Risikoskalen

silverstar

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Gesundheits- und Krankenpflegerin
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Notaufnahme/Ambulanz
ich möchte gerne von euch wissen, wie ihr den Nutzen des Einsatzes von Risikoskalen (z.B. Decubitusskala; Norton-Skala) beurteilt?

Wie findet Ihr die Skalen? Was findet ihr an den Skalen gut? usw...

Ich frage so aus reiner Neugierde... Denn auf den Stationen wo ich bis jetzt gearbeitet habe ist mir noch keine Decubitusskala in die Hände gelangt. Sind die für den Stationsaltag nicht zu gebrauchen?
 
hallo silverstar..
also bei uns im kh ist die norten skala hinten auf dem stammblatt drauf. die wird aber nicht ausgefüllt sondern nur wenn bei aufnahme ein dekubiti vorhanden ist.
aber was ich komisch finde ist, dass wir in der schule die bradenskala lernen und noch die atem-, sturz- und froweinskala. die findet man im kh niergends sondern nur in der schule..:verwirrt:
 
Hi,

Bradenskala gibts schön öfter, aber meistens wird doch noch die Norton-Skala verwendet, was ich bis jetzt so mitgekriegt habe, könnt aber auch nur in meiner Umgebung so üblich sein
 
Hallo,

ich finde den Einsatz von Norton- bzw. Bradenskala in der Ausbildung schon sinnvoll. Das schult den Blick der Auszubildenden für potentielle Dekubituskandidaten. Im Stationsalltag allerdings sind sie meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Wer mit ein wenig Berufserfahrung die Dekubitusgefährdung nicht ohne Skala erfassen kann, hat wohl irgendetwas verpasst. Ich persönlich finde die Bradenskala besser als die Nortonskala, ist einfach ausführlicher.
Eine Frage an Lilly2804: Was nützt es, eine Nortonskala auszufüllen, wenn der Dekubitus bereits besteht?? Dann ist Handeln angesagt und keine Risikoeinschätzung!!! Mfg

Markus
 
Ich finde die Skalen insofern wichtig, weil man dadurch gezwungen ist, sich mit den evtl. bestehenden Risiken auseinanderzusetzen, häufig wird das immernoch vergessen. Besteht kein Risiko, ist es gut, wenn doch, dann muß man Maßnahmen einleiten. Ist der Dekubitus schon da, ist eine Skala nicht mehr sinnvoll, da es ja erwiesen ist, dass der Patient gefährdet ist.
 
Wie schon öfter angegeben benutzt unser Haus keine Skalen. Das Problem aller Skalen- egal welcher- ist, dass sie wissenschaftlich nicht haltbar sind: es gibt keinen aussagekräftigen Studien.

Die Dekubitusskalen beispielsweise sind sind jeweils auf eine bestimmte Patientengruppe abgestimmt. Da der Pat. heute aber in der Regel multimorbide ist werden unter Umständen wichtige Aspekte übersehen.

Beislpiel: Pat. Z.n. KnieOp ; Nebenerkrankung: Rheuma

Nortonskala: 28 Pkt. = Risiko sehr niedrig
Pat. ist knapp 60 = 2Pkt.
Hautzustand ist ohne Befund = 4Pkt.
keine Abwehrschwäche, Diabetes, Anämie, MS, Adipositas, Karzinom, erhöhter Hämatokrit, Arterielle Verschlusskrankheit, kurzzeitig Fieber = 3Pkt.
Körperlicher Zustand: gut = 4Pkt.
Geistiger Zustand: Voll orientiert = 4Pkt.
Aktivität: zum Zeitpunkt des Geschehens bereist mobil mit Hilfe = 3Pkt.
Beweglichkeit kaum eingeschränkt = 3Pkt.
Pat. ist nicht inkontinent = 4Pkt.

Bradenskala: 21 Pkt. = sehr geringes Risiko
Sensorisches Empfindungsvermögen: nicht eingeschränkt = 4Pkt.
Feuchtigkeit: nein = 4Pkt.
Aktivität: geht eher wenig = 3Pkt.
Mobilität: gering eingeschränkt, kann selbständig die Position wechseln= 3Pkt.
Ernährung: ohne Probleme = 4 Pkt.
Reibungs- Scherkräfte: keine Probleme ersichtlich = 3Pkt.

Und trotzdem hat der Pat. einen Dekubitus an der Ferse erworben. Mögliche Ursachen sind im Rheuma zu suchen:
Primäres Risiko- chronische Erkrankung mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung- die Pat. entwickeln ein eigenes Bewegungsmuster um die Schmerzen erträglich zu halten
Laut Anamnese bewegte sich der Pat. adäquat in der Häuslichkeit. Alle Bewegunsgangebote im KKH wurden genutzt.
ABER: der Patient nahm regelmäßig Schmerzmedikamente- diese wirken nicht nur in den Gelenken oder dem OP Gebiet sondern systhemisch. Hinzu kam, dass er unter Schlaflosigkeit litt und Schlaftabletten brauchte.
Sekundäre Risikofaktoren: Faktoren, die den intravaskulären Druck mindern. Der Pat. war eher ein Hypotoniker mit der üblichen morgendlichen Anlaufschwäche.
Faktoren, die den Sauerstoffverbrauch in der Zelle erhöhen: Er hatte postoperativ einige Tage erhöhte Temperaturen. Postop. kommt es in der Regel zu Veränderungen im Stoffwechsel: einer katabolen Phase folgt eine anabole Phase.
Faktoren die den Hautwiderstand schwächen: Steroide (Prednisolon) ein Medikament das zur Rheumatherapie genutzt wurde wirkt auch systhemisch- Hautveränderungen sind die Folge.

Eigentlich war der Pat. hochgradig gefährdet. Die Skalen haben dies nicht ergeben. In keiner wurde nach schmerzlindernden nichtopioiden Medikamenten gefragt. Fieber wurde zwar gefragt- die Bewertung brachte aber nicht den entscheidenden Hinweis.

Das nächste ist die Frage nach den Maßnahmen. Auf der Station wird routinemäßig eine Freilagerung beider Fersen angeboten. ABER: Das Bewegungsmuster des Pat. im Bett tat sein übriges: ein Galgen der einlädt zu Bewegung mit genutzt zu werden- der Pat. hat sich wahrscheinlich mit der Ferse abgestoßen und ist dabei wahrscheinlich auch mehrfach abgerutscht. Für jeden anderen Pat. kein Problem- für diesen wahrscheinlich der entscheidende Auslöser.

Elisabeth

PS Bei der Suche nach den aktuellen Skalen stieß ich auf die "evidencebasierte Seite": http://www.evidence.de/Leitlinien/l...t/Dekubitus_Skalen/body_dekubitus_skalen.html Die Nortonskala hab ich von da genutzt. Mit der Bradenskala kam ich nicht klar. Die Interpretation für das Beispiel hab ich von http://www.adservio.de/download/Braden-Skala.pdf .
Bin gespannt, ob noch jemand stutzig wird.
 
Hallo Elisabeth,

bei manchen Themen trifft man sich eben doch ein zweites Mal :anmachen: .
Bei Deinem beschriebenen Fall würde ich ganz spontan auf eine Dekubitusentstehung im OP tippen.
Knie-TEP: Lagerung auf dem Rücken, Fersen liegen u.U. mehrere Stunden auf der harten OP-Unterlage auf. Mal nachgefragt im OP? Wie wurde da gelagert und wie sieht da generell die Dekubitusprophylaxe aus? Die Sichtbarkeit eines Fersendekubitus taucht erst Tage (!) nach der OP auf. So wird oft gerätselt, warum bekommt der "jetzt" einen Dekubitus???
Und was die Risikoskalen betrifft: wenn Du die tatsächlich so ausfüllen würdest, wundert es mich nicht wirklich, dass nichts aussgekräftiges dabei heraus kommt. Wie kann man bei einem Rheumatiker den körperlichen Zustand als "gut" bezeichnen - nur weil er evtl. "noch gut aussieht"??? Bei der Anwendung der Risikoskala ist Mitdenken gefragt und nicht stures ausfüllen.
Und wenn die Dekubitalgeschwüre tatsächlich intraop entstanden sind, so wie ich das vermute, und er sonst an anderen Stellen keine erlitten hat, inwiefern besteht denn also ein, so wie Du beschreibst, "hohes" Dekubitusrisiko dieses Patienten???

LG
Trisha
 
Der Dekubitus entstand zum Ende der Liegezeit. Eine Entstehung des Dekus im OP ist somit ausgeschlossen.

Wie kann man bei einem Rheumatiker den körperlichen Zustand als "gut" bezeichnen - nur weil er evtl. "noch gut aussieht"???
Eine Einschätzung ist immer subjektiv. Hier kann man keine objektive Tatsachen abbilden. Die Sichtweise des Betrachters ist hier ausschlaggebend. Und da wir ressourcenorientiert denken entstehen diese "Fehlinterpretationen" -wie du es bezeichnest. Der Pat. war gut eingestellt und hatte außer seiner Kniegeschichte keinerlei Einschränkungen in der Bewegung. Wo sollten denn deiner Meinung nach die Punktabzüge erfolgen?

Ansonsten: Jedem Tierchen sein Plaisierchen- sagt der Volksmund: du ein überzeugter Fan der Skalen, ich kein Fan. Dabei sollten wir es belassen. Gerade habe ich in einem andren Forum einen schönen Satz gelesen: Das Assessment Instrument NR 1 ist zunächst die fähige Pflegekraft. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich bin sicher kein "überzeugter Fan von Skalen".
Ich weiß sie aber wenigstens korrekt anzuwenden und auszufüllen, so dass auch versteckte Risiken erkannt werden. Deswegen muß ich Assessmentinstrumente nicht lieben, nur weil ich beherrsche, das Risiko mit diesen Hilfsinstrumenten zu erkennen.
Wenn die Risikoskala ein niedriges Risiko erfasst, und der Patient trotzdem einen Dekubitus erleidet, hat, um es mal provokant auszudrücken, ohne den eigenen Verstand einzuschalten die Skala ausgefüllt.
Genau da liegt das Problem vieler Anwender, sie wissen mit den einzelnen Punkten wenig oder nichts anzufangen, weil die Zusammenhänge nicht erkannt werden. Und aus diesem Grunde wird zwar gelesen was da steht und das eher Zutreffende angekreuzt, aber viel überlegt wird nicht. Diese Erfahrung mußte auch ich machen. Auch ich fand diese Skalen einst nicht besonders hilfreich, erst bei den Schulungen und intensivem Auseinandersetzen mit dem Thema kam der "Aha"-Effekt. Deswegen sollten alle Pflegekräfte dahingehend geschult werden.

Das Assessment Instrument NR 1 ist zunächst die fähige Pflegekraft.

Stimmt. Die Skalen dienen als standardisiertes Hilfsmittel, mit denen man umgehen können muß. So ist das mit Hilfsmitteln allgemein.
Aber Du hast schon recht, ich lasse verschiedene Dinge auch lieber sein, ehe ich etwas falsch mache und es Folgen hat.
Ergo:
Jedem Tierchen sein Plaisierchen

Nur, im Falle eines Falles, zitiere ich nach wie vor, dass der für jede Pflegekraft/Einrichtung verbindliche Expertenstandard Dekubitusprophylaxe das Anwenden einer standardisierten Skala empfiehlt und der Standard außerdem ein vorweg genommenes Expertengutachten ist. Für den Falle eines Falles, was niemand hofft, wird also kein externer Gutachter mehr bestellt, sondern der Expertenstandard dient quasi bereits als rechtliches Gutachten. Dann kann es u.U. schwierig werden.
Wenn Dein oben beschriebener Patient klagen würde, dann hätte er sicher gute Chancen, Schmerzensgeld zu beziehen, denn, es liegt keine standardisierte Einschätzung vor. Selbst wenn trotz Einschätzung ein geringes oder kein Risiko bestand. Das interessiert im Nachhinein aber nicht mehr.
Das muß nicht so sein, aber kann.

LG
Trisha
 
Selbst wenn trotz Einschätzung ein geringes oder kein Risiko bestand. Das interessiert im Nachhinein aber nicht mehr.

Ich schreibe also um des Schreibens willen. *überleg* Die Bundesregierung hat sich als Ziel gesetzt die ausufernde Pflegedokumentation einzuschränken. Ob sie damit auch an die diversen nicht validierten Saklen gedacht hat? Ich bin mir fast sicher. Papier um des papier willes kanns ja net sein.

Der Pat. war gut eingestellt und hatte außer seiner Kniegeschichte keinerlei Einschränkungen in der Bewegung. Wo sollten denn deiner Meinung nach die Punktabzüge erfolgen?

Ich nehme an, dass die Antwort dies ist?
Selbst wenn trotz Einschätzung ein geringes oder kein Risiko bestand...
*grübel* Dann würde diese Aussage aber ad absurdum geführt werden durch:
Wenn die Risikoskala ein niedriges Risiko erfasst, und der Patient trotzdem einen Dekubitus erleidet, hat, um es mal provokant auszudrücken, ohne den eigenen Verstand einzuschalten die Skala ausgefüllt.

*Hm* Vorschlag: Wir sind beide von unserem Handeln überzeugt. Da es keine Studien gibt, die nachweisen können das das eine oder andere Handeln im Vorteil ist, sollten wir das Streitgespräch hier also beenden.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth, Hallo Trisha, irgendwie wie finde ich euer "Streitgespräch" sehr aufschlußreich, da es genau die Diskussionen in der Praxis widerspiegelt. Ich bin auch der Meinung, das eine Pflegefachkraft auch ohne Skalen dazu in der Lage sein muß, Risiken zu erkennen. Aber die Skalen sind hilfreich, um sich Gedanken zu machen. Hier ist allerdings noch Schulungsbedarf bei vielen Pflegekräften erkennbar. Der nationale Expertenstandard setzt die Anwendung der Skalen voraus, daher sollten alle über die Nutzung der Skalen informiert sein. Wen eine Skala kein Risilko ergibt und der Patient bekommt einen Dekubitus, ist die Einrichtung vor dem Richter noch lange nicht "Unschuldig", bloß weil eine Skala auf dem Papier existiert. die gute Krankenbeobachtung ( Rötungen werden oft übersehen) und eingeleitete Maßnahmen sind auch bei eingeschätzem niedrigen Risiko wichtig. Hier ist dann wieder die Fachkraft gefragt. Was ich sagen will, man braucht die Skalen und natürlich die Fachkraft!
 
Hallo,

zum Thema "viel schreiben" und allgemein Bürokratismus in der Pflege:
Bleiben wir mal bei meinem Thema "Wunde".
Gefragt wird häufig, welcher der ideale Wunddokumentationsbogen sei. Die Antwortet lautet ganz einfach: der, der am einfachsten, fast ohne zu schreiben, auszufüllen ist. Nämlich nur per Ankreuzen. Einen solchen Bogen haben wir zu Studienzwecken z.B. entwickelt und ist wirklich einfach zu handhaben.
Es gibt Bögen, da schreibt man sich, unnötig, die Finger wund. Jeder drückt sich anders aus, obwohl jeder dasselbe meint. Warum also nicht ein einfacher Bogen mit ankreuzbaren Kriterien, die Mitarbeiter werden geschult, und alle beherrschen es, das Richtige anzukreuzen.
Des Rätsels Lösung: Standardisierung!
Auch eine Risikoskala zur Dekubitusrisikoerfassung ist ein Standard.

Folgende pflegerische Aufgaben können nach Entwicklung von Pflegestandards besser wahrgenommen werden:
  • Vereinheitlichung von Pflegemaßnamen
  • Leistungsdarstellung und Hilfe bei der Begründung von Personalstellen
  • Sicherung der Pflegequalität
  • Erstellung der individuellen Pflegeplanung
  • Steigerung der Mitarbeitermotivation: das vorgegebene Pflegeniveau vermittelt Sicherheit
  • Erhöhung der Wirtschaftlichkeit: kostengünstiger Einkauf durch einheitliches Arbeitsmaterial
  • Bildung eines universellen Pflegeverständnisses
  • Schnellere Einarbeitung,
  • bessere Überprüfbarkeit
  • systematisches Vorgehen

Ja, Du hast recht, wenn Du schreibst, die Bundesregierung hat das Ziel, die Pflege zu entbürokratisieren, aber weißt Du dazu den Hintergrund??? Nämlich um Stellen abzubauen: weniger (Schreib-)arbeit, weniger Personal notwendig (Bsp.: NRW).
Dann nehme ich mir lieber einen Standard oder ein standardisiertes Assessmentinstrument zur Hand, anstatt im Alltagspflegestress allein auf meine professionelle Fähigkeiten zu vertrauen. Hilfsmittel sind da, um zu helfen. Und ich habe Zeit, mich den wirklichen Aufgaben in der Pflege zu widmen, nämlich der Prophylaxe und der Pflege.
Und: wenn das Risiko, egal welches, nicht standardisiert erfasst wird, ist die Evaluation ebenso schwieriger.

Es ist nicht mein Ziel Dich von Deiner Meinung abzubringen, ich denke, dass soll jede Einrichtung für sich entscheiden, auch um das Wissen der möglichen Konsequenzen.
Auch ist es nicht in meinem Sinne, ein "Streitgespräch" mit Dir zu führen (Streit ist für mich was gaaaaanz anderes :sbaseballs: ).

Ich glaube, wir beide haben Vorteile und Nachteile der Risikoskalen aufgezählt, wobei eben für mich die Vor-, und für Dich die Nachteile überwiegen.

LG
Trisha


 
Hallo, ihr Diskutanden!
Ich hätte zu eurer Diskussion noch was beizutragen: Im letzten PrInternet war ein Artikel von Frau Prof. Bartholomeyczik, in dem Möglichkeiten und Grenzen von Assessmentinstrumenten aufgezeigt werden.
Ich habe einen Link entdeckt, wo man den Artikel direkt herunterladen kann: http://www.epa-online.info/Downloads.html
Viel Spaß beim Weiterdiskutieren!
Charlie
 
Also ich hab jetzt mal mein "Assesmentcenter" durchwühlt und geschaut, was ich in den Jahren alles so gesammelt habe:
  • ADL Skala zur Verlaufsbeurteilung von Patienten mit Demenz vom Alzheimer Typ und Down Syndrom
  • ADL Basis AKTIVITÄTEN DES TÄGLICHEN LEBENS
  • ADL Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens IADL nach Lawton u. Brody 1969
  • ADL Barthel Index
  • Basale Anamnese
  • Psychogeriatrische Pflegebedürfnis Erhebung nach E. Böhm
  • TM Care card 1
  • TM Care card 2
  • Checkliste Obstipation
  • Dekubitusbeiblatt (Wunddokumentation)
  • SKALA ZUR ABSCHÄTZUNG DER DEKUBITUSGEFÄHRDUNG BEIM ALTEN MENSCHEN - GEFAHRENLAGE - © Erhart –1995 Modifiziert nach Norton
  • Linking Sedation and Delirium Monitoring:
    A Two Step Approach to Assess Consciousness (engl)
  • COHEN MANSFIELD AGITATION INVENTORY (deutsch)
  • BCRS: Brief Cognitive Rating Scale (deutsch)
  • BEHAVE-AD: Eine Skala zur Beurteilung von Verhaltenspatholgie bei der
    Alzheimerschen Demenz (Reisberg, 1987)
  • HACHINSKI-ISCHÄMIE-SCORE
  • Reisbergskala zur Beurteilung des Schweregrades
    der Alzheimer-Demenz
  • Sozialverhalten bei Demenz
  • Global Deterioration Scale for Age-Associated
  • Cognitive Decline and Alzheimer Desease (deutsch)
  • Checkliste: Erfassung von Müdigkeit (Fatique)
  • Funktionsskala Lokomotion (Gangsicherheit)
  • Funktionsskala Chairset (Sitzsicherheit)
  • Funktionstest Transfer
  • Funktionstest up and go
  • Funktionstest Handfunktion
  • RIVERMEAD MOTOR ASSESSMENT (deutsch/ Mobilitätstest)
  • Geriatrisches Minimum Data Set (deutsch/ Gemidas)
  • GeriatricDepressionSkala (deutsch)
  • Glasgow Coma Skale
  • Skala Expressive Kommunikation und Selbstaktualisierung (SEKS)
  • Sturzrisikoskala nach Huhn
  • Kraftmessung nach der Janda-Skala
  • MINI MENTAL STATE (Demenztest)
  • Mobilitäts- Und Gleichgewichtstest nach Tinetti
  • Tinetti 1 und 2
  • mod. Atemskala
  • Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
    nach den Richtlinien der NYHA
  • Osteoporoseanamnese
  • Parkinson Medikation Bewegung
  • Befundskala bei Parkinson-Syndromen In Anlehnung an die Webster-Rating-Scale und den New York University Parkinson Score
  • Parkinson Tests- Rigor u.a.
  • Strukturiertes Sturzinterview und Protokollblatt Ergotherapie
  • ECPA (Scherzskala für die Geriatrie)
  • Schmerzskala für "sprachlose" demente Pat.
  • Standardisierter Schluckversuch
  • Staseskala
  • Braden Skala
  • Norton Skala
  • Waterlow Skala
  • Medley Skala

Ich hab irgendwann aufgehört zu sammeln. Aber es beschreibt glaub ich sehr gut das Dilemma. Es gibt eine Vielzahl an Skalen. Für den der sie fürs Haus entwirft mag es ersten Moment eine Erleichterung sein. Spätestens mit der zweiten Skala im Hause wirds schwierig... der Datenberg wächst. Und was ist am wichtigsten? Welche Skala brauche ich, welche nicht? Der Dekuprophylaxe - Verantwortliche wird schreien: Braden, der Basale wird sagen: SEKS, der Verantwortliche für das Sturzrisiko möchte seine Skala ausgefüllt sehen, dann gabs gerade Probs mit einem herzinsuffizienten Pat.- eine Skala muss ran, der Doc wünscht Barthelindex usw., usw.. Skalen sind nicht alles.

Das Assessment Instrument NR 1 ist zunächst die fähige Pflegekraft.

Elisabeth
 
Oh weh, da komme ich jetzt aber nicht mehr mit :-?.
Es gibt noch viel mehr Instrumente als die, die hier aufgezhlt wurden (bei meinem Mann, der ist Psychologe, lagern ganze Kataloge mit Testverfahren. Hunderte, wenn nicht sogar tausende). Und medizinische Testverfahren (Assessments) gibt's bestimmt noch viel mehr.
Der Grund, warum es so viele gibt, könnte doch daran liegen, dass sie alle etwas anderes messen sollen. Ein EKG ist ja auch kein CTG. Und es käme doch wohl keiner ernsthaft auf die Idee, mit einem Fieberthermometer den Blutdruck messen zu wollen. Für jede Messung, die ich durchführen will, muss ich genau das Instrument haben, was das misst, was es messen soll. Bloß aus dem Grund, weil es viele Instrumente und Verfahren gibt, sind sie doch nicht gleich schlecht? Genauso sehe ich das mit den Assessmentinstrumenten. Natürlich muss man wissen, welches Instrument man wann und wie einsetzt.
Jetzt könnte das Argument greifen: "Aber die Pflegekraft ist Assessmentinstrument Nr.1". Genau hier setzt das Problem aber an: Wenn es nur hochkompetente und hervorragend ausgebildete Pflegekräfte gäbe, dann würde es vielleicht klappen, dass per Blickdiagnose oder so jeder immer und in jedem Falle wüsste, was zu tun ist.
Aber weil das (leider) eine Illusion ist, müsste man erst einmal grob mit einem Screeninginstrument "drüberzuschauen" und dann Entscheidungshilfen zu bekommen, was als nächstes zu tun ist: Ob weitere (genauere) Diagnostik erforderlich ist, welches von den 10.000 Instrumenten ich einsetzen muss, ob dieser Patient geeignet ist, dass eine bestimmte Leitlinie eingesetzt wird (oder aber nicht!) usw.. [Anmerkung: Ich habe mir neulich in der HSK in Wiesbaden das ergebnisorientierte Pflegeassessment epa angeschaut, damit scheint so etwas z.B. möglich zu sein. Leider wird es erst im Sommer zur Verfügung stehen, um es selbst auszuprobieren, siehe http://www.epa-online.info/Konzept.html ].

Und wenn meine Expertise so hoch ist, dass ich es besser weiß als die (getesteten!) Instrumente, dann muss sich das auch am Ergebnis messen lassen. Tja, und da haben wir wieder das Problem, dass man - um messen zu können, ob mit Sicherheit die individuelle persönliche Kompetenz Pflegekraft ein besseres Assesmentinstrument ist als alles andere - wiederum mit Messkriterien ankommen, um den Beweis antreten können.
Natürlich wird es immer wieder so sein, dass eine Pflegekraft genauer vorhersagen kann, ob dieser Patient ein Risiko hat oder nicht - aber wie kann ich sicher stellen, dass immer alle Pflegekräfte so kompetent sind? Das geht bestimmt nicht.
Und dann braucht es doch wiederum Unterstützung, wie man in all dem Chaos noch irgendwie den Überblick behalten kann.

So jedenfalls habe ich den Artikel von Prof. Bartholomeyczik verstanden (auch wenn ich bestimmt nicht alles gutheiße, was von den Professoren kommt!!!).

Gruß :lovelove:
Charlie
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

das Thema "Risiko-Skalen" finde ich sehr interessant.

Ich denke, dass eine gut ausgebildete Pflegefachkraft mit einer fachlich richtig ausgefüllten Skala eine gute Basis zur Erstellung eines Pflegeplanes (Prophylaxen) hat. Bezogen auf Norton-Skala,.. usw.
Natürlich sollte eine Pflegefachkraft in der Lage sein, das Risiko selber einschätzen zukönnen. Dennoch besteht eine Dokumentationspflicht. Neben dem gibt es Patienten/Pflegekunden die "gut" aussehen, dennoch dekubitusgefährtet sind. z.b. Frau Muster, Rollstuhlfahrerin, geistig klar, Diabetikerin, mäßig adipös, gelegentlich Inkontinent, führt aber Toilettengänge und Grundpflege selber durch. Man kann sich mit ihr normal unterhalten, sie ist für einen Pflegelaien nicht dekubitusgefährdet, das sie ja eigentlich "fit" ist, bis auf die Tatsache, dass sie im Rollstuhl sitzt.
Aber: Sie hat durch den Diabetes neurale Dysfunktionen, Empfindungsstörungen, merkt es selber aber nicht, da es für sie normal ist und die Pflegekraft kann das nicht "sehen"
Durch die Inkontinenz, die zwar nicht so schlimm ist, dass sie Windelhosen tragen muss, sondern sich mit Slipeinlagen weiterhelfen kann, denkt Pflegekraft nicht an Hautmazeration, sie sieht es ja auch nicht, da die Frau Muster sie nicht nachsehen lässt und Pflegekraft nicht daran denkt.

In der Norton-Skala kommen für Frau Muster 23-24 Punkte raus, also mäßiges bis leichtes dekubitusrisiko.
Pflegekraft wundert sich, sieht mal auf den Po -> Rötung!

Es gibt ja noch andere für die Pflege sinnvolle Skalen. Wir verwenden:
immer:
Norton-Skala
Sturzrisiko-Skala

gelegentlich/nach Bedarf:
Skalen zur Demenzeinschätzung
Pflegestatuserhebung

in Bebarbeitung:
Skala Inkontinenzrisiko/Kontinenzeinschätzung

Fazit:
Risikoskalen sind für Pflegekräfte eine Unterstützung, um ihre Fähigkeiten kompetent einzusetzen, es schriftlich für alle festzuhalten, zu visualisieren und sich rechtlich Abzusichern...

Lg Ping
 
Bloß aus dem Grund, weil es viele Instrumente und Verfahren gibt, sind sie doch nicht gleich schlecht?
Das habe ich nicht behauptet. Bitte nochmal nachlesen.

Wenn es nur hochkompetente und hervorragend ausgebildete Pflegekräfte gäbe, dann würde es vielleicht klappen, dass per Blickdiagnose oder so jeder immer und in jedem Falle wüsste, was zu tun ist.

Für jede Messung, die ich durchführen will, muss ich genau das Instrument haben, was das misst, was es messen soll. ...
Natürlich muss man wissen, welches Instrument man wann und wie einsetzt.

Frage: Wie kann eine 'nicht hochkompetente und nicht hervorragend ausgebildete' Pflegekraft entscheiden, welches Screeninginstrument das richtige Instrument ist???


Elisabeth
 
Fr. Muster- interessantes Beispiel.
Frage: Seit wann ist Fr. Muster in der Bewegung eingeschränkt und wodurch?

Elisabeth
 
Frau Muster hatte vor ca. 2 Jahren einen Apoplex, seit dem sitzt sie im Rollstuhl, wobei sie "nur" Mangel an Kraft und Koordination im Bein hat. Sie kann mit Mühe treppensteigen, aber nicht gehen und nur stehen, wenn sie sich festhalten kann...
 
Primäres Risiko stark erhöht:
Bewegungseinschränkung infolge Kraftminderung
Wahrnehmungsstörung infolge Sensibilitätsstörung infolge Insult
Sekundäres Risiko erhöht:
Widerstand der Haut wird geschwächt durch die Inkontinenz

Wenn man jetzt noch die Ursache des Insultes in Betracht zieht, steigt das Risiko wahrscheinlich nochmal.

Für mich also auf jeden Fall eine Pat. die ein erhöhtes Risiko hat einen Dekubitus zu erleiden.

Elisabeth