Dazu muss ich mal bemerken, dass es im Op genauso wie überall Leute gibt, die sehr gut im Teamwork funktionieren, mit denen die Arbeit Hand in Hand läuft, die sehr gut kommunizieren können und auch sofort sehen, wenn jemand Hilfe braucht. Andere sind die totalen Egoisten, auf den eigenen Vorteil bedacht, vertuschen eigene Fehler oder schieben sie gar anderen in die Schuhe.
Einer meiner "alten" Kollegen war besonders am Anfang wie eine Lebensversicherung für mich, wenn er mit mir als Springer im Saal war. Ich bekam sofort alles, was ich brauchte, bevor ich es selber wusste und "soufflierte" mir die Instrumente, wenn's mal hakte. Ich gebe sowas weiter und stehe grundsätzlich hinter meinem Springer, gerade wenn der Operateur meint, er müsste seine schlechte Laune an ihm auslassen.
Eine andere Kollegin dagegen lässt einen auch gern mal ins offene Messer rennen. Wenn sie einen Fehler macht, wars garantiert ein anderer, der ihr z.B. das falsche Material angereicht hat o.ä.
Auch im "Drumherum" gibt es welche, die machen nur das Notwendige, andere fühlen sich für den gesamten Ablauf viel mehr verantwortlich.
- Es ist wie überall. Die einen sehen das Team als große Familie und ein paar andere ruhen sich aus oder meinen, rebellieren zu müssen.
Wir haben auch eine relativ neue Kollegin, die schlecht damit zurechtkommt, dass sie mit Mitte 30 nach mehreren Jahren auf Station und in der ambulanten Pflege im Op leider wieder ganz "unten" steht.
Wenn man ihr erklärt oder sie auch mal -freundlich! - auf etwas hinweist, was nicht ganz korrekt war, macht sie ganz schnell einen beleidigten Eindruck, wird auch mal patzig. Spricht man sie drauf an, weicht sie aus.
Sie kommt nicht so recht voran, da sie nur eine halbe Stelle hat. Inzwischen hat sie dauernd gesundheitliche Probleme, und ich vermute schon, dass sie es vor sich selbst nicht zugeben kann, wie unglücklich sie im OP ist.
Ich vermute, es ist einfach mental sehr schwierig, sich noch einmal hochzuarbeiten, wenn man doch schon einmal einen gewissen Stand hatte.
Ich selbst frage mich auch immer wieder, wie ich mich inzwischen wohl auf Station verhalten würde. Wenn ich nachts mal da "zu Besuch" bin, kommt mir das alles noch nicht so fern vor. Nur der innere Rhythmus ist ein ganz anderer. Im Op ist alles so getimt, einstudiert wie ein Tanz - erst kommt der Schritt, dann der, dann der usw. Und wehe, jemand stört den Ablauf!
Auf Station arbeitet man anders und eigentlich wird man ständig bei irgendetwas unterbrochen, oder? Man wird nie fertig, man hört nur irgendwann auf zu arbeiten.
Was mir noch einfällt, ist, dass man im Op eigentlich dazu erzogen wird, Ängste, Schwäche und Selbstzweifel nicht zu zeigen. Man stürzt sich sozusagen todesmutig in die neuen Aufgaben. Es ist gar nicht so gern gesehen, wenn man sich unwissend und ängstlich zeigt. Dann bist du das "kleine Mäuschen", bestenfalls. Lieber selbstbewusst auftreten und sich keine Blöße geben. Das ist leider so. Vielleicht nimmt man diese Verhaltensweise mit.