Zeitvorgaben in der ambulanten Pflege

blauwolf

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31.03.2006
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155
Ort
Berlin
Beruf
Freiberufliche Exam. Altenpflegerin mit Palliativ Care
Rein informativ würden mich mal eure Zeitvorgaben interessieren: wieviel Minuten bekommt ihr für eine Injektion, für Med-Gabe, für Kompress.strümpfe anziehen, für Verbände, aber auch für Kombis, wie z.B. eine Injektion, kleine Körperpflege, Essen bereiten?
Und wieviel Fahrzeit liegen zwischen den einzelnen Patienten bei welcher
Verkehrsdichte, Stadtgebiete, Parkplätze, ländliche Gebiete .....?
Also hier in Berlin wo ich arbeite, im östlichen Bereich,bei einem wohlfahrtsverband sind folgende Zeiten:
- 5-6min Fahrzeit von Pat. zu Pat., je nach Wohngebiet
- 5 min Injekt. incl. Doku
- 8 min Med incl. Doku
- 15 min Injekt., Kompress. aus, Med., Doku
- 10 min Injekt, Med, Doku
- 22 min, Med, LK o7, LK 15, Doku
Danke für eure Bemühungen.
LG blauwolf
 
Also bei uns liegen die Fahrzeiten zwischen 3 und 10 Minuten, was im Normalfall auch wirklich so machbar ist.
Medigabe + Doku : 7 Minuten
Kompressionsstrümpfe + Doku : 7 Minuten
VW + Doku : je nach Aufwand 15-20 Minuten
Gr. Grundpflege : 20 - 40 Minuten (je nach Pflegestufe)
Kl. Grundpflege : 15 - 25 Minuten (je nach Pflegestufe)

Alles in allem genügend Zeit...
 
Injektion: 5min.
für Med-Gabe: 4min.
für Kompress.strümpfe anziehen: 5min. (egal ob ein oder beide Beine)
für Verbände: 10-15min.
Kombis, wie z.B. eine Injektion, kleine Körperpflege (LK2): 15min.
Essen bereiten (LK16): 4min. - mit Injektion 9min.
Große Toilette ohne Ausfuhr (LK4): 20min. mit Ausfuhr (LK 3) 25min. mit Injektion oder Medgabe bleibt das so, da gibts nich nochmal zusätzlich Zeit.
Auch wenn mehrere Leistungsklassen zusammen erbracht werden summieren sich nicht automatisch die Zeiten.
Bsp.: Habe einen Patienten der bekommt BZ Messung, Insulin, Medikamente, Große Toilette mit Verlassen des Bettes und Ausfuhr(LK3), Frühstück Zubereitung(LK16) und Reinigen der Wohnung(LK12) - nach Adam Riese wären das: 4+5+4+25+4+5 min. = 47 min. wir erhalten inclusive Dokumentation und Fahrzeit (die geht von der Pflegezeit ab da es ja innerorts keine Fahrzeit gibt) 35min. <-- absolut nicht zu schaffen.


Fahrzeiten: innerorts bekommen wir garkeine Fahrzeiten obwohl die Patienten tw mehrere Km auseinanderwonhen und auch viel Verkehr herrscht. Müssen wir aus dem Ort raus 5min. Fahrzeit

Wäre jetzt meine Frage: Ist das den Patienten gegenüber rechtens, wenn ich alle LK's eines Tages zusammenrechne und auf eine Zeit von 90 Minuten käme (für die sie ja bezahlen) , die für den Patienten Zeit wäre, aber tatsächlich nur 60 Minuten von der PDL Zeit bekomme?

Gibt es irgendwelche Vorgaben, bei welcher LK/LG der Patient welchen Anspruch auf Pflegezeit hat? Er muss es ja schließlich bezahlen. Also zum Beispiel für eine Große Toilette/Bad?
 
Liebe Phönix, das ist ja eine wirkliche Hetzerei. Ich war früher bei einem privaten Arbeitgeber hier in Ostberlin, da war das noch krasser : 2 min für Insulin incl. Doku. Das ganze wurde auf die Sekunde per Palm überwacht! PDL und Geschäftsführer wurden natürlich enorm reich auf kosten der Pat. und der Mitarbeiter. Ostberlin betone ich besonders, da ich immer noch den Eindruck nach 20 Jahre Wende habe, dass viele östliche Arbeitgeber besonderen Wert auf die Ausbeutung und Niederhaltung ihres Personals legen.

Soweit mir bekannt, gibt es von den Kassen keine Zeitvorgaben mehr. D.h. der Arbeitgeber kann soviel Pat. in die Stunde reinstecken, wie er meint, dass dies die Mitarbeiter verkraften müssen.
In dieser Beziehung scheint es mir, haben wir auch keine Lobby bei irgendwelchen Parteien oder Politikern.

Vielen Leitungen ist auch immer noch daran gelegen, das Personal untereinander auszuspielen, denn Einigkeit macht bekanntlich stark. Aber durch Angstmache und Unterdrucksetzen trauen sich viele KollegInnen nicht, den Mund aufzutun.

LG blauwolf
 
wir bekommen 3 Minuten für die Medikamentengabe und nochmal 2 Minuten um diese zu richten, selbiges gilt fürs Insulin. Medikamente im Wochendosett sind 10 Minuten.

Verbandswechsel werden immer nach Aufwand berechnet.

Allerdings werden auch Ausnahmen genehmigt, d. h. wenn ein Patient im 5 Stock wohnt, 4 Wunden hat , 20 verschiedenen Medikamente, dann wird auch dementsprechend mehr Zeit gegeben.

Fahrzeiten sind auch im Normalfall zu schaffen, zw. 16.00 Uhr und 18.30 bekommen wir sogar längere Fahrzeiten zugesprochen wie z.B. zwi 10.00 und 12.00 Uhr.

Ausserdem sind die Sollzeiten auch mehr eine Richtlinie wie eine Dienstvorschrift, bei uns wurde noch nie jemandem etwas von der Ist - Zeit abgezogen.
 
In NRW ist es so das du für eine LK, also z.B. RR, BZ, Injektion usw. nur 1x die LK1 abrechnen kannst, egal wieviele Einzelaktionen du wirklich machst. Zudem dürfen auch Fahrtkosten nicht berechnet werden im Rahmen von Behandlungspflegen.

Eine LK1 bringt 8,xx Euro. Dann kannst du dir ja sicher denken, dass ein Addieren der Zeiten nicht möglich ist.
 
In NRW ist es so das du für eine LK, also z.B. RR, BZ, Injektion usw. nur 1x die LK1 abrechnen kannst, egal wieviele Einzelaktionen du wirklich machst. Zudem dürfen auch Fahrtkosten nicht berechnet werden im Rahmen von Behandlungspflegen.

Eine LK1 bringt 8,xx Euro. Dann kannst du dir ja sicher denken, dass ein Addieren der Zeiten nicht möglich ist.


.... dennoch sollte der AG einem auf dem Tourenplan die entsprechenden Zeiten zugestehen, auf wenn man mehrere Behandlungspflegen auf einmal durchführen mus, oder? Man kann doch nicht die Einsatzzeiten nur vom Geld abhängig machen, sondern sollte es in der Relation sehen: mal geht es schneller (Ich mache + in der Zeit für 8,xx Euro, mal dauert es länger, gleiche mein + wieder aus)
 
Bei einem privaten Arbeitgeber mußte ich vor einigen Jahren in 5 min folgendes unter einen Hut bringen: BZ, RR, Med., Insulin und Doku!
Da braucht man nicht mehr zu fragen, warum die Menschen aus der Pflege gehen.
Das ist menschenunwürdig.
LG blauwolf

Achja, bei diesem Arbeitgeber hatte ich mir mal die Mühe gemacht, durchschnittliche Kosten zu errechen, rein fiktiv, da ich keine genaue Angaben hatte und kam darauf, dass ich dem Arbeitgeber innerhalb von 6 stunden zwischen 300 und 400 Euro einfahre. Verdient hatte ich damals 9 euro pro Stunde.
Also 54 Euro brutto.
 
Bei einem privaten Arbeitgeber mußte ich vor einigen Jahren in 5 min folgendes unter einen Hut bringen: BZ, RR, Med., Insulin und Doku!
Da braucht man nicht mehr zu fragen, warum die Menschen aus der Pflege gehen.
Das ist menschenunwürdig.
LG blauwolf

Achja, bei diesem Arbeitgeber hatte ich mir mal die Mühe gemacht, durchschnittliche Kosten zu errechen, rein fiktiv, da ich keine genaue Angaben hatte und kam darauf, dass ich dem Arbeitgeber innerhalb von 6 stunden zwischen 300 und 400 Euro einfahre. Verdient hatte ich damals 9 euro pro Stunde.
Also 54 Euro brutto.

Das ist nicht nur unwürdig, das ist Sklaverei.... und für neun Euro pro Stunde zieh ich mir noch nicht mal die Jacke aus...:angryfire:

lg Cassy
 
Wow, wusste bis jetzt gar nicht, das Zeitvorgaben für Pflege und Fahrt üblich sind. Arbeite seit meiner Ausbildung in ein und demselben Pflegedienst und habe noch nie solche Vorgaben erhalten.
Könnte mir auch gar nicht vorstellen unter so einem Druck zu arbeiten und ständig auf die Uhr gucken zu müssen. Wenn ich das hier teilweise lese wird mir echt mulmig.
 
Wie stellt dein Arbeitgeber dann die Tourenpläne auf??? Und wie seine Kostenrechnung??? Find ich ganz ohne Zeitvorgaben ein wenig riskant. Und wie stellt ihr zeitliche Abweichungen fest?

lg Cassy
 
Der Tourenplan setzt doch automatisch die Zeitvorgaben ;-)
 
Also wir bekommen so viel Zeit wie wir brauchen!!! Wenns mal länger dauert wird es schon seinen Grund haben und dann ist das auch OK!!!!!

:flowerpower:

Gruß Ennasus
 
Hallo!
Bin seid kurzer Zeit in der ambulanten Pflege und es gefällt mir gut!
Die Vorgaben sind:
Kleine Pflege 14,8 min
Große Pflege 24,8 min
Transfer 3,4 min
Mg 4,7 min
VW 10,0 min
Ks 6,0 min
Ks-Verband 8,0 min
Inj. s.c 6,2 min
BZ 4,0 min
Fahrt zwischen 5,6 - 10,0 Min

Habe also z.B kp, Ks, Mg, Fahrt zusammen 31,1 Min
Ich denke diese Zeiten braucht man einfach um den einzelen Menschen auch gerecht zu werden.
Lydia
 
Leute ein Tourenplan beinhaltet nunmal Zeiten. Das das theoretische Angaben sind müßte doch allen klar sein.
 
Wie schon gesagt, im Tourenplan stehen Soll - Zeiten also Richtwerte, welche mal über und auch mal unterschritten werden können.

Richtig interessant wird es erst, wenn die PDL unbegründet meckert, wenn diese Zeiten nicht eingehalten werden (können) oder sogar (ist früher bei mir auch schon vorgekommen) mal eben die zuviel benötigte Zeit vom Tourenplan wegstreicht und somit nicht vergütet. Aber solange man bei den Ist -Zeiten noch sich mehr Zeit erlauben darf sehe ich da keine Schwierigkeiten.

lg Cassy
 
So ist es ja bei uns. Der tourenplan ist bereits so aufgestellt das du es nicht schaffen kannst. ich habe fast jeden Tag mindestens eine Stunde an Zeiten die ich nicht vergütet bekomme, weil ich mehr Zeit benötige als laut Tourenplan zur verfügung ist und wenn ich dann noch von Ärzten Rezepte oder verordnungen holen muss oder irgendwelchen Schreibkarm erledigen muss (Pflegeplanung,-verträge, -visiten) dann ist es noch mehr.
 
So ist es ja bei uns. Der tourenplan ist bereits so aufgestellt das du es nicht schaffen kannst. ich habe fast jeden Tag mindestens eine Stunde an Zeiten die ich nicht vergütet bekomme, weil ich mehr Zeit benötige als laut Tourenplan zur verfügung ist und wenn ich dann noch von Ärzten Rezepte oder verordnungen holen muss oder irgendwelchen Schreibkarm erledigen muss (Pflegeplanung,-verträge, -visiten) dann ist es noch mehr.

Vielleicht mal noch für die extrem Fälle wie bei dir: Du kannst auch dagegen vorgehen. Wenn du nachweisen kannst (z.B. Tourenplan mit unmöglichen Zeiten, dazu Leistungsnachweis und Pflegeplanung, oder Datum auf Arztrezept, wenn dir die PDL die Zeit für Arzt und Apothekenbesuch streicht, dann kannst du dagegen rechtlich vorgehen. Du hast das Recht für die gesamte Arbeitszeit bezahlt zu werden. Wenn du eh von deinem PD die Nase voll hast, kannst du auch zum Anwalt gehen und deine Forderung durchsetzen, allerdings endet der Gang zum Anwalt leider meist mit einer Kündigung durch den AG.
 
Hallo erstmal, ich bin hier neu :wavey:

Ich hab irgendwie noch nie davon gehört, dass man, weil man mehr Zeit braucht irgendwas nicht bezahlt bekommt... Mir war bisher nicht bewusst, dass ich es da wohl ganz gut habe
Wir sind ein kleiner ambulanter privater Pflegedienst und wir haben weder Zeitvorschriften noch Abzüge vom Lohn, falls wir Überstunden machen.. SOlange wir brauchen, solange dauert es eben. Ich arbeite übrigens auch in Ostdeutschland (Sachsen-Anhalt)
Ich finde das echt eine Sauerei, dass man n 5 Minuten Dinge verrichten soll, die eigentlichg länger Zeit brauchen. Da bleibt die Menschlichkeit wirklich völlig auf der Strecke
Ich muss mich auch immer beeilen, habe eine sehr stressige Tour, aber trotzdem würde unsere PDL niemals was sagen, wenn wir auch mal länger brauchen.. eine Kollegin vertritt mich immer in meinem Frei und braucht generell viel länger als ich.. da hat auch nie einer was gesagt..

LG
 
So ist es ja bei uns. Der tourenplan ist bereits so aufgestellt das du es nicht schaffen kannst. ich habe fast jeden Tag mindestens eine Stunde an Zeiten die ich nicht vergütet bekomme, weil ich mehr Zeit benötige als laut Tourenplan zur verfügung ist und wenn ich dann noch von Ärzten Rezepte oder verordnungen holen muss oder irgendwelchen Schreibkarm erledigen muss (Pflegeplanung,-verträge, -visiten) dann ist es noch mehr.
Dazu kann ich nur sagen das Leute die unter den Bedingungen arbeiten es selbst schuld sind. An deiner Stelle würde ich Beweismittel sammeln und den AG dann auf Zahlung der bisher nicht bezahlten Stunden verklagen.
 

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