- Registriert
- 21.03.2002
- Beiträge
- 314
- Beruf
- Gesundheits- und Krankenpflegerin
- Akt. Einsatzbereich
- interdisziplinäre Privatstation
Hallo ihr alle!
Nach meinem Examen Anfang September 2004 bin ich für ein Jahr nach Gambia, Westafrika gegangen. Und ich dachte mir ich erzähl euch a bissl was über die Arbeit dort.
Ich bin über das Projekt "Missionarin auf Zeit" der Armen Schulschwestern (www.schulschwestern.de) in München nach Gambia (kleines Land in Westafrika) gegangen. Ich habe dort, gemeinsam mit meiner Kollegin die ersten 7 Monaten bei 2 europäischen Schwestern im "kloster" gewohnt, danach sind wir ausgezogen und haben uns ein Zimmer im Ort gemietet.
Gearbeitet habe ich in einem Krankenhaus das der Regierung gehört und nicht weit weg vom Missionsgelände lag.
Zum Krankenhaus:
Das Soma Major Health Center ist ein für gambische Verhältnisse grosses Krankenhaus, zuständig für den ganzen District. Das erste halbe Jahr hatten wir Strom morgens von 9 - 11 uhr, dann erst wieder abends. Als der Generator der die Region mit Strom versorgte kaputt ging gabs halt keinen Strom mehr. das HC hatte zwar seinen eigenen Generator, doch der war auch kaputt... und als er dann endlich repariert war gabs kein Geld fürs benzin...
Fliessendes Wasser hatten wir auch nur bedingt. Nachmittags, für ca eine Stunde aber auch nicht immer. Da haben wir uns dann immer unsere Kanister aufgefüllt...
Das Krankenhaus besteht aus Erwachsenen Station (2 grosse räume, einer für männer, einer für frauen), Kinderstation, Entbindungsstation, Apotheke (medizin gabs eigentlich nie ausreichend, manchmal gabs 2 monate lang kein einziges schmerzmittel...), OPD (off patients department, = Ambulanz + "Hausarzt"), MCH (mother and child health, zuständig für trekking in umliegende dörfer, impfen, wiegen, verhütung, medizin verschreiben für kinder unter 5,...). Ein Labor hatten wir auch, aber ohne Strom hat es dann nicht mehr gearbeitet, ausser u-stix und hb-bestimmung).
Seit ein paar Monaten gibt es dort auch eine von den "Sight savers international" gesponsorte Augenklinik.
Die Pflege in einem Krankenhaus in gambia wird von den Angehörigen übernommen. Jeder Patient braucht eigentlich eine Begleitperson. In meinem HC gab es auch keine Verpflegung für die Patienten. es war zwar ein Koch angestellt, aber es war kein Geld für den Reis vorhanden...
Wir waren 4 ausgebildete Krankenschwestern und 2 hebammen im ganzen Krankenhaus, der rest waren hilfskräfte ohne besondere ausbildung...
Ich habe dort im OPD gearbeitet.
Meine Hauptaufgabe dort war Medizin verschreiben, ernste fälle aufnehmen oder eine Verlegung vorzubereiten.
Am Anfang war das sehr schwierig für mich. Medizin verschreiben lernt man als deutsche Krankenschwester nicht wirklich, vor allem nicht für krankheiten wie malaria, ... . zum einen fand ich es eine sehr grosse verantwortung, zum anderen hatte ich auch ziemliche sprachprobleme, da nur sehr wenige meiner patienten englisch konnten.
Ich war Dauerfrühdienst von 8 uhr morgens bis ca 14 uhr, oft aber auch später. Einfach da wir da die meisten patienten "gesehen" haben und auch weil ich da nicht allein war. meistens waren wir zu zweit und wenn ich allein war, und sprachprobleme hatte konnte ich einfach jemanden ausm nachbarbüro oder labor zum übersetzen holen.
also ich kam da morgens um ca 8 uhr hin und meistens sass schon eine sehr lange schlange an patienten vor "meiner" tür.
je nach jahreszeit haben mein kollege und ich wir zwischen 100 und über 300 patienten an einem vormittag gesehen.
name? alter? wohnort? beschwerden?
-> medizin verschreiben.
untersuchungsmöglichkeiten hatten wir kaum. eben hb und u-stix im labor, blutdruckmessen, temperatur fühlen, atmung zählen.
je nachdem wie viele patienten wir sahen, hatten wir zeit noch verbände zu machen. wenn wir keine zeit hatten, was sehr oft der fall war wurde dieses vom "putzmann" erledigt...
es gab einige wenige ärzte aus kuba mit sehr wenig englisch kenntnissen und noch weniger von den einheimischen sprachen. sie waren hauptsächlich für die betreuung auf station zuständig. Ins OPD haben wir sie nur in sehr ernsten fällen gerufen oder bei verlegungen in andere krankenhäuser.
Das nächste grosse Krankenhaus in dem man auch operieren und röntgen kann liegt luftlinie gesehen gar nicht so weit weg, ca 20 kilometer. leider sind die strassen sehr schlecht und man muss mit der fähre den fluss überqueren und dann kommt es halt drauf an wo sich die fähre grad befindet. es kann durchaus sein, dass eine verlegung einfache fahrt 2 stunden oder mehr dauert...
die anderen zwei krankenhäuser sind 3 und 6 stunden fahrtzeit entfernt.
unser ambulanz auto ist ein geländewagen mit matratze hinten aufm boden. wenn wir einen patienten verlegt haben musste immer einer von uns als begleitung mit.
ich habe nicht "nur" im OPD gearbeitet, sondern bin meistens auch 2 mal die woche mit dem MCH auf trek gefahren.
wir hatten 8 dörfer in der umgebung (zwischen 20 und 60 minuten fahrzeit) in die wir jeweils einmal im monat gefahren sind um babys zu wiegen, schwangerschaftsvorsorge (bauch abhören mit hörrohr, schwangerschaftswoche und kindslage ertasten, nach ödemen und anaemien schaun, wiegen) zu machen, babys impfen, und um kranken kindern medizin zu verschreiben. das war dann immer meine aufgabe.
so, ich glaub ich hab euch jetzt erst mal genug zugetextet, aber wenns euch interessiert und ihr fragen habt, dann meldet euch.
seit heute genau 2 monaten bin ich nun wieder in deutschland, arbeite nun seit 1 1/2 monaten in einem altenheim und die umstellung war schon sehr krass.
Nach meinem Examen Anfang September 2004 bin ich für ein Jahr nach Gambia, Westafrika gegangen. Und ich dachte mir ich erzähl euch a bissl was über die Arbeit dort.
Ich bin über das Projekt "Missionarin auf Zeit" der Armen Schulschwestern (www.schulschwestern.de) in München nach Gambia (kleines Land in Westafrika) gegangen. Ich habe dort, gemeinsam mit meiner Kollegin die ersten 7 Monaten bei 2 europäischen Schwestern im "kloster" gewohnt, danach sind wir ausgezogen und haben uns ein Zimmer im Ort gemietet.
Gearbeitet habe ich in einem Krankenhaus das der Regierung gehört und nicht weit weg vom Missionsgelände lag.
Zum Krankenhaus:
Das Soma Major Health Center ist ein für gambische Verhältnisse grosses Krankenhaus, zuständig für den ganzen District. Das erste halbe Jahr hatten wir Strom morgens von 9 - 11 uhr, dann erst wieder abends. Als der Generator der die Region mit Strom versorgte kaputt ging gabs halt keinen Strom mehr. das HC hatte zwar seinen eigenen Generator, doch der war auch kaputt... und als er dann endlich repariert war gabs kein Geld fürs benzin...
Fliessendes Wasser hatten wir auch nur bedingt. Nachmittags, für ca eine Stunde aber auch nicht immer. Da haben wir uns dann immer unsere Kanister aufgefüllt...
Das Krankenhaus besteht aus Erwachsenen Station (2 grosse räume, einer für männer, einer für frauen), Kinderstation, Entbindungsstation, Apotheke (medizin gabs eigentlich nie ausreichend, manchmal gabs 2 monate lang kein einziges schmerzmittel...), OPD (off patients department, = Ambulanz + "Hausarzt"), MCH (mother and child health, zuständig für trekking in umliegende dörfer, impfen, wiegen, verhütung, medizin verschreiben für kinder unter 5,...). Ein Labor hatten wir auch, aber ohne Strom hat es dann nicht mehr gearbeitet, ausser u-stix und hb-bestimmung).
Seit ein paar Monaten gibt es dort auch eine von den "Sight savers international" gesponsorte Augenklinik.
Die Pflege in einem Krankenhaus in gambia wird von den Angehörigen übernommen. Jeder Patient braucht eigentlich eine Begleitperson. In meinem HC gab es auch keine Verpflegung für die Patienten. es war zwar ein Koch angestellt, aber es war kein Geld für den Reis vorhanden...
Wir waren 4 ausgebildete Krankenschwestern und 2 hebammen im ganzen Krankenhaus, der rest waren hilfskräfte ohne besondere ausbildung...
Ich habe dort im OPD gearbeitet.
Meine Hauptaufgabe dort war Medizin verschreiben, ernste fälle aufnehmen oder eine Verlegung vorzubereiten.
Am Anfang war das sehr schwierig für mich. Medizin verschreiben lernt man als deutsche Krankenschwester nicht wirklich, vor allem nicht für krankheiten wie malaria, ... . zum einen fand ich es eine sehr grosse verantwortung, zum anderen hatte ich auch ziemliche sprachprobleme, da nur sehr wenige meiner patienten englisch konnten.
Ich war Dauerfrühdienst von 8 uhr morgens bis ca 14 uhr, oft aber auch später. Einfach da wir da die meisten patienten "gesehen" haben und auch weil ich da nicht allein war. meistens waren wir zu zweit und wenn ich allein war, und sprachprobleme hatte konnte ich einfach jemanden ausm nachbarbüro oder labor zum übersetzen holen.
also ich kam da morgens um ca 8 uhr hin und meistens sass schon eine sehr lange schlange an patienten vor "meiner" tür.
je nach jahreszeit haben mein kollege und ich wir zwischen 100 und über 300 patienten an einem vormittag gesehen.
name? alter? wohnort? beschwerden?
-> medizin verschreiben.
untersuchungsmöglichkeiten hatten wir kaum. eben hb und u-stix im labor, blutdruckmessen, temperatur fühlen, atmung zählen.
je nachdem wie viele patienten wir sahen, hatten wir zeit noch verbände zu machen. wenn wir keine zeit hatten, was sehr oft der fall war wurde dieses vom "putzmann" erledigt...
es gab einige wenige ärzte aus kuba mit sehr wenig englisch kenntnissen und noch weniger von den einheimischen sprachen. sie waren hauptsächlich für die betreuung auf station zuständig. Ins OPD haben wir sie nur in sehr ernsten fällen gerufen oder bei verlegungen in andere krankenhäuser.
Das nächste grosse Krankenhaus in dem man auch operieren und röntgen kann liegt luftlinie gesehen gar nicht so weit weg, ca 20 kilometer. leider sind die strassen sehr schlecht und man muss mit der fähre den fluss überqueren und dann kommt es halt drauf an wo sich die fähre grad befindet. es kann durchaus sein, dass eine verlegung einfache fahrt 2 stunden oder mehr dauert...
die anderen zwei krankenhäuser sind 3 und 6 stunden fahrtzeit entfernt.
unser ambulanz auto ist ein geländewagen mit matratze hinten aufm boden. wenn wir einen patienten verlegt haben musste immer einer von uns als begleitung mit.
ich habe nicht "nur" im OPD gearbeitet, sondern bin meistens auch 2 mal die woche mit dem MCH auf trek gefahren.
wir hatten 8 dörfer in der umgebung (zwischen 20 und 60 minuten fahrzeit) in die wir jeweils einmal im monat gefahren sind um babys zu wiegen, schwangerschaftsvorsorge (bauch abhören mit hörrohr, schwangerschaftswoche und kindslage ertasten, nach ödemen und anaemien schaun, wiegen) zu machen, babys impfen, und um kranken kindern medizin zu verschreiben. das war dann immer meine aufgabe.
so, ich glaub ich hab euch jetzt erst mal genug zugetextet, aber wenns euch interessiert und ihr fragen habt, dann meldet euch.
seit heute genau 2 monaten bin ich nun wieder in deutschland, arbeite nun seit 1 1/2 monaten in einem altenheim und die umstellung war schon sehr krass.