Kinderkrankenschwestern als Familienhebammen

Meggy

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26.06.2006
Beiträge
388
Ort
bei Trier
Beruf
freiberufliche Kinderkrankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Familienberatung, Dozentin im Gesundheitswesen
Hallo KollegInnen,

in Rheinland-Pfalz wurde die kostenlose Weiterbildung "Hebammen beraten Familien" auch für Kinderkrankenschwestern geöffnet.

Infos hierzu unter: Hebammen beraten Familien

oder auch:
IG-Kikra - online

Liebe Grüße,
Meggy
 
Hallo Meggy,

zum Inhalt möchte ich mich gar nicht äußern, da ich mich mit dem Thema noch nicht beschäftigt habe. Finde nur den Titel etwas unpassend, da es zwei verschiedene Berufe sind und z.B. Geburtsvorbereitung, Geburtsplanung, .... nicht Teil unserer Ausbildung sind.

Schönen Abend !
:)
 
Hallo Krotob,

es ist in der Tat ärgerlich, dass derzeit "Hebammen" als die kompetenten Partner der Gesundheitsvorsorge für Familien z.T. bis weit über den Wochenbettszeitraum hinaus angesehen werden.

Da nun "Familienhebammen" ein bereits feststehender Begriff ist, mit den die Familien und Gesundheitsministerien jonglieren, gibt es für an aufsuchender präventiver Familienhilfe interessierten KollegInnen die Möglichkeit die recht aufwändige Familiengesundheitspflege- Weiterbildung des DBFK DBfK - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe zu belegen, oder sich wie eben die Hebammen mit einer 200 stündigen kostenlosen (weil vom Land finanzierten) Weiterbildung ebenfalls für diese Tätigkeit zu qualifizieren.


Die Ausbildung behandelt die Themen:
• Kommunikation und Gesprächsführung
• Gewalt in engen sozialen Beziehungen
• Public Health und Gemeinwesenarbeit
• Gesetzgebung und Recht
• Arbeit mit den Familien (auch z.B. Familien mit Suchbelastung, Gewalthintergrund, u.ä.)
• Sozialpädiatrie (Kinderschutzambulanz)
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit
• Unterstützungsangebote für Schwangere/Mütter/Familien
• Kultursensible Betreuung (von Mitbürgern mit Migrationshintergrund)
• Abschlusspräsentation eines Fallbeispiels (mündlich und schriftlich)

Tatsache ist, dass Kinderkrankenschwestern in diese derzeit in allen Medien geforderten "frühen Hilfen" zwingend hinein gehören, da sie für die Kinder jenseits des Wochenbettzeitraumes ein größeres Fachwissen bzgl. Pflege und Beobachtung von Auffälligkeiten und Entwicklungsdefiziten haben.

Ich weiß mittlerweile auch, dass KollegInnen aus anderen Bundesländern bei der Rheinland-Pfälzischen Weiterbildung angenommen werden.

LG,
Meggy

Ergänzung:
Es geht also nicht darum, dass Kinderkrankenschwestern in der Geburtshilfe aktiv werden sollen, sondern dass sie ihre originären Beratungsaufgaben für die Säuglingspflege, für die Beobachtung von Gesundheits- und Entwicklungsstörungen auch im außerklinischen Bereich auch für sozial benachteiligte Familien wahrnehmen können, denn dies ist nach Ansicht der Interessengemeinschaft freiberuflich und/oder präventiv tätiger Kinderkrankenschwestern bei Familien mit Kinder jenseits der Wochenbettperiode eher von Kinderkrankenschwestern als von Hebammen zu leisten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht also nicht darum, dass Kinderkrankenschwestern in der Geburtshilfe aktiv werden sollen, sondern dass sie ihre originären Beratungsaufgaben für die Säuglingspflege, für die Beobachtung von Gesundheits- und Entwicklungsstörungen auch im außerklinischen Bereich auch für sozial benachteiligte Familien wahrnehmen können, denn dies ist nach Ansicht der Interessengemeinschaft freiberuflich und/oder präventiv tätiger Kinderkrankenschwestern bei Familien mit Kinder jenseits der Wochenbettperiode eher von Kinderkrankenschwestern als von Hebammen zu leisten.


Dennoch wäre es wünschenswert, wenn die Berufsbezeichnung sich auch an den eigentlichen Aufgaben dieser weitergebildeteen Personen orientieren würden. Der Begriff Familienhebammen assoziiere ich (bisher) nicht mit Beratung nach der Wochenbettperiode....
 
Hi, Behid,

das sehen leider die meisten Politiker schon anders. Angela Merkel forderte gestern ein Netzwerk aus Hebammen und Lehrer zum Schutz des Kindeswohls.

Da fragt man sich als Kinderkrankenschwester, was mit den Jahren dazwischen passiert??? Tatsächlich sind die sog. Familienhebammen Familienhebamme.de in Beratungstätigkeiten jenseits der Neugeborenenperiode vorgedrungen auch in der allgemeinen politischen Meinung.

Klar, wäre es besser, wenn die weitergebildeten Kinderkrankenschwestern dann auch als Familienkinderkrankenschwestern bezeichnet werden.

Zunächst einmal ist es auch schon mal ein Gewinn, dass die Weiterbildung, die für die aufsuchende Familienhilfe berechtigt auch den Kinderkrankenschwestern geöffnet wird.

LG,
Meggy
 
Hallo Meggy,
zum inhaltlichen kann ich immer noch nicht viel sagen (irgendwie haben im Moment alle Kindern das Bedürfnis noch schnell vor Weihnachten krank zu werden), nur wie gesagt, die Begriffsfindung finde ich einfach unpassend (Hebamme ist für mich ein komplett anderer Beruf, wie z.B. Apotheker usw.). Warum sich die Politik an den Hebammen aufhängt, hat für mich vermutlich geschichtliche Gründe (zumindest haben die Hebammen bei uns am Land fast alles gemacht, ..., so in etwa der Hausarztersatz für die Ärmeren). Ob das Gut oder Schlecht ist, steht auf einem anderen Blatt, ich kann es mir so vorstellen. Für diese "riesige" und anspruchsvolle Herausforderung (wie ich nur so kurz über die Aufgaben herausgelesen habe), glaube ich aber, dass keine 200 Stunden Ausbildung reicht (weder für Hebammen, noch für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege). Der Aufgabenbereich ist leicht groß genug für einen eigenständigen Beruf. Und ich denke die Richtung dafür ist eher in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik zu Suchen, da die Kinder meiner Meinung das kleinste Problem sind (abgesehen von der Entwicklungsphysiologie, Entwicklungsbeurteilung, ... -Störung). In der Regel handelt es sich ja um "gesunde" Kinder, mit einem hauptsächlichen Problem im Elternhaus. Ich glaube Sachen wie Säuglingspflege, usw. dürften nicht den wesentlichen Teil ausmachen, wobei die Grundlagen bereits im Krankenhaus und eben in der Hebammen-Nachsorge gelegt werden. Ich glaube durch die Vorfälle der letzten Monate und Jahre sieht sich die Politik im Zugzwang und versucht das Problem Medienwirksam und dem geringsten finanzielle Aufwand zu lösen.
Zusammenfassend, ich finde es absolut notwendig und sinnvoll auf diesem Gebiet etwas zu machen (die gefährdeten Familien zu unterstützen). Aber ich denke eine "Kurzzeitausbildung" ist für diesen Arbeitsbereich völlig ungenügend. Von der Namensgebung ganz zu schweigen. Trotzdem finde ich es gut, dass sich Leute (wie Du) auch aus der Kinderkrankenpflege dafür einsetzen. Vielleicht kann in Zukunft aus allen Spektren (Geburtshilfe, Kinderkrankenpflege, Sozialarbeit, Jugendamt, Pädiatrie, ...) ein Konzept erarbeitet werden, um diese Problem anzugehen (und nicht eine 200 Stunden "Sparversion").

Schönen Abend

:)
 
Hallo zusammen,

ich finde es eine sehr interessante Idee und finde es gut, dass Kinderkrankenschwestern sich auch dafür interessieren. Sicher ist das Kind wohl meist auch der Symptomträger der Familie.

Was wir in den letzten Medien mit schlimmsten Ereignissen feststellen konnten.

Gut, geht man davon aus: "Wenn es der Familie gut geht, geht es auch dem Kind meistens gut".

Wobei, können Sozialarbeiter dies alles so leisten? Könnte man da nicht gesondert im Einzelfall überlegen welche Hilfe jetzt wichtiger wäre?

Eine Kooperation von verschiedenen Berufsgruppen? Die auch nicht unbedingt teurer wäre, aber sicher stellen würde, dass "das Kind" gesehen wird von einer Kinderkrankenschwester, die im Bedarfsfall auch andere Maßnahmen einschalten könnte.

Das waren nun mal meine Gedanken dazu.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo,

bei der Familienhebammen, Familienkinderkrankenschwesterntätigkeit bzw. der Family health nurse (DBFK-Weiterbildung) geht es nicht darum Sozialarbeiter zu ersetzen, sondern ggf. den Hilfebedarf erst einmal zu erkennen und bei pflegerischen Fragen die Sozialarbeiter zu ergänzen, denn leider haben in den Problemfamilien eben ganz viele Probleme in den ganz banalen pflegerischen Fragen, Säuglingsmilchzubereitung, persönliche Hygiene, Entwicklung einschätzen und fördern - hierzu leider die Sozialarbeiter oft genug auch nicht die ausreichende Erfahrung.

Zudem ist der Zugang zu den Gesundheitsberufen in der Regel niedrigschwelliger als zu den klassischen Jugendamtsmitarbeitern.

Die Bevorzugung der Hebammen ergibt sich aus der Tatsache, dass diese direkt mit den Krankenkassen abrechnen können und diese Hilfeleistung für die öffentlichen Träger preisgünstiger erscheint.


Es sind übringends schon in in den sozialen Frühwarnsystemen Frühe Hilfen für Kinder und Familien. Soziale Frühwarnsysteme in Nordrhein-Westfalen in NRW viele KollegInnen der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in der aufsuchenden Familienhilfe aktiv, s.a. http://www.krankenschwester.de/foru...beitsbereiche-ausserhalb-krankenhauses-3.html

LG,
Meggy
 
Wodurch unterscheidet sich die Familienhebamme (was für ein komischer Name wenn man bedenkt, dass Hebamme sich vom althochdeutschen ableitet: „Großmutter, die das Neugeborene vom Boden aufhebt“) von der Familienpflegerin?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

Famlienhebammen sind lt. eigener Definition:

"Familienhebammen sind staatliche examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation, deren Tätigkeit die Gesunderhaltung von Mutter und Kind fördert. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit, auf der psychosozialen, medizinischen Beratung und Betreuung von Risikogruppen durch aufsuchende Tätigkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Berufsgruppen. Bisher sind Familienhebammen in der Regel von Gesundheitsämtern angestellt. Im Rahmen von Mutter & Kind Projekten gibt es inzwischen vermehrt Hebammen, die bei anderen Institutionen (z.B. Caritas) oder selbstständig als Familienhebammen (z.B. eine Chance für Kinder, Niedersachsen) arbeiten. Eine Arbeitsgruppe aus Familienhebammen-Expertinnen hat für den Bund Deutscher Hebammen (BDH) eine Fortbildungsreihe "Familienhebamme" konzipiert, die inzwischen von mehreren Landesverbänden angeboten wird.


Familienhebammen betreuen schwangere Frauen, Mütter und ihre Kinder bis zum vollendeten 1. Lebensjahr, die gesundheitlichen, medizinisch-sozialen oder psychosozialen Risiken ausgesetzt sind. Typische Klienten und Problemkonstellationen bei Betreuungsbeginn sind z.B.:
  • Alkohol- und Drogenabhängige
  • Alleinerziehende
  • AusländerInnen
  • Behinderte (geistig, körperlich)
  • Chronisch Kranke
  • Frühgeborene
  • Gestörte Mutter-Kind Beziehung
  • Minderjährige Mutter (Überforderung)
  • Psychisch Kranke
  • Psycho-Soziale Problemstellungen (Partnerprobleme, Straffälligkeit, Verdacht auf Kindesmisshandlung, totes oder behindertes Kind)
  • Regelwidrige Schwangerschaften
  • Sozial Benachteiligte (Sozialhilfeempfänger, Asylanten, kinderreiche Familien, Analphabeten)
Die Betreuung findet in der Regel im vertrauten häuslichen Bereich (Hausbesuche) statt.
Familienhebammen vertreten einen ganzheitlichen Gesundheitsfürsorgeansatz. Dieser geht mit der Definition der WHO (World Health Organisation) konform die Gesundheit als das Wohlbefinden sowohl in körperlicher als auch ausdrücklich in geistiger uns sozialer Hinsicht beschreibt. "

Familienpflegerinnen sind dagegen hauswirtschaftliche Hilfeberufe, die z.B. Hilfestellung leisten, wenn die Mutter krank wird versorgen sie den Haushalt. Die Familienpflege hat mit Kranken- oder Kinderkrankenpflege nur insofern zu tun, als dass viele Pflegestationen sie als Hilfspersonal eben für die hauswirtschaftlichen Hilfsdienste einsetzen.

Familiengesundheitspflegerinnen sind die in anderen Ländern bereits erfolgreich in öffentlichen Gesundheitsystemen eingesetzen Family health nurses, die sich um die Gesundheitsversorgung und präventiven Gesundheitsberatung vor allem sozial benachteiligter Bevölkerungsschichten bemüht, s. hierzu DBfK - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe


LG,
Meggy
 
Die Bevorzugung der Hebammen ergibt sich aus der Tatsache, dass diese direkt mit den Krankenkassen abrechnen können und diese Hilfeleistung für die öffentlichen Träger preisgünstiger erscheint.
Hallo Meggy,

möchte nur nocheinmal kurz meinen Senf dazu geben. Wie gesagt, dass sich in diesen Aufgabengebiet was tun muss, ist ganz außer Frage, nur wer, darüber bin ich mir selbst nicht ganz klar. Wenn ich an meine Ausbildung denke (ich habe nicht in Deutschland gelernt) und an eine 200stündige "Zusatzausbildung", dann hätte ich für mich ein schlechtes Gefühl, dieses umfassende Aufgabengebiet ausreichend gut zu erfüllen. Da gehen mir einfach so viele Sachen ab, besonders in der organisatorischen Schiene (auf welches Amt, welcher Antrag, welche Unterstützung, ...). Ich bin der Meinung, diese Aufgaben kann nur ein interdisziplinäres Netzwerk tragen, oder eine spezielle Ausbildung und nicht "nur" eine kurze Zusatzausbildung.
Da z.B. der pädiatrische Bereich nur "ein" Teilstück des Kuchen ist.

Noch kurz auf die Bevorzugung der Hebammen zurück zu kommen, ich glaube der Grund ist nicht nur ein Abrechnungsgrund, sondern weil die Hebammen von Haus aus integriert sind. Die meisten Kindern die misshandelt, oder getötet werden sind noch sehr jung (zumindest aus meiner eigenen Erfahrung aus dem klinischen Bereich), i.d.R. kurz nach Geburt, oder mit wenigen Monaten. Genau dieser Zeitraum ist es, wo die Hebammen noch in der Familie tätig sind. Und Dinge wie Erläuterung von Säuglingsmilchzubereitung, Säuglingspflege sind grundlegende Aufgaben, die eine Nachsorge-Hebamme zu erfüllen hat.

Eine wirklich Lösung kann ich mir im Moment auch noch nicht richtig vorstellen. Nehmen wir z.B. eine sehr junge Mutter eines Frühchen, es kommt eine Nachsorge Hebamme, dann eine Kinderkrankenschwester, zwischendrin jemand von Jugendamt, dann eine Anbindung an ein SPZ, ...?

Schönen Tag noch
:)
 
Hallo Krotob,

in meiner Intensivpflegezeit waren die meisten Kinder, die wegen Misshandlungen kamen schon deutlich im 2. Lebenshalbjahr angekommen.

Diese Erinnerung deckt sich mit meinen aktuellen Beobachtungen, dass die Probleme der Eltern nach dem ersten Halbjahr dramatisch zunehmen.

Klar gibt es viele, die direkt nach der Geburt schlecht versorgt werden, aber wie Kinder nach einem halben Jahr ausgewogen ernährt und entwicklungsgerecht betreut werden, ist vielen ein Rätsel. Dass jedes zweite Kind in diesem Alter immer noch nicht durchschläft, lässt auch normale Eltern langsam aber sicher an ihre Kraftgrenzen geraten, ...

Ich arbeite seit 9 Jahren im außerklinischen Bereich.
Als ehemalige Intensivschwester bin ich angefangen mit Erste-Hilfe-Kursen und anderen Kindergesundheitsthemen bei Elternabenden.
Ich selbst bin mittlerweile auch mit themenorientierten Eltern-Kind-Gruppen im Auftrag des Landesjugendamtes tätig (ich integriere Themen wie gesunde Ernährung, Kindersicherheit, SIDS-Prophylaxe, Schlaf- und Schreiverhalten) in eine fortlaufende Eltern-Kind-Gruppe, die bis zum 1. Geburtstag der Kinder läuft.

Nur 10-20% der Teilnehmerinnen sind hierbei Jugendamtsklientel, der Rest ganz normale Eltern (d.h. in der Regel über 35 jährige Erstgebährende), die einen mindestens genauso großen Beratungsbedarf haben.

Die "Familienhebammen" hier in der Gegend weisen mir die entsprechenden Frauen gezielt in die Kurse ein, weil die fortlaufende Beratungsmöglichkeit für die Familien wichtig ist.

Mein spezifisches Fachwissen kommt mir hierbei ganz gelegen, habe ich regelmäßig Kinder dabei, die chronische Atemwegsinfektionen, Allergien, Pilzbesiedlung ("schau Dir mal den Popo an, was kann das sein"), oder dramatischere Entwicklungsbeeinträchtigungen haben.
Erst kürzlich fiel mir ein gehörloses Kind auf, das bei allen U`s als "gesund" durchrutschte.
So könnte ich jetzt eine lange Liste aufmachen.

Für diese Tätigkeit bilde ich mich natürlich wie jeder, der seine Kliniksarbeit ernst nimmt, regelmäßig fort (Schreibabyberatung, systemische Gesprächsführung, Wahrnehmungsförderung uvam.)

Es muss ja nicht jede Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin außerklinisch arbeiten, aber für die, die dort aktiv sind, ist die "Familienhebammenweiterbildung" eine prima Möglichkeit ein Fresh-up zur Sozialgesetzgebung u.ä. zu bekommen.

LG,
Meggy
 
Hi Meggy,

was Du machst finde ich super und Du bist sicherlich auch absolut geeignet für diese Aufgabe, aber nur weil Du Dich Fort- und Weitergebildet hast. Ich glaube Deine Qualifikation haben nur sehr, sehr wenige auf Deinem Gebiet und v.a. bei Weitem nicht genug, um diese "Hilfe" allen zukommen zu lassen (d.h. jeder jungen Familie). Stell Dir mal vor, eine junge Kollegin macht nach der Ausbildung (weil es ja wohl im Moment relativ schlecht mit Stellen ausschaut) die 200stündige Zusatzausbildung und würde in der Familien Vor- und Nachsorge tätig sein. Mit ein paar Ausnahmen wird es mangels Erfahrung kräftig in die Hose gehen. Für dieses Gebiet ist sehr viel Erfahrung und Gespür unbedingt notwendig. Und ich glaube, dass es grundsätzlich an der Finanzierung scheitert. Es werden geplant die Kinderarzttermine gesetzlich vorzuschreiben, es kommt von Haus aus die Hebamme, die neu geschaffene geteilte Elternzeit, Krippenplätze, .... alles Gute Sachen, aber leider sehr teuer.
Deine Erfahrung mit dem Alter der misshandelten Kinder finde ich interessant (gibt es da eigentlich Zahlen dazu, würde mich selber mal interessieren). Wir bekommen (soweit ich mich erinnere) die meisten Schütteltrauma in einen Alter zwischen ich denke 3 bis 10 Monaten (mein Gefühl kann mich aber gern täuschen). Du hast bestimmt schon viele Erfahrungen gemacht, die für die Arbeit überzeugen, zum Teil sind es zwar Sachen die von anderen Gruppen Berufsgruppen erkannt und behoben werden sollten (der Wunde Po -> Hebamme, die Schwerhörigkeit -> Kinderarzt, ...), es ist Schade, dass "wir" hier eine "Kontroll- oder Auffangstelle" sein sollten, bloß weil vielleicht die anderen keine Zeit dafür haben oder sich nehmen. Bei uns in der Gegend sind die Kinderärzte so überlastet. Bei einer Berechnung eines Kinderarztes hat sich rausgestellt, er hat gerade mal 3 Minuten im Schnitt für die Diagnostik usw. eines einzelnen Kindes (das finde ich Wahnsinn, in dieser Zeit habe ich gerade mal meinen Patientenplatz ordentlich gecheckt).Ich denke unser "System" ist relativ krank (wir fordern mehr Qualität mit deutlich weniger Personal und weniger Geld).

Ich hoffe Du lässt Dich nicht entmutigen und setzt Dich weiter ein und wir werden nicht zum "billigen" Lückenbüßer für ein "krankes" Gesundheitssystem!

schönen Tag

:)
 
Hi Krotob,

ich empfinde mich wahrlich nicht als billiger Lückenbüßer des Gesundheitssystems.
Im Gegenteil - ich habe eine sehr erfüllende Aufgabe, die meiner beruflichen Qualifikation ebenso entspricht wie früher meine Zeit auf der Kinderintensivstation.

Ich denke in jede Aufgabe muss eine Kollegin direkt nach dem Examen erst einmal hineinwachsen, das gilt für die innerklinische Arbeit nicht anders und die frischexaminierten KollegInnen sind auf einer Frühchenstation rettungslos überfordert, wenn sie nicht angeleitet werden.

In der außerklinischen Kinderkrankenpflege muss man auch ausreichend Berufserfahrung und am besten auch eigene Familienerfahrung mitbringen.

Da ich schon recht viele Seminare der Interessengemeinschaft freiberuflich und/oder präventiv tätiger Kinderkrankenschwestern besucht habe, kann ich Dir sagen, alle freiberuflich präventiv tätigen KollegInnen sind in der Regel superfit und bilden sich regelmäßig fort.
Wenn Du als Freiberuflerin in erster Linie darauf angewiesen bist, dass Eltern freiwillig Deine Kurse besuchen und dafür bezahlen, kannst Du es Dir gar nicht leisten schlecht zu sein, oder die Familien falsch zu beraten.
Bevor Du tatsächlich mal einen Auftrag vom Jugendamt bekommst, musst Du auch schon eine Menge Erfahrung nachweisen können.

Im Übrigen gab es in den 60er Jahren ein flächendeckendes Netz sogenannter Mütterberatungsstellen, besetzt mit Kinderkrankenschwestern. Leider ist das weitestgehend verloren gegangen in der irrigen Annahme die U´s könnten hier ein Ersatz liefern.
Gerade jetzt da vielen jungen Eltern die Erfahrung mit kleinen Kindern fehlt jubeln die Landkreise, die ihre gute alte Mütterberatung erhalten haben, bzw. sogar als aufsuchende Hilfe ausgebaut hatten, z.B. Gütersloh, München...

Was bringen die Pflicht-U´s, wenn sie keine Beratung beinhalten. Wer könnte die Beratung bei oder nach den U´s besser leisten als Kinderkrankenschwestern. Für diese Tätigkeit habe ich mich im Übrigen auch noch als Präventionsassistentin weitergebildet.

Wofür ich mich also berufspolitisch einsetze ist es dass originäre Kinderkrankenpflege- Aufgaben, nämlich auch die Beratung von Eltern, auch benachtteiligter Eltern mit gesunden oder von Störungen bedrohter Kinder in unserem Arbeitsfeld bleibt, denn Kinderkrankenpflege ist mehr als nur Kinderintensivpflege (und glaub mir auch die Intensivpflege habe ich ebenso geliebt, wie meine jetzige Tätigkeit).

LG,
Meggy
 
Hallo Meggy,

ich stimme Dir soweit voll und ganz zu! Ich möchte auch Deine Arbeit in keinster Weise angreifen (ich arbeite gerne in der Intensivpflege, habe aber einen Höllenrespekt vor meinen Kolleg(innen) auf Normalstationen oder in der Ambulanten Pflege). Und wie gesagt, Deine Arbeit ist bestimmt wirklich super, aber es gibt einfach zu wenige (um ein weitgehend lückenloses Netz aufzubauen). Wie Du geschrieben hast, seit Ihr darauf angewiesen, dass Eltern freiwillig Eure Kurse besuchen und diese auch bezahlen. Leider werden viele "Problemfälle" diese Möglichkeiten nicht nutzen wollen, oder können. Die sog. Pflicht-U´s ohne Beratung werden wirklich nicht viel bringen (außer bei ein paar Fällen, wo man eine offensichtliche Mißhandlung sieht -> multiple Hämatome, deutliche Mangelernährung) da stimme ich Dir voll zu (vrgl. meinen 3 Minuten Kinderarzt). Ich finde der Staat ist im "Zugzwang" und sollte jetzt aber nicht überhastet eine "Minimal-Billig-Variante" aus dem Boden stampfen, sondern ein mit allen Disziplinen (wie z.B. Euch) erstelltes und durchdachtes Projekt schaffen (wenn auch vielleicht teurerer). Wie gesagt eine 200 Stunden Ausbildung kann für bereits tätige Profis sicherlich eine Bereicherung sein. Aber für "Neulinge" ist dies sicher viel zu wenig (und "Profis" gibt es bei Weiten viel zu wenige). Es darf nicht daran scheitern, dass die es sich leisten können, die Hilfe und Unterstützung bekommen und die anderen nicht (oder nur die in der Stadt wohnen, die Möglichkeit haben und die am Land verloren haben).
Und glaub auch mir, ich würde Dich niemals angreifen, dafür ist die Aufgabe viel zu wichtig, was mich stört, ist die entsprechende Gesundheitspolitik.

Noch weiter alles Gute für Deine Arbeit !
:)
 
Es darf nicht daran scheitern, dass die es sich leisten können, die Hilfe und Unterstützung bekommen und die anderen nicht (oder nur die in der Stadt wohnen, die Möglichkeit haben und die am Land verloren haben).
:)

Siehst Du, genau das ist der Grund, dass wir berufspolitisch aktiv sind.

Übrigends gibt es bundesweit über 600 freiberuflich präventiv aktive Kinderkrankenschwestern und es gäbe zum Wohle der Familien bestimmt noch mehr, wenn wir politisch das gleiche Standing hätten wie die Hebammen,

LG,
Meggy
 
Hallo !

genau das meinte ich, die Aufgabe ist prima (wenn eine gute Ausbildungsgrundlage da ist), aber 600 für ganz Deutschland sind nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Interessenten gibt es bestimmt auch noch viele und die gehören fundiert und speziell für dieses Fachgebiet weitergebildet (vielleicht ähnlich einer Fachweiterbildung).
Ich glaube aber nicht, dass wir ein besonderes standesrechtliches Problem gegenüber Hebammen haben. Es ist eine andere Ausbildung, ein anderer Beruf, zu deren Aufgaben schon immer die Arbeit in den Familien gehört. Eine Hebamme betreut im Idealfall eine Schwangere, bis zur Entbindung und in den ersten Monaten (bis zu einem Jahr). Ich glaube in den Fällen wo es so läuft, wird man nichts "Schlimmes" erwarten müssen. Die Probleme sind sicher da, wo es nicht "so" läuft und da wären vielleicht "wir" und die Politik gefragt. Und aus meiner Erfahrung verweisen Hebammen sehr schnell an eine andere Stelle (wie z.B. Kinderarzt) weiter, wenn irgendwelche Besonderheiten (gesundheitliche usw.) auftreten (alleine schon aus rechtlicher Sicht). Ich glaube das Problem sind nicht die Hebammen (welche schon immer selbst- und eigenständig waren), sondern wir (die wir uns lange Zeit hinter Ärzten usw. versteckt haben). Ich glaube unsere Ausbildung ist gut und wir brauchen uns nicht zu verstecken.

schönen Abend !
:)
 
Ich glaube unsere Ausbildung ist gut und wir brauchen uns nicht zu verstecken.
:)


Hi Krotob,

die Kinderkrankenpflegeausbildung war immer sehr gut, und sie ist in der Tat selbst nach dem neuen Gesetz immer noch gut.
Im Übrigen war Anleiten und Beraten, auch in häuslicher Umgebung schon immer ein Teil der Ausbildung.
Vor allem sind die Inhalte der Kinderkrankenpflegeausbildung standardisiert.

Was Hebammen lernen ist nicht standardisiert.
Kinderkrankheiten und die Entwicklung der Kinder jenseits der Neugeborenenperiode gehört jedoch definitiv nicht dazu. Das weiß ich, weil ich mittlerweile auch Fortbildungsveranstaltungen für Hebammen genau zu diesen Themen gehalten habe.
Für sie reicht aber auch eine 200 Stunden Schmalspur-Weiterbildung um dieses Tätigkeitsfeld zu erschließen.

Daher fände ich eine Kombination der beiden Berufsgruppen sinnvoll, so wie es in Bremen der Fall ist und wie ich es in unserer Stadt auch mit den Familienhebammen praktiziere.

(Der BFHD hat auch nur 700 Mitglieder, also sind über 600 KKS gar nicht so wenig!).

Aber es geht nicht um Recht haben oder Recht behalten.
Alle, die sich schon mal intensiver mit der sogenannten Familienhebammentätigkeit auseinandergesetzt haben, insbesondere die freiberuflich tätigen KollegInnen wissen zu schätzen, dass Kinderkrankenschwestern nun auch diese Weiterbildung belegen dürfen.

Und genau hierüber wollte ich an dieser Stelle informieren.

LG,
Meggy
 
ich finde das super, und hoffe, daß man als Kinderkrankenschwester bald deutschlandweit auch "Familienhebamme" werden kann, finde aber auch die Bezeichnung irreführend. Sobald diese Zusatzqualifikation als Weiterbildung in Bayern angekommen ist (wahrscheinlich als Letzte :boozed:) melde ich mich da an.

Eine Bekannte von mir ist selbständige Familienhebamme. Ich hab festgestellt, daß ihre Tätigkeit nichts mehr zu tun hat mit Entbinden, auch nicht mit viel Fantasie. Vielleicht ist also die Bezeichnung Familienhebamme schon nicht so durchdacht. :weissnix:
 

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