Als
Qualifikation wird ein Master-Grad empfohlen“
(ICN, http://icnapnetwork.
org/09.6.2006).
http://www.dbfk.de/download/download/vortrag-Stoecker-nurse-practit-2006-12-08.pdf

Deutschland geht ja immer einen eigenen Weg, der sich vor allem durch: Geiz ist geil- auszeichnet. Das fängt schon damit an, dass man nicht in der Lage ist, Berufsbezeichnungen korrekt einzudeutschen.
*grübel* Moment- geht ja gar nicht. Denn soviel Entscheidungsfreiheit darf eine deutsche Schwester natürlich nicht haben. Da sei die Lobby der Ärzte vor.

Elisabeth
 
Advanced Practice Nurse Studiengänge gibt es bereits in Deutschland - auch auf Master Niveau.
 
Was beweist: billiger gehts auch.

*neugierigbin* Wo werden die Masterabsolventen konkret eingesetzt? Was machen sie?

Elisabeth
 
Servus,
habe ebenso von diesem Studiengang "Artassistent/in" gehört-scheint eine neue Idee zu sein Geld zu sparen, natürlich müssten diese Kräfte dann nicht wie Ärzte entlohnt werden. Nachdem man ja den Arzt im Praktikum abgeschafft hat-sind gewisse Tätigkeiten übrig geblieben.
Naja, so neu ist die Idee ja gar nicht-im Mittelalter gab es ja neben dem studierten Arzt noch den Bader!
 
Nun ja, alles hat zwei Seiten. Derzeit werden viele solcher Tätigkeiten, die in den Bereich "Arztassistenz" fallen, meist unbezahlt und ohne entsprechende Ausbildung übernommen.
 
Hallo.

Naja, wenn man die Gesamtentwicklung betrachtet, passt das schon zusammen. Auf der einen Seite starten erste Versuche mit zweijähriger Ausbildung (Stuttgart, Robert-Bosch-Krankenhaus Willkommen-Startseite-Robert-Bosch-Krankenhaus), auf der anderen Seite beginnen solche Sachen wie oben gezeigt.
Weg von einer dreijährigen Ausbildung, hin zu (billigerem) Grundpersonal mit geringerer Qualifikation und dann modularisierte (FH, Bachelor) Fachweiterbildung bzw. Zusatzausbildung. Ob sich das dann "Arztassistenz" ,"Pflegeexperte", "Paramediziner" oder wie auch immer nennt. Das Geld welches ich den "Zweijährigen" dann weniger zahlen muss, können die anderen mehr verdienen (und müssen das mit einer akademischen Ausbildung dann auch).

Fände ich persönlich nun auch nicht dramatisch. Die heutige Ausbildung leidet imho an einem eklatanten Missverhältnis von Anspruch und Wirklichkeit.
Hinzu käme, dass es neue und echte Karrierechancen im Beruf gäbe.


Wie werden sehen.


DS
 
Weg von einer dreijährigen Ausbildung, hin zu (billigerem) Grundpersonal mit geringerer Qualifikation und dann modularisierte (FH, Bachelor) Fachweiterbildung bzw. Zusatzausbildung. Ob sich das dann "Arztassistenz" ,"Pflegeexperte", "Paramediziner" oder wie auch immer nennt.

Habe die Texte hinter den angegebenen Links nicht gelesen, aber das "weg von der dreijährigen Ausbildung" würde der Abschaffung der klassisch ausgebildeten Pflegekraft gleichkommen. (Die klassische Schwester ist Schnee von gestern also überflüssig !) Na dann viel Spaß, es gibt ja dann approbierte Pflegeärzte, die wiederum Hilfskräfte brauchen, die gut ausgebildet sind, und diese wiederum Hilfskräfte, die eine kurze Pflegeausbildung absolviert haben usw....

:hicks:
 
Hallo,
also ich finde die Bezeichnung "Arztassistent" schon sehr merkwürdig, ganz zu schweigen von den Aufgaben...:angryfire:

Die Entwicklung wird sich ja zeigen, aber ich persönlich finde es nicht gut, denn es ist ein weiterer Schritt in Richtung: Krankenschwester können nix und sollen auch nix können (salopp ausgedrückt)
Nun, ist meine persönliche Meinung, will damit niemanden verurteilen, der es gut findet!
Gibt es denn hier jemanden, der diesen Studiengang machen würde? Wenn ja, weshalb?

Freue mich auf Antworten
 
Neuron- ich empfehle dir, lies dir die ganze PDF durch. Du wirst verstehen, warum es dringendst eine Veränderung der Ausbildung geben muss. Jedes Jahr, das länger gewartet wird, ist ein Jahr das den jetzigen GuKs zum Nachteil gereichen kann.
Momentan kann man noch eine Übergansgezeit einplanen. Mit den zu erwartenden abnehmenden Sozialeinnahmen in den nächsten Jahren wird es immer schwieriger werden, das heutige Modell zu finanzieren.
Du kannst einfach die Löhne "einfrieren" für die GuKs, um möglichst viele, z.T. für ihre Tätigkeit überqualifizierten, Kräfte zu halten >>> alle bekommen dasselbe unabhängig von ihren Fähigkeiten.
Oder du veränderst das System und machst Leistung zum Maß der Entlohnung.

In der Übergangszeit wird es einen Bestandsschutz geben müssen. Deine Ausbildung wird also nicht umsonst sein.
Nachfolgende Ausbildungen sollten sich an dem Bosch-Modell orientieren.

Pflege muss bezahlbar bleiben für die, die Pflege brauchen.

Elisabeth
 
Du wirst verstehen, warum es dringendst eine Veränderung der Ausbildung geben muss. Jedes Jahr, das länger gewartet wird, ist ein Jahr das den jetzigen GuKs zum Nachteil gereichen kann.

Ja, habe ziemlich diagonal die Bosch-Studie aus den Ende 90zigern gelesen.

Eine Sache, die dort empfohlen wird, lag mir schon vor einigen Tagen auf den Nägeln. Beinahe, und vielleicht tue ich es auch noch, hätte ich mal so ein Diskussionsthema aufgemacht. Es geht um eine wieder stärkere ausbildungstechnische Annäherung von Kranken- und Altenpflege.

Davon kann ich meiner Kenntnis nach, nichts feststellen. Ganz im Gegenteil.
Die Aufenthaltszeiten älterer multimorbider Menschen, die zu Patienten im KH werden, und nach sehr kurzem Aufenthalt wieder zu Klienten bzw. Bewohnern "umbenannt" werden, sprechen doch eher für eine dort vorgeschlagene im wesentlichen gemeinsame Ausbildung.

Interessant fand ich angedachte Netzwerkstrukturen zwischen Pflegeschulen
Europaweit.

Ich würde es ferner begrüßen wenn es betriebliche Verträge zwischen KHs und
APflegeeinrichtungen gibt, sodass Pflegekräfte auch mal zirkelmäßig ihren Arbeitsplatz wechseln können um Erfahrungen, Fortbildungsergebnisse und neueste Erkenntnisse anwenden und austauschen können.
 
nun ja, der zu erwartende ärztemangel soll also mit Arztassis ausgeglichen werden, aber bitte schö nur arbeiten nach ärztl. anweisung und natürlich billig.

Hat das pflegepersonal das nötig?
:klatschspring::klatschspring:
 
Hallo,
also ich finde die Bezeichnung "Arztassistent" schon sehr merkwürdig, ganz zu schweigen von den Aufgaben...:angryfire:

Die Entwicklung wird sich ja zeigen, aber ich persönlich finde es nicht gut, denn es ist ein weiterer Schritt in Richtung: Krankenschwester können nix und sollen auch nix können (salopp ausgedrückt)
Nun, ist meine persönliche Meinung, will damit niemanden verurteilen, der es gut findet!
Gibt es denn hier jemanden, der diesen Studiengang machen würde? Wenn ja, weshalb?

Freue mich auf Antworten

Ich habe am Mittwoch einen Artikel zu diesem Thema in der Beilage zum Stellenmarkt "Berufsperspektiven" gelesen. Ich habe danach gedacht, das wertet den Pflegeberuf nochmal um einiges ab, das zeigt mal wieder ganz deutlich was für eine Lobby unser Berufsbild hat.:wut: Dann sind Pflegekräfte wohl wirklich nur noch dazu da um Sch... zu wischen oder was?:angryfire: Von daher stimme ich Schwester Andy komplett zu.
Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass dieses Berufsbild Zukunft hat.

Vielmehr, als so einen Studiengang sollten mal die Inhalte der Ausbildung der GuKP aufgewertet werden, sowie das ganze Tätigkeitsfeld der Krankenschwester.
 
Nun ja, alles hat zwei Seiten. Derzeit werden viele solcher Tätigkeiten, die in den Bereich "Arztassistenz" fallen, meist unbezahlt und ohne entsprechende Ausbildung übernommen.


Aha, wer ohne entsprechende Ausbildung führt denn Anamnesegespräche durch, assistiert bei Operationen und verschreibt Medikamente??
 
Also ich hatte Mitte März ein Gespräch mit einer deutschen Ärztin, aus dem Gebiet der ehemaligen DDR und diese sagte, dass es Überlegungen gibt, welche wohl in drei Jahren in der DGKP Ausbildung zum Tragen kommen, dass die Anästhesie / Intensivschwester bis zu Narkosen selbstständig durchführen soll und die "normale" Schwester Zugänge legt usw.
Hier wird gerne auf das anglo-amerikanische System abgefahren und gesagt, dass die Schwester hier ein höheres Ansehen hat. Dies mag in manchen Bereichen Stimmen, nur die welche das Ansehen der Pflege untergraben, sind weniger die Ärzte, als vielmehr angehörige der Pflege.
Sollte eine derartige Veränderung eintreten, so fürchtete die Ärztin, dass die Pflege in einigen Bereichen vollständig zusammenbrechen würde, weil die Ärzte durch die Entlastung mehr in den administrativen / haushalterischen Bereich hineinfallen würden. Also noch mehr Verwaltungsaufgaben erhalten würden. Damit würde der DGKP und den Ärzten kein Gefallen getan, weil die Ärzte weiter über den DGKP stehen würden, da sie in die finanziellen Aspekte involviert sind und was will die DGKP, wenn ihr die Mittel nicht zugeteilt werden, um die Maßnahme durchzuführen.
Auf der anderen Seite fühlen sich heute schon die DGKP's "zu fein" Essen einzugeben, oder den Patienten in der Grundpflege zu versorgen. In Norddeutschland hatte ich den Fall, dass in einer Klinik den Ärzten mitgeteilt wurde, sie mögen eine PEG-Sonde legen, da der Patient nicht essen könne. Naja wenn man das Essen nur neben ihn stellt und er sich nicht wirklich bewegen kann, wundert es nicht.
Gleichzeitig gibt es seit 2004 in einigen Bundesländern keine Pflegehilfe oder vergleichbares, nun kann man sich schon Fragen, wer dann die Grundpflege machen soll.
Diesen "Studiengang" finde ich nicht so schlecht, aber wegen meiner kann jede DGKP Bacc. oder in der Führung (PDL usw.) Master sein. Nur würde eine/e Bacc. Nursing noch die Grundpflege machen, oder müßte man dann daneben noch eine "Krankenschwester alt" machen ohne UNI oder FH, die für die Grund und die Teile der Behandlungspflege zuständig ist, welche sie heute schon macht?
 
Mein Gott, wie furchtbar,- ich stell mir das gerade in der Praxis vor.....
Sieht irgendwie aus, wie ein ewiger "Assistenzarzt" und fühlt sich auch auf dem ersten Blick so an....
Liebe Grüße fearn
 
Aha, wer ohne entsprechende Ausbildung führt denn Anamnesegespräche durch, assistiert bei Operationen und verschreibt Medikamente??

Wir assistieren schon ewig.
Genau genommen gehören auch das Lagern, das Desinfizieren, das Abdecken und der postop. Verband zu den ärzlichen Aufgaben. Machen wir aber auch oft ohne anwesenden Chirurg.

Ein anderes Beispiel wäre die Überwachung im Aufwachraum. Dieser ist räumlich bei uns vom Op und der Int. getrennt und wird von einer AN-Kraft besetzt, die Medikamente selbständig i.v. gibt, allenfalls mit telefonischer Rücksprache (Schmerzmittel, Antiemetika, Blutdruckmittel).

Ich glaube auch nicht, dass ein ärztlicher Assistent ohne Arztanordnung Medikamente verschreiben dürfen wird.
Tetanol und Tetagam spritze ich in der Ambulanz auch schon mal unaufgefordert, wenn die Anamnese klar ist. (Ich brauche aber die Unterschrift des Arztes. Hinterher, wenn er dann Zeit hat.)
 
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