Isostandard bei Acinetobacter baumannii im Urin

noch_ne_alex

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Gastroenterologie
Hallo,

ich bin neu hier und hab mal eine Frage zu den Iso-Standards bei A.baumannii im Urin. Im Netz hab ich nicht wirklich was gefunden und bei uns sind sich alle uneinig wie die betreffende Pat. isoliert werden muss (hat einen DK).

Bisher lag sie alleine und wurde isotechnisch wie MRSA behandelt. Nun ist ein anderer Stationsarzt für sie zuständig und der hat die Iso trotz weiterhin positiver Urinkulturen unter Tygacilgabe aufgehoben. Jetzt liegt eine weitere Pat. daneben.

Der DK an sich ist ja ein geschlossenes System, aber ich hatte noch nie eine Pat. mit A. baumannii und würde mich freuen wenn jemand über die Übertragungswege und Standards Genaueres weiss...

Gruss, Alex
 
Hallo ALex,

aus welchem Grunde ist die Patientin isoliert worden, liegen Resistenzen vor? Nur weil ein A. baumanii im Urin nachgewiesen ist, muss sie nicht isoliert werden. Ansonsten sind die allg. hygienischen Maßnahmen einzuhalten, wie hyg. Händedesinfektion und das tragen von Handschuhen.

Viele Grüsse
Rolf
 
Hallo,

eine Acinetobacter rechtfertigt auch bei Resistenzprobleme an sich keine Isolierung. Nur wenn der Patient unkontrolliert seinen Urin überall verlieren würde, könnte eine Isolierung notwendig werden.

Bitte zu bedenken, dass eine Isolierung eine freiheitsberaubende Massnahme darstellt und nicht ohne vernünftigen Grund angeordnet werden darf!

Gruß Matras
 
Hallo matras, hallo rolf

danke für die Antwort.

Ich für meinen Teil bin dankbar für jeden nicht isolierten Pat. auf der Gastroenterologie :-) . Zumal ich sowas keinem gerne antue wenn es nicht unbedingt Not tut...hier werden auch Pat. mit Chlostridien voll isoliert, obwohl ich das aus anderen Häusern nur als 'Kittelpflege' kenne.

Hab das auch alleine wegen des DK's nicht als so gefährlich empfunden. Aber wenn auch jeder anderer Meinung ist bei uns...bin hier erst seit einem halben Jahr und meine Meinung zählt hier nur sehr begrenzt.

Gruss, Alex

weil die Antwort von rolf doch glatt überlesen :-)
 
Das Bakterium ist wohl nicht ungefährlich : Acinetobacter spp.: Nosokomiale Infektionen, Epidemiologie und Antibiotikaresistenz - SN Band 7 Nr 1, März 2000 .

Bakterium ist im Urin. Wie wird garantiert, dass es hier zu keiner Weiterverbreitung kommt? Der Keim kann außerhalb des Körpers wohl mehrere Tage auf Oberflächen überleben. Der Urin berührt auf dem Weg in den Abfluss leider anatomisch bedingt einige Körperteile der Pat..
Wie stehts dann mit: Toilette? Bad? Waschbecken? Händehygiene der Pat.? Handtücher der Pat.?

Elisabeth

PS Ops- DK übersehen. Bleibt die Frage der Entleerung des Beutels?
 
eine Acinetobacter rechtfertigt auch bei Resistenzprobleme an sich keine Isolierung.

Da gibst du aber sehr gelassen einen durchaus fragwüdigen Rat.

Das übliche Resistenzproblem eines Acinetobacter baumannii ist die Resistenz gegenüber beta-lactam-AB durch die Produktion einer beta-Lacatamase. Für viele Stämme gibt es nur noch ein wirksames Antibiotikum.
Ich frage mich daher schon, wie du zu deiner kühnen Behauptung kommst.
@Alex: es sollte bzgl. dieses Keimes ja ein Antibiogramm existieren. Schau nach und mach dich schlau. Wenn er sensibel gegenüber den üblichen AB ist: kein Problem. Handelt es sich aber um einen multiresistenten Keim, wäre eine Isolierung zumindest in meinem Haus Vorschrift.


Es sollte in einem hygienisch gut geführten Haus einen Standard zum Umgang mit ESBL (=extended spectrum betalactamase produzierende Keime) geben.
Für mein Haus kann ich nur sagen: Isolation im Prinzip analog zu MRSA. Allerdings wird so früh wie möglich eine Einzelzimmer-Unterbringung angestrebt.

Das RKI hat eine gute Info zum Thema ESBL: http://www.rki.de/cln_091/nn_200238...,property=publicationFile.pdf/ESBL_pdf_01.pdf
Da stehen auch Empfehlungen zum Thema Isolierung.

Gruß spflegerle
 
Das übliche Resistenzproblem eines Acinetobacter baumannii ist die Resistenz gegenüber beta-lactam-AB durch die Produktion einer beta-Lacatamase. Für viele Stämme gibt es nur noch ein wirksames Antibiotikum.
Ich frage mich daher schon, wie du zu deiner kühnen Behauptung kommst.
@Alex: es sollte bzgl. dieses Keimes ja ein Antibiogramm existieren. Schau nach und mach dich schlau. Wenn er sensibel gegenüber den üblichen AB ist: kein Problem. Handelt es sich aber um einen multiresistenten Keim, wäre eine Isolierung zumindest in meinem Haus Vorschrift.

Bin ich jetzt überfragt...und habe erstmal Urlaub. Ich denke mal, dass es ein multiresistenter ist, weil wir mittlerweile im 2. Zyklus Tygacil sind (nach so einigen anderen AB) und sie weiterhin positiv ist.


Es sollte in einem hygienisch gut geführten Haus einen Standard zum Umgang mit ESBL (=extended spectrum betalactamase produzierende Keime) geben.

Gibt es und wurde so die letzten Wochen auch gehandhabt (inkl. Einzelzimmer). Bis vor ein paar Tagen...


Das RKI hat eine gute Info zum Thema ESBL: http://www.rki.de/cln_091/nn_200238...,property=publicationFile.pdf/ESBL_pdf_01.pdf
Da stehen auch Empfehlungen zum Thema Isolierung.

Dankeschön. Werde ich mal nachlesen :-)
 
Hallo,

Acinetobacter baumanii und seine Verwanten sind keine ESBL-bildner! Bitte nichts behaupten was nicht belegbar ist (ESBL-bildner sind Klebsiellen und E.coli, das ist schon genug!) Aber auch das würde nicht unweigerlich eine Isolierung rechtfertigen, schlieslich ist die Blase eine (normalerweise) geschlossene Struktur und es kommt nicht zu einem unkontrollierten Urinverlust, was zu einer Verbreitung der Keime führen würde (Patient hat suffizienten Katheter)?!? Warum also den Patienten wegsperren? Dass die Keime lange auf unbelebten Oberflächen überleben ist klar, aber sie müssen dort erstmal hinkommen....(siehe Katheter). Übrigen kommen die Schlingel auch beim gesunden Menschen auf der Haut vor, soll man den auch isolieren....?
Da die Übertragung durch Vektoren erfolgt ist die hygienische Händedesinfektion das Mittel der Wahl die Verbreitung von Pathovaren zu unterbinden. Eine (unsinnige) Isolation täuscht nur eine nicht vorhandene Sicherheit vor (die womöglich noch mehr von der Händehygiene ablenkt)!

Also, von meiner Seite gibt's hier nur Infos die ich bei unseren Klinken auch so verbreite - und die sind gut belegt!
(Quelle: Medizinische Mikrobiologie; Köhler, Eggers, Fleischer et. al. Verlag Urban und Fischer 2001)

Gruß Matras
 
Acinetobacter baumanii und seine Verwanten sind keine ESBL-bildner! Bitte nichts behaupten was nicht belegbar ist (ESBL-bildner sind Klebsiellen und E.coli, das ist schon genug!)

Ich zitiere aus dem oben bereits angeführten Dokument des Robert-Koch-Institutes:
Im internationalen Schriftum sind zahlreiche Ausbrüche nosokomialer Infektionen mit ESBL bildenden Enterobacteriaceae, insbesondere Klebsiella pneumoniae, beschrieben worden. Ein relevantes Risiko geht gegenwärtig von E.coli, K.pneumoniae, E. cloacae, Acinetobacter spp. und Pseudomonas aeruginosa aus.
In den weiteren Ausführungen wird darauf verwiesen, dass sich die Entscheidung zur Isolierung des Patienten am Resistenzmuster des nachgewiesenen Keimes ausrichten sollte.

Ich gebe dir natürlich in jedem Fall recht, dass aus hygienischer Sicht die konsequent korrekt durchgeführte Händedesinfektion der wichtigste Aspekt zur Vermeidung einer Keimverschleppung ist. Eine Isolierung des Patienten bedeutet ja aber nicht gleichzeitig, dass man darauf verzichten würde. Im Gegenteil: die praktische Erfahrung zeigt, dass bei einem isolierten Patient die Händedesinfektion seltener vernachlässigt wird (ich denke hier insbesondere zB an ärztliches konsiliarisches Personal, Physiotherapie usw...).

Letztendlich: in meinem Haus wird ein Patient mit nachgewiesenem Acinetobacter baumannii mit entsprechendem Antibiogramm konsequent isoliert.
Diese Entscheidung wird übrigens nicht von unseren Ärzten getroffen: Weist die Mikrobiologie einen entsprechenden Keim nach, informiert sie die Hygieneabteilung und die Station. Die Hygieneabteilung ordnet dann die entsprechenden Massnahmen an. Diese Anordnung ist bindend für alle.

Gruß spflegerle
 
Hallo,

da habe ich mich dann doch etwas zu oberflächlich ausgedrückt: als ESBL-bildende Keime treten (in unseren Regionen) in der Hauptsache Enterobakteriazee wie E.coli und Klebsiellen auf. Es gibt auch andere gramnegative Stäbchen die ESBL-bilden können. Auch das entsprechende Resistenzmuster macht nicht zwingend eine Isolierung notwendig. Wenn wie im beschriebenen Fall eine ESBL-Besiedlung in der Blase festgestellt wurde, Patient kontinent oder suffizient mit Blasenkatheter versorgt wurde, würde ich diesen nicht einsperren. Aber - und da gebe ich Dir recht - hier handelt eine jede Klinik so wie es einjeder vertreten kann.
Bei uns ist die Klinikhygiene sowieso "nur" beratend tätig.....

Liebe Grüße Matras
 
..als ESBL-bildende Keime treten (in unseren Regionen) ...
Vielleicht liegt ja gerade hier unsere verschiedene Sicht der Dinge: unser letzter Acinetobacter-Problemfall war ein aus einem südosteuropäischen Land eingeflogener Patient. Der hatte letztendlich einen fiesen Mix aus Problemkeimen ubiquitär über alle Körperaussen- und -innenseiten verteilt (ums mal etwas global auszudrücken :-) ), so dass eine Isolierung zwingend notwendig war. Der Hinweis von Seiten der Hygiene erreicht uns aber bzgl. jeden einzelnen Keimes, so dass klar daraus hervorgeht, dass auch der Acinetobacter alleine eine Isolierung notwendig gemacht hätte.

Aber bzgl. Hygienestandards scheint es ja auch ein regional auf Deutschland begrenztes Nord-Süd-Gefälle zu geben. Und vieles was man früher noch sehr streng gehandhabt hat, wird heute etwas lockerer gesehn. Ich erinnere mich noch gut an die Überziehschuhe und Schutzkittel generell für alle Besucher, u.ä...
Da spielen die zunehmend knapper werdenden Finanzmittel sicher auch eine nicht unerhebliche Rolle. Aber ich schweife ab...

Gruß spflegerle
 
Ob eine Isolierung notwendig ist, kann doch nicht von der eigenen Einstellung zur Isolierung abhängen. Die Frage muss doch stets heißen: Ist es möglich, dass ein Keim sich verbreitet? Wenn ja, wie? Kann er auf unbelebten Medien längere Zeit überleben? usw.

Elisabeth
 
baumannii ist meldepflichtig und das wohl nicht umsonst.
Ich empfehle den Vollschutz alleine schon daher da sich der keim auch rasendschnell verbreitet und nachher hast im nicht nur im Urin sondern auch woanders wie z.B. bei anderen Patienten wie du bereits schon sagtest.

Da das Pflegepersonal auch gerne mal unterbesetzt ist und ein Eile denke ich werden auch einige Pflegefehler gemacht was Hygiene angeht. Daher sollte auch der Vollschutz her.

Wenn er im Urin baumannii hat ist es auch wichtig das mehrere Waschlappen benutzt werden und nicht nur einer. Ich trete meinen Leuten hier bezüglich des baumaniis kräftig auf die Füße und finde das es auch überall so sein sollte.

Ich finde zum Wohle eines selbst und auch des Patienten UND Familie zuhause sollte man bei neu artigen sachen womit man sich selbst kaum auskennt ruhig ein wenig mehr vermummen.

Mfg :verwirrt:
 
Hallo ALex,

aus welchem Grunde ist die Patientin isoliert worden, liegen Resistenzen vor? Nur weil ein A. baumanii im Urin nachgewiesen ist, muss sie nicht isoliert werden. Ansonsten sind die allg. hygienischen Maßnahmen einzuhalten, wie hyg. Händedesinfektion und das tragen von Handschuhen.

Viele Grüsse
Rolf

Achja und tut mir Leid wenn ich das sage Rolf aber für eine Hygienefachkraft ist deine Aussage ein Armutszeugniss
 
Hallo,

ich denke mal das sollte sich innerhalb der 2 Jahre, die der Thread alt ist, erledigt haben, oder?

Liebe Grüsse
Narde
 
Ich muss gestehen, ich hab heute zum ersten Mal von Acinetobacter erfahren, und auch das nur deshalb, weil wir uns eine Patientin zur heimatnahen Verlegung angetragen wurde. Beiläufig wurde erwähnt, dieses "Problem" hätten "wir" auch noch. (Wir haben es nicht, denn wir werden die Patientin nicht übernehmen, es besteht keine Indikation dazu).

Aber anscheinend ist der Keim gerade in Franken aktiv: Drei Patienten bei uns, weitere Kontaktpatienten isoliert bis zum negativen Befund, andere Patienten in einer Uniklinik 80 km weiter.

Hat schon jemand Erfahrungen mit diesem Keim gesammelt?
 
Ja, aber keine positiven...

Wie bei jedem ESBL - Isolierung des Patienten. Schürze bei Tätigkeiten am Patienten und bei Kontakt mit Erregerhaltigem Material Handschuhe und Flüssigkeitsdichter Schutzkittel.
Mund-Nasenschutz wenn der Keim im Trachealsekret ist.

Ansonsten vorsichtig mit den Ausscheidungen und kontaminiertem Wasser. Der Keim kann sich auch im Syphon festsetzen.
 
Es betrifft glücklicherweise nur mein Haus, nicht meine Station.

Auf meiner Station könnten wir wahrscheinlich gar nicht so isolieren wie nötig. Wir haben z.B. nur einen unreinen Raum für Steckbecken usw. Wenn sich der Keim da festsetzt, hätte ihn ja ruck-zuck die ganze Station.
 
Eigentlich sollte die thermische Desinfektion eurer Schüsselspüle den Topf entsprechend aufbereiten.
 
Okay, wenn die das hinkriegt...

Auf der betroffenen Station wird jetzt wohl jede verfügbare Fläche abgeklatscht.