Hallo!
Habe selber im Huntington-Zentrum gearbeitet und habe dort so einiges mitbekommen.
Mich würde interessieren wie weit fortgeschritten die Krankheit schon ist?
Grundsätzlich treten folgende Symptome in unterschiedlicher Intensität auf:
psychische/psychiatrische Symp.
- Gedächtnis-/Wahrnehmungsstörungen
- Interessen- und Antriebslosigkeit
- hysterisches, aggressives Verhalten
- emot. Instabilität
- Depressionen
- Resignation
- hohe Suizidalrate
neurologische Symp.
- regellose, unwillkürliche Zuckungen, Unruhe (choreatische Hyperkinesien)
- Beeinträchtigung der Schluck-, Sprech-, Kaumuskulatur
- Gangbildstörugen (ehem. Veitstanz!) mit Sturzgefährdung,
- Verdrehungen der Extremitäten, des Rumpfes, des Kopfes (hören im
Schlaf auf, verstärken sich aber bei Müdigkeit!)
bei stark fortgeschrittener Erkrankung:
-die anfangs choreatischen Hyperkinesien wandeln sich zu Bradykinesien
- durch erhöhten Muskeltonus können die Gliedmaßen minuten- bis stundenlang in einer schmerzhafte Fehlstellung verharren ->Kontrakturen,
Dekubitus
- Mutismus
- Demenz, Sprachverarmung
- evtl. Wahnsymptomatiken
Aufgrund der z. T. starken Bewegungsunruhe verbrauchen die Patienten, wie bette schon sagte, sehr viele Kalorien, bis zu 6000kcal täglich. Unsre Pat. haben häufig hochkalorische Nahrung zusätzlich benötigt. Evtl bedarf es einer zusätzlichen Gabe von Vitaminen und am besten wurde natürlich Wunschkost angenommen. Aufgrund der Schluckstörungen sollte man bei der Nahrungsaufnahme ein Auge auf den Pat. haben, nach Möglichkeit auf kohlensäurehaltige Getränke verzichten und festes und flüssiges voneinander trennen. Es bietet sich an Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, z. B. rutschfeste Unterlage, Besteck mit geriffelten Griffen, bruchsicheres Geschirr ....
Wichtig ist das Trainieren von Bewegung und der kognitiven Fähigkeiten (z. B. Sprechtraining) , (Erarbeitung und) Festigung des Tag-Nacht-Rhythmus, Kontrolle d. Ausscheidungen,...
Ein sicheres Wohnumfeld (Polsterungen Bett, Sitzgelegenheiten, Toilette,..oft "Marke Eigenbau") verringert die erhöhte Verletzungsgefahr. (Dazu zählt auch das richtige, feste Schuhwerk!)
Auf unserer Station hatten wir einen speziellen Huntington-Stuhl (Fa. Halesworth) der dem Patienten krankheitsgerechte Sitz- sowie Liegemöglichkeit im Zimmer oder Gemeinschaftsraum.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es häufig zu Inkontinenz, welches mit Toilettentraining (evtl. Pat. durch Wecker an Toilettengang erinnern) zu kompensieren versucht wird. Evtl. ist eine "Windel" von Nöten.
Auch auf die Atmung ist zu achten, KG und/oder Personal wurden angehalten regelmäßige Atemübungen mit Pat. zu machen, außerdem wurde mit Einreiben und Kaltluftverneblern als auch mit ätherischen Ölen gearbeitet.
Pat. leiden zudem häufig an Hyperhidrosis bei welchen wir Waschungen mit Pfefferminztee durchgeführt haben. Man sollte auf geeignete Kleidung achten!
Leider kam es bei uns des Öfteren vor, dass wir Pat. aufgrund starker Aggressionen fixieren mußten um Mitpatienten zu schützen, bzw. Selbstgefährdung auszuschließen.
So, das war alles was ich noch so im Kopf hatte von meinem Stationsalltag damals .... hoffe ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen mit dem einen oder anderen!
LG
Crizzy